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Huchtinger Hilfsangebot Mit einem Sprinter zu mehr sprachlichem Verständnis

Die Sprache ist nicht selten eine große Hürde auf dem Weg zur Integration. An dieser Stelle gehen die Sprinter an den Start. Sie helfen Menschen, mehr und besser zu verstehen.
29.01.2024, 05:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Christa Neckermann

Der Weg war kurz für Wilhelm Greve, Betriebsleiter beim Verein Bras – Arbeiten für Bremen und Koordinator der Sprinter Huchting. Von der vierten Etage des Gebäudes am Franz-Löbert-Platz 1, in dem sich auch das Ortsamt befindet, brauchte er weniger als zwei Minuten in das Sitzungszimmer des Ortsamtes, in dem die zweite Fachausschusssitzung Soziales, Armutsprävention und Gesundheit des Beirates Huchting stattfand.

Die Sprinter, die in Huchting und darüber hinaus im gesamten Bremer Stadtgebiet unterwegs sind, sind keineswegs Fahrzeuge zum Transport von Gegenständen. Vielmehr transportieren sie Verständnis und die Möglichkeit eines guten Miteinanders zwischen Bremern und Menschen aus aller Herren Länder.

2012 startete im Haus der Familie Huchting ein stadtteilbezogenes Projekt zur Förderung der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Aufgrund der Flüchtlingsbewegungen und der steigenden Nachfrage im Bereich Sprach- und Integrationsmittlung schlossen sich das Förderwerk Bremen und das Haus der Familie Huchting zusammen, um das Projekt zu vergrößern und zu verstetigen.

Das Sprinter-Projekt ist bei Bras angesiedelt, einem Bremer Beschäftigungsträger, der arbeitsuchenden Menschen vielseitige, attraktive Beschäftigungsangebote bietet und die Teilnehmer bei ihrer Jobsuche auf dem ersten Arbeitsmarkt unterstützt.

125 Sprachmittler an sieben Standorten

Waren es 2015 nur drei Standorte, an denen Migranten sprachlich durch die Sprinter-Sprachmittler bei der Eingliederung geholfen wurde, sind inzwischen 125 Sprachmittler an sieben Standorten in Huchting, Vegesack, Vahr, Bremen-Mitte 1 und 2, Walle und Tenever vertreten. Zusammen decken sie 21 Sprachen ab.

„Unsere derzeit 20 Sprinter genannten Sprachmittler können von Institutionen ebenso wie von Personen angefordert werden, die Hilfe bei der Kommunikation mit ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern benötigen“, erläutert Greve knapp das Konzept. Diese Sprachmittler haben selbst einen Migrationshintergrund, sind meist bereits seit vielen Jahren in Deutschland ansässig, schreiben, lesen und verstehen Deutsch mindestens auf dem Niveau B1, einem Sprachniveau auf Mittelstufe, das auf dem gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen basiert. Auf diesem Niveau werden die wichtigsten Punkte aus Texten zu vertrauten Themen wie etwa der Arbeit, Schule und Freizeit verstanden werden.

Die Aufgabe der Sprachmittler besteht darin, Menschen aus ihrem eigenen Kulturkreis zu unterstützen. Sie kommen immer dann zum Einsatz, wenn ausländische Mitbürger und Mitbürgerinnen aufgrund fehlender Sprachkenntnisse, fehlender Kenntnisse behördlicher Anforderungen und mangelnder Integration an ihre Grenzen für ein eigenständiges, verantwortungsvolles Handeln in einem ihnen fremden Land stoßen. „Unsere Sprinter helfen beim Übersetzen und dem Verstehen von Deutschland“, betont Greve.

Die Voraussetzungen für Sprinter

Wer Sprachmittler bei Sprinter Bremen werden möchte, muss ein paar Voraussetzungen erfüllen: Ein künftiger Sprachmittler muss über 25 Jahre alt sein, in Bremen leben und mindestens seit zwei Jahren Leistungen des Jobcenters, also Arbeitslosengeld 2 beziehungsweise Bürgergeld, bezogen haben.

„Die Sprachmittler übernehmen bei uns nicht nur wichtige Aufgaben bei der Eingliederung von Menschen mit Migrationshintergrund, über ihre Tätigkeit für uns erlangen sie auch Zugang zum ersten Arbeitsmarkt“, macht Wilhelm Greve deutlich. Derzeit können seine 20 Sprachmittler in Huchting verbale Brücken in 15 Landessprachen bauen: Russisch und Ukrainisch, Arabisch, Kurdisch, Persisch, Albanisch, Französisch, Türkisch und Italienisch, dazu einige afrikanische Sprachen.

„Vorteilhaft ist, dass die Sprachmittler – bei uns elf Frauen und neun Männer – selbst einen Migrationshintergrund haben und unseren Kunden mit ihren eigenen Erfahrungen weiterhelfen können“, hebt Greve hervor. Viele der Sprachmittler haben in ihren Heimatländern studiert oder einen Berufsabschluss erworben. Sprinter Bremen vermittelt den Sprachmittlern darüber hinaus Kenntnisse in der Gesprächsführung. In Kooperation mit dem Paritätischen Bildungswerk erhalten sie zudem spezielle Kenntnisse, zum Beispiel in Fachsprachen aus den Bereichen Medizin, Bildung und Soziales. Außerdem erlernen die Sprachmittler die Grundsätze des verantwortlichen Dolmetschens. Allerdings sind sie keine vereidigten Dolmetscher und können auch nicht Dokumente übersetzen und beglaubigen, wie es Übersetzungsbüros tun.

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Bewerber gesucht

„In diesem Jahr müssen acht Sprinterstellen nachbesetzt werden“, sagt Wilhelm Greve. Er sucht Muttersprachler mit russischen oder ukrainischen Sprachkenntnissen, Französisch, Serbisch, Kroatisch, Somali und weiteren afrikanischen Sprachen. Interessierte mit diesen Sprachkenntnissen sind  eingeladen, sich per E-Mail mit Wilhelm Greve, wilhelm.greve@bras-bremen.de, in Verbindung zu setzen.

Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.sprinter-bremen.de.

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