Es ist eine gruselige und für Angehörige unter Umständen traumatisierende Vorstellung: Leichen auf Friedhöfen in Hannover, Osnabrück und vielen anderen Teilen Deutschlands sind aufgrund hoher Grundwasserpegel teils nach mehr als 40 Jahren noch nicht verwest. Stattdessen findet aufgrund der hohen Feuchtigkeit eine Mumifikation statt und es legt sich durch die Hautfette ein Film über den Körper, der optisch an Wachs erinnert. Man spricht in diesem Fall von Wachsleichen.
Während andere Kommunen Friedhöfe aufgrund dieser Entwicklung sperren müssen oder hoffnungsvoll auf die Zunahme von Urnenbestattungen schauen, gibt es solche Probleme in Bremen zumindest bei den städtischen Friedhöfen des Bremer Umweltbetriebs (UBB) nicht in größerem Ausmaß. Der Grund ist etwa am Friedhof Huckelriede für Besucher sofort zu erkennen: Um zu den Gräbern zu gelangen, muss man eine Treppe nehmen. Vor seiner Eröffnung im Jahr 1956 wurde das komplette 27,5 Hektar große Gelände mit Aushub aus dem nahe gelegenen Werdersee um rund sechs Meter erhöht, erläutert Friedhofsleiterin Susanne de Bruin. Durch diese Anhebung kommen die Gräber selbst bei Aushebungen bis 2,30 Meter praktisch nie mit Grundwasser in Berührung – und das ist auf allen städtischen Friedhöfen der Fall, selbst auf den ältesten in Riensberg und Walle sowie den nassesten im Osterholzer Marschland. Nur eine Ausnahme gibt es: Der Friedhof Buntentor hat einen so lehmigen Boden, dass dort heute nur noch Urnen beigesetzt werden.
Friedhofsleiterin Susanne de Bruin: "Top-Böden für Bestattungen"
Das Gegenbeispiel bildet Huckelriede: Der Mischboden, teils mit hohem Sandanteil, lässt die Leichen in der Mindestruhezeit von 25 bis 30 Jahren verlässlich verwesen. Die gelernte Landschaftsgärtnerin Susanne de Bruin kennt das von einer ehemaligen Arbeitsstelle im Osnabrücker Raum auch anders: Dort habe man zeitweise mit Luftkanälen versucht, trotz feuchter Böden eine natürliche Verwesung zu erreichen.
Und wie sieht es bei unterschiedlichen Witterungen auf den städtischen Bremer Friedhöfen aus? Susanne de Bruin zuckt mit den Schultern: Auch in dieser Hinsicht gebe es in Bremen eigentlich nur "Top-Böden für Bestattungen". Zwar sei sehr hartes Erdreich aufgrund von sogenanntem Sommerfrost oder auch mal sandiger Boden schwerer zu bearbeiten, aber bei Weitem kein Problem. Eine absolute Ausnahme sei dies außerdem. Denn durch die geringe Versiegelung und ein natürliches Mikroklima auf den Friedhöfen würden sich die Eichen, Buchen und anderen Pflanzen dort auch in heißen Sommern oft besserer Gesundheit erfreuen als jene im eingezwängten und asphaltierten Stadtraum, so de Bruin. Dennoch pflanze man auch auf den Friedhöfen mit Blick auf die klimatischen Veränderungen zunehmend "Zukunftsbäume", die besonders gut mit Trockenheit und anderen Widrigkeiten zurechtkommen.