Wie geht es mit Bremens Silberschmieden weiter? Die Frage stellt sich in diesen Wochen mehr denn je. Die Silbermanufaktur Koch und Bergfeld ist in Schieflage geraten. In der vergangenen Woche ist das Insolvenzverfahren eröffnet worden. „Wir bemühen uns, einen Käufer zu finden, was in dieser Situation nicht einfach ist“, sagt der Bremer Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht Jan Kind von der Sozietät Esche Schümann Commichau. Kind ist der Insolvenzverwalter in diesem Fall. Seit Ende November begleitet er das Verfahren.
„Wir sind mit mehreren Interessenten im Gespräch, die die Maschinen, das Werkzeug und die Halbfertig- und Fertigware kaufen wollen – aus der Region und darüber hinaus“, sagt Kind gegenüber dem WESER-KURIER. Ein positives Signal gibt es dabei: Einige von ihnen hätten auch Interesse an der Fortsetzung des Geschäfts bekundet. Die Hoffnung sei, einen Käufer zu finden, der die Produktion fortführen wolle. "Es geht um ein wirklich sehr traditionelles Handwerk. Für den Standort Bremen wäre ein Ende dieser Tradition sehr schade“, sagt Sanierungsexperte Kind.
Der Geschäftsbetrieb des Silberbesteckherstellers, dessen Geschichte 1829 begann, ruht schon seit einigen Monaten. Im August ist der Belegschaft für Ende September gekündigt worden. Zuletzt konnten die Gehälter nicht mehr gezahlt werden. Das Geschäft mit Besteck in dem Jahr, berichtete der Geschäftsführer Wigmar Bressel im November, sei „desaströs“ gelaufen. Viele Monate kämpfte er da bereits für die Rettung der Bremer Silberschmiede. Ein Interessent sei nach vielen Gesprächen im Oktober plötzlich abgesprungen. Bressel fürchtete sich vor einer bloßen Verschrottung der Werkzeuge und ein Ende der Handwerkskunst: „Es tut mir ums Kulturgut Silberbesteck leid.“
Zu einigen Mitarbeitern hat Insolvenzverwalter Kind Kontakt. Ihm ist es wichtig gewesen, die ehemaligen Beschäftigten über das Verfahren zu informieren. Durch die Kündigung der Beschäftigten sei Know-how verloren gegangen. „Das bessere Szenario wäre gewesen, das Insolvenzverfahren wäre noch im laufenden Geschäftsbetrieb begonnen worden", sagt Kind. Nicht zu verwechseln ist die Silberbesteckmanufaktur dabei mit dem fast gleichnamigen Unternehmen in der Überseestadt. Es stellt unter anderem Fußballpokale her.
Für die zweite Bremer Besteckschmiede Wilkens und Söhne sind es ebenfalls turbulente Zeiten. Seit Anfang des Jahres steckt das Unternehmen in einer sogenannten Liquidation der Gesellschaft. Es ist damit klar: Hier wird es nicht komplett so weitergehen wie bisher. "Unser Ziel ist es, möglichst viel des Unternehmens zu erhalten", sagt Geschäftsführer Frank Kinze – jetzt in der Rolle eines der Liquidatoren der Wilkens & Söhne GmbH. Es geht um die Marke mit ihrer langen Geschichte seit 1810. Und es geht um die Sicherung der Arbeitsplätze. Knapp 30 Beschäftigte hat die Silberbesteckfirma mit der Krone im Logo derzeit noch.
"Die Investorensuche läuft", sagt Kinze zum Stand. "Wir sind in Gesprächen." Der Austausch läuft vorrangig mit einem vielversprechenden Interessenten. Auch um den Standort in Hemelingen geht es dabei. Kinze geht davon aus, dass die Verträge bis Ende März geschlossen sein werden. "Wir sind guter Hoffnung, dass das über die Bühne geht."