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Selbsthilfe Anonyme Alkoholiker in Achim feiern im April 50-jähriges Bestehen

Zwei Frauen berichten davon, wie sie es mit der Hilfe von AA geschafft haben, ein Leben ohne Trinken zu führen. Wer an den Treffen der Selbsthilfegruppe teilnehmen will, muss nur eine Bedingung erfüllen.
18.03.2024, 17:47 Uhr
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Anonyme Alkoholiker in Achim feiern im April 50-jähriges Bestehen
Von Felix Gutschmidt

Ein Glas Sekt, ein paar persönliche Worte und ein Strauß Blumen: Viel mehr braucht es nicht für eine Jubiläumsfeier. Im Fall der Anonymen Alkoholiker (AA) in Achim braucht es sogar weniger. Vor 50 Jahren hat sich die Ortsgruppe zum ersten Mal im Gemeindehaus von St. Laurentius getroffen. Das ist ein Grund zu feiern, aber kein Grund zu trinken. 1974 wie heute gilt bei AA der Grundsatz "Lebensfreude ohne Alkohol". Alle von Alkoholsucht Betroffenen, deren Angehörige, Freunde und Interessierte sind eingeladen, am Sonntag, 21. April, von 14 bis 17 Uhr ins Gemeindehaus von St. Laurentius, Pfarrstraße 3, zu kommen.

Alkohol gilt bis heute als die am meisten verbreitete Droge in Deutschland. Die Fachstelle Sucht des Kirchenkreises Verden meldet in ihrem jüngsten Jahresbericht, dass 2022 fast zwei Drittel der Menschen, die Hilfe bei der Beratungsstelle in Achim gesucht haben, alkoholkrank waren. Wer einmal abhängig ist, wird die Sucht nie ganz hinter sich lassen können.

Petra und Bärbel, die seit vielen Jahren regelmäßig die AA-Treffen in Achim besuchen, wissen das aus eigener Erfahrung. Jahrzehntelang hat der Alkohol ihre Leben bestimmt. Den Tag, an dem sie trocken wurden, nennen sie ihren AA-Geburtstag. "Da fängt das Leben neu an", sagt Bärbel, die eigentlich ganz anders heißt, ihren Namen aber nicht nennen will. Anonyme Alkoholiker eben. Auch Petra bleibt dem Grundsatz der Selbsthilfegruppe treu, auch wenn sie mittlerweile im Alltag mit ihrer Sucht ganz offen umgeht. Wird ihr bei einer Party Alkohol angeboten, lehnt sie ab und gibt sich auch als trockene Alkoholikerin zu erkennen. Doch für andere eine Flasche Wein kaufen, das würde sie bis heute nicht tun.

Ein Bund der Hoffnung

Bei beiden Frauen ist die Zeit ohne Alkohol mittlerweile länger als die Zeit mit der Droge. Sie blicken auf eine fast 20-jährige Trinkerkarriere zurück. Bei Gesprächen mit Menschen, die neu zur AA-Gruppe stoßen, werden sie an diese Zeit erinnert und an den schwierigen Weg zurück in ein Leben ohne Saufen. Die Anonymen Alkoholiker sind für Bärbel und Petra ein Bund der Hoffnung. Betroffene würden in der Runde begreifen, dass sie mit ihrem Problem nicht alleine sind, und sehen, dass es Menschen gibt, die es geschafft haben, die Finger vom Alkohol zu lassen.

"Das Problem wird kleiner, wenn man darüber spricht", sagt Bärbel. Und in der Gruppe könne jeder offen sprechen. Die Anonymität gebe vor allem jenen Schutz, die neu dazustießen. Niemand kenne die vollen Namen der anderen oder den Beruf. Außerdem werde niemand bevormundet. "Wir geben keine Ratschläge", lautet ein Grundsatz von AA. Ein anderer besagt: "Wir urteilen nicht über andere." Wer zu den Treffen kommen möchte, muss nur eine Sache mitbringen: Den Wunsch, mit dem Trinken aufzuhören.

Derzeit nehmen etwa ein Dutzend Personen regelmäßig an den AA-Treffen in Achim teil. Petra und Bärbel erinnern sich noch an Zeiten, als es etwa doppelt so viele waren. Dass die Gruppe kleiner geworden ist, sehen sie aber nicht als einen Hinweis darauf, dass die Zahl der Erkrankten in der Stadt gesunken sein könnte. Vielmehr habe sich in der Behandlung der Betroffenen viel verändert. Die Aufenthalte in den Kliniken sei kürzer geworden. So hätten es Selbsthilfegruppen schwerer, die Erkrankten überhaupt zu erreichen. Außerdem sei die Teilnahme an den Treffen von AA, Guttempler, Kreuzband und anderen Gruppen im Anschluss an den Klinikaufenthalt nicht mehr verpflichtend.

Programm zum Jubiläum

Anlässlich des Jubiläums der Achimer AA-Gruppe am 21. April hat sich unter anderem die Therapeutin Zora Stenzig angekündigt, die lange in einer Suchtklinik in Bremen gearbeitet hat. Achims ehemaliger Pastor Jürgen Sonnenberg berichtet über die Anfänge von AA in der Stadt. Eine Betroffene wird im Gemeindehaus ihre persönliche Lebensgeschichte schildern, und Bürgermeister Rainer Ditzfeld soll ein Grußwort sprechen. "Es lohnt sich", verspricht Petra.

Unabhängig davon laufen die wöchentlichen Treffen weiter. Die AA-Gruppe Achim trifft sich immer freitags um 19.30 Uhr im Gemeindehaus der St.-Laurentius-Kirche.

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