Die Preise für Wohnungen und Häuser sind einer Studie zufolge im vergangenen Jahr so stark gefallen, wie seit mindestens 60 Jahren nicht. Nach Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft ist die Geschwindigkeit des Preisverfalls historisch einmalig.
Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte bilanziert für den Bereich Cloppenburg-Oldenburg einschließlich der kreisfreien Stadt Delmenhorst jährlich die aktuellen Käufe von Immobilien. Für das Jahr 2023 wird in der Preisentwicklung im gesamten Nordwesten und auch in der Stadt Delmenhorst ein Knick registriert. Verantwortlich für den Preisverfall macht der Dezernatsleiter beim Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung, Holger Seifert, den Einfluss von Ukrainekrieg, Inflation und dem Anstieg der Energiepreise. Seifert macht einen unmittelbaren Zusammenhang mit der Diskussion um das Heizungsgesetz aus. Die Anzahl der ausgewerteten Kaufverträge sei auf allen Teilmärkten, mit Ausnahme von landwirtschaftlichen Flächen, deutlich zurückgegangen.
Zu den Unsicherheiten durch Krieg und allgemeinem Preisanstieg kamen die steigenden Zinsen für Baukredite und explodierende Baukosten. Zwar wurden alle begonnenen Rohbauten fertiggestellt, manche am Hausbau Interessierten ließen aber von ihren Vorhaben ab. Eine gedämpfte Nachfrage habe es somit auch für Bauplätze gegeben. In Delmenhorst wurden darüber lediglich neun Verträge abgeschlossen, 2022 waren es noch 23 und 2021 sogar 54 Abschlüsse. In Delmenhorst sank der Preis für ein Baugrundstück auf durchschnittlich 154.000 Euro. Gleichzeitig sind auch die Grundstücksgrößen geschrumpft, auf 685 statt 760 Quadratmeter im Vergleich zum Vorjahr. Die Käufer haben sich vorsichtig verhalten, hat Christine Stubbemann vom Gutachterausschuss festgestellt. "Wer fürs Grundstück 155.000 Euro zahlt, muss auch noch das Wohngebäude finanzieren", da werde heutzutage leicht mit 500.000 Euro kalkuliert.
Sanierungszustand entscheidet über Preisverfall
Gerade Gebrauchtimmobilien mit Sanierungsbedarf bei der Wärmedämmung und in Bezug auf die Heizungsanlage ist der Preisverfall zu spüren. Bei gebrauchten Eigentumswohnungen wird für das Stadtgebiet Delmenhorst ein Wertverlust von zwölf Prozent vorgerechnet. Seifert gibt den durchschnittlichen Quadratmeterpreis mit 1800 Euro an, im Falle eines Neubaus sieht er eine Verteuerung um 19 Prozent, der Preis pro Quadratmeter liegt in diesem Fall bei 3380 Euro.
War auf dem Grundstücksmarkt noch bis in die erste Jahreshälfte 2022 generell ein Preisanstieg festzustellen gewesen, sind die ausgewerteten Kaufpreise im Jahr 2023 – je nach Lage und Gebäudealter mehr oder weniger – gefallen. Für ein Ein- oder Zweifamilienhaus ist ein Rückgang um 15 Prozent zu verzeichnen, die Durchschnittsimmobilie wurde in dieser Kategorie mit rund 280.000 Euro gehandelt. Der Wertverlust fürs Reihenhaus lag bei 16 Prozent und pendelte sich auf 210.000 Euro ein. 664 Kaufverträge wurden in der Stadt Delmenhorst ausgewertet, im Vorjahr konnten 728 gezählt werden, ein Rückgang um neun Prozent.
Der Bodenrichtwert sank in Delmenhorst im Mittel um zwei Prozent auf 210 Euro/pro Quadratmeter. Zum 1. März wird der Gutachterausschuss die aktuelle Bodenrichtwertkarte veröffentlichen. Wer detaillierte Informationen zur Entwicklung der Grundstückspreise sucht, findet ein teilweise kostenpflichtiges Angebot unter www.gag.niedersachsen.de. Seit 2022 werden die Grundstückmarktberichte nicht mehr als gedruckte Ausfertigung angeboten.
Bilanziert wird auch die Entwicklung auf dem Grundstücksmarkt für landwirtschaftliche Flächen. Ackerland kostet im Bereich Oldenbug-Cloppenburg vielerorts mehr als das Dreifache im Vergleich zum Jahr 2005. Die höchsten Bodenrichtwerte für Ackerland werden im Landkreis Cloppenburg im Umfeld seiner Kreisstadt mit 15 Euro/Quadratmeter gemessen.
Die Auswertung des Gutachterausschusses beruht auf einer Auswertung notariell beglaubigter Grundstückskaufverträge. Dem Gremium sind aus dem Bereich Oldenburg-Cloppenburg insgesamt 8271 Vorgänge an bebauten und unbebauten Grundstücken zugeleitet worden. Die Zahl der Verträge ist damit gegenüber dem Vorjahr um rund 15 Prozent deutlich gefallen. "Es wurde insgesamt eine Fläche von 3527 Hektar (plus ein Prozent) zu einem Preis von zusammen 2328 Millionen Euro (Minus 22 Prozent) umgesetzt.