Der Hort der Käthe-Kollwitz-Schule in Delmenhorst steht kurz vor der Schließung. Die Eltern der 19 Kinder, die derzeit dort nachmittags ab 16 Uhr nach dem Ganztag betreut werden, haben von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Delmenhorst als Träger des Hortangebots Ende April die Kündigung zum Ende des Schuljahres erhalten.
Eltern sind in Sorge
Für die betroffenen Eltern ist die Kündigung eine Katastrophe. Eine davon ist Denise Klenke. Gegenüber unserer Redaktion erklärte die Mutter, dass sie, seit sie die Kündigung bekommen hat, "total angespannt" ist und "unruhige Nächte" hat. Sie habe einen Vollzeitjob, "der dann wahrscheinlich hinfällig wäre, zumal die drohende Schließung auch noch so kurzfristig kommt". Mit diesem Problem sieht sich Denise Klenke nicht allein: Die drohende Schließung würde ihres Erachtens "viele Eltern vor ernsthafte Probleme bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellen". Der Hort sei nicht nur ein Ort der Betreuung, "sondern ein unverzichtbarer Bestandteil unserer sozialen Infrastruktur", so Klenke.
Bei der Awo ist das Bedauern darüber, die Kündigungen so kurzfristig ausgesprochen zu haben, groß. Man habe keine andere Wahl gehabt. "Wir mussten reagieren", sagte Harald Groth. Der Vorsitzender des Awo-Kreisverbandes Delmenhorst erklärte die Hintergründe: Vor wenigen Tagen hatte sich das Landesjugendamt für eine Begehung in der Einrichtung angekündigt. Diese fand am 25. April statt. Mit dabei waren die Awo als Träger sowie die Stadt und Schulleitung. Nach der Begehung kam das Landesjugendamt zu dem Schluss, dass die Räume nach wie vor nicht die gesetzlichen Vorgaben erfüllen. Bereits vor zwei Jahren hatte das Amt dies bemängelt, damals jedoch die beantragte Ausnahmegenehmigung für das Provisorium erteilt, erklärte Groth. Wohl auch, weil in Aussicht gestellt wurde, dass die Probleme behoben würden. Doch passiert ist nichts.
In ihrem Kündigungsschreiben an die Eltern erklärt die Awo, dass man seit mehr als 1,5 Jahren mehrfach im Gespräch mit der Stadt gewesen sei und darauf hingewiesen habe, dass der Hort einen eigenen Raum benötige, um den gesetzlich geforderten freizeitpädagogischen Anspruch nachkommen zu können. Die bisher praktizierte Doppelnutzung eines Klassenraums reiche nicht aus. Das sei bei der Begehung noch einmal deutlich geworden. Es müsse ein anderer Raum seitens der Schule zur Verfügung gestellt werden. Dazu hat das Landesjugendamt noch einmal eine Frist gesetzt: "Bis zum 30. Juni müssen die Probleme geheilt sein", wie Groth es nennt. Andernfalls wird die Awo den Betrieb des Hortes zum neuen Schuljahr einstellen müssen.
Das sagt der Schulleiter
"Es brennt", weiß Schulleiter Patrick Husband. Er versteht die Not der Eltern, versteht zugleich aber auch das Landesjugendamt. "Die Doppelnutzung der Klassenräume muss weg", sagte er. Auch für ihn ist wichtig, dass die Awo einen eigenen Raum bekommt, "damit die Kinder auch mal die Möglichkeit haben, etwas zu bauen und stehen zu lassen, um am nächsten Tag weiterzumachen". Einen Sitzsack zum Ausruhen nach einem langen Schultag fände er ebenfalls schön. Bisher sei das alles nicht möglich, da am nächsten Tag der Raum wieder für normalen Unterricht frei sin muss. Den betroffenen Eltern verspricht der Schulleiter: "Es wird derzeit mit Hochdruck daran gearbeitet, adhoc eine gute Lösung für die Familien zu finden". Fast täglich sei er in Kontakt mit der Stadt: "Die sind da dran."
Die Stadt bestätigt auf Nachfrage: Der Fachdienst Schule und Sport hat sich umgehend mit der Schulleitung zusammengesetzt, um Alternativen zu finden. Es seien einige Ideen entstanden, um eine verlässliche Betreuung für die Kinder der Käthe-Kollwitz-Schule weiterhin zu gewährleisten. Mitte Mai werden diese Ideen mit der Awo besprochen. "Die Ergebnisse werden dann voraussichtlich bei einem Elternabend den Eltern kommuniziert", so Stadtsprecher Timo Frers. Weitere Details wurden nicht genannt.
Schule stößt an räumliche Grenzen
Eines scheint jedoch klar. Für das Finden einer Lösung ist Kreativität gefragt. Denn die Grundschule, die montags bis donnerstags eine Ganztagsbetreuung bis 16 Uhr anbietet, die nicht von der Kündigung betroffen ist, ist längst an ihre räumlichen Grenzen gestoßen. Der Schulleiter verweist auf den einstigen Mehrzweckraum, der inzwischen als Mensa genutzt wird, den PC-Raum, der zum Klassenzimmer umgewandelt wurde, sowie die Container, in denen zwei Klassenräume untergebracht sind. "Wir können keine Räume mauern", so Patrick Husband. Doch er vertraut darauf, dass "alle Parteien eine befriedigende Lösung finden". Auch der Awo-Vorsitzende bestätigt: "Alle sind guten Willens." Sein größter Wunsch ist es: "Gerne würden wir die Kündigungen wieder zurücknehmen."