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Stadt und Werder einigen sich Anwohner sehen Pläne zur LZ-Sanierung in der Pauliner Marsch kritisch

Werder und die Stadt haben sich auf eine Sanierung des Leistungszentrums in der Pauliner Marsch geeinigt. Bei Anwohnern stößt das auf Skepsis, sie befürchten eine Salami-Taktik der Bremer.
14.02.2024, 11:48 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Von Björn Knips

Im Fanshop des SV Werder Bremen gibt es fast alles für den täglichen Bedarf – eine Salami gehört allerdings nicht dazu. Dabei ist diese gerade zumindest rund ums Weserstadion in aller Munde. Werders vermeintliche Salami-Taktik, was die Zukunft des maroden Leistungszentrums (LZ) betrifft, schmeckt nämlich einigen Anwohnern nicht. Denen stößt immer noch sauer auf, dass der Verein beim Umbau des Weserstadions zu Beginn des Jahrtausends das Projekt immer größer werden ließ – entgegen den ursprünglichen Ankündigungen. Sie fürchten eine Wiederholungsgefahr, obwohl Werder inzwischen ganz kleine Brötchen in der Pauliner Marsch backt und verspricht, in dem hochsensiblen Bereich nur vorhandene Bebauung sanieren zu wollen. Die Stimmung bei der Sitzung des Beirats Östliche Vorstadt am Dienstagabend in den gut gefüllten Weserterrassen war jedenfalls ziemlich angespannt. Das Thema ist damit wohl noch nicht vom Tisch.

Werder-Geschäftsführer versichert: "Werden uns nur im Bestand bewegen"

„Ich traue dem Braten nicht“, meinte eine skeptische Anwohnerin und erhielt von einer anderen Anwesenden Zustimmung: „Ich sehe eine Salami-Taktik.“ Befürchtet wird, dass Werder die gerade mit der Stadt getroffene Vereinbarung, die Gebäude auf Platz 11 am Weserstadion gemeinsam zu sanieren, dazu nutzt, doch noch ein großes Leistungszentrum direkt an der Weser zu bauen. Dem widersprach Werder-Geschäftsführer Tarek Brauer allerdings vehement: „Das, was hier von uns einmal geplant war, ist beerdigt. Wir wollen keine verdeckte Salami-Taktik. Wir werden uns nur im Bestand bewegen.“ 

Zum Hintergrund: In einem langen Moderationsverfahren hatte Werder feststellen müssen, dass der geplante Neubau eines großen Leistungszentrums mit einer Arena für bis zu 5000 Besucher nicht durchsetzbar ist – vor allem wegen der Bedenken einiger Anwohner, die besondere Rechte in diesem Bereich besitzen und so einem Projekt zustimmen müssen. Es ging aber auch um besondere Auflagen, die für das Überschwemmungsgebiet gelten. Die Idee, mit dem LZ umzuziehen, hat Werder inzwischen verworfen. „Wir wollen in der Pauliner Marsch bleiben“, betonte Brauer. Profis, Frauen und Nachwuchs sollen weiter voneinander profitieren. Allerdings muss dafür dringend Platz 11 saniert werden, um die Lizensierungsauflagen der Frauen-Bundesliga zu erfüllen. Der Zustand der Gebäude macht eine Renovierung ohnehin dringend erforderlich. Daran besteht kein Zweifel.

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Weil die Bezirkssportanlage auch vom Breiten- und Schulsport genutzt wird, beteiligt sich die Stadt zu 25 Prozent an den Kosten, die auf acht bis zehn Millionen Euro geschätzt werden. Wird nicht investiert, dann dürfte eine weitere Nutzung der Sportanlage mit dem Rasenplatz und der Laufbahn in den nächsten Jahren schwierig werden.

Die sinnvollste Lösung wäre eigentlich, die vorhandenen Gebäude abzureißen und einen Neubau zu errichten. Doch das könnten Anwohner verhindern. Deswegen haben Stadt und Werder, denen die Grundstücke und Gebäude gehören, vereinbart, die Grundmauern stehen zu lassen und nur im Bestand zu sanieren. Was wiederum die Kosten steigen lässt und einen – sogar von Anwohnern gewünschten Hochwasserschutz der Gebäude durch eine etwas höhere Bauweise – unmöglich macht. Werder akzeptiert das zähneknirschend. Beim Wunsch einiger Anwohner, auch alle Pläne für den Innenausbau zur Freigabe vorzulegen, drohte der Geduldsfaden von Brauer dann aber zu reißen. Wer will sich schon vorschreiben lassen, welche Kloschüssel er bestellen darf.

Werder will Gebäude für Umnutzung prüfen

Das Misstrauen ist bei einigen Anwohnern nun einmal extrem ausgeprägt. Da entsteht schon der Eindruck, sie würde allein ein Umzug des LZ zufriedenstellen. Doch es soll anders kommen. Werder will alle vorhandenen Gebäude für eine Umnutzung prüfen – wie zum Beispiel eine eigene Sporthalle oder Räumlichkeiten im Weserstadion. Dafür brauche es aber auch Lösungen für die aktuellen Nutzer. Da diese beim Betriebshof der Umweltbehörde direkt am Weserstadion nicht gefunden werden konnten, hat sich eine Übernahme dieses Geländes bereits erledigt.

Mit dem Baubeginn auf Platz 11 wird erst im neuen Jahr gerechnet. Nach Jahrzehnten des Stillstands geht es dennoch schneller als erwartet, was auch am Mitwirken der Stadt liegt. Deren finanzielles Engagement ist in Zeiten von Haushaltssperren alles andere als selbstverständlich, zeigt aber auch: Diese am meisten genutzte Sportanlage der Stadt ist für Werder und für Bremen enorm wichtig. Und Werder muss nun eine Alternative zur Salami-Taktik in Sachen LZ finden, die am Ende möglichst allen schmeckt.

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