Das von der Krise am Milchmarkt stark getroffene Deutsche Milchkontor (DMK) bekommt einen neuen Chef. Der Sprecher der Geschäftsführung, Josef Schwaiger, werde seine Amtszeit in der zweiten Jahreshälfte an Ingo Müller übergeben, wie das Unternehmen diesen Mittwoch mitteilte.
In der Mitteilung sprach das DMK von einem „Generationswechsel“. Müller ist 18 Jahre jünger als der 62-jährige Schwaiger. Wann genau dieser Wechsel erfolgen soll, teilte das DMK noch nicht mit. Gerüchte über ein Ende von Schwaigers Amtszeit gab es schon länger, etwa als der Österreicher dem Milch-Symposium auf der Grünen Woche in Berlin Anfang des Jahres fernblieb. Zudem wurde die Molkerei mit Sitz in Bremen und Zeven stark von der Krise am globalen Milchmarkt getroffen.
Erst am Dienstag hatte das Unternehmen die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vorgestellt. Der Umsatz von DMKging von 5,3 Milliarden Euro im Vorjahr auf 4,6 Milliarden Euro in 2015 zurück. Und auch der Gewinn sank deutlich: von 42 Millionen Euro 2014 auf 13 Millionen im vergangenen Jahr. Diesen Schritt habe man jedoch bewusst gemacht, um jeden möglichen Cent auf die Höfe der Genossenschaft zu bringen.
Proteste von Bauern
Proteste von Bauern gab es dennoch immer wieder. Obwohl das DMK Deutschlands größte Molkerei ist, zahlt das Unternehmen nur ein vergleichsweise geringes Milchgeld an seine Lieferanten. Die Folge: Schon jetzt haben etwa 500 Landwirte ihre Verträge mit dem DMK für Ende 2017 gekündigt. Daran ist einerseits die Unzufriedenheit der Bauern schuld, aber auch die Tatsache, dass die Milchwirtschaft immer unrentabler wird.
Ob Schwaigers Rückzug auch damit zu tun hat, kommentiert das DMK nicht. Zu Personalangelegenheiten wolle man sich nicht weiter äußern, teilte eine Sprecherin mit. Wie das Milchmagazin „Elite“ berichtet, hatte Schwaiger erst Anfang 2015 seinen Vertrag um fünf Jahre bis Ende 2019 verlängert.
Wechsel im Aufsichtsrat
Neben dem Geschäftsführer gibt auch Otto Lattwesen sein Posten zum Jahresende ab. Er ist Vorsitzender des Aufsichtsrats und hatte sich immer hinter Schwaiger gestellt. „Josef Schwaiger hat unsere Genossenschaft über viele Jahre erfolgreich geführt und wird unserem Unternehmen auch weiterhin beratend zur Seite stehen“, sagte Lattwesen. Er freue sich zugleich auf Nachfolger Müller. Er kenne die „Anliegen der Landwirte“ und sei ein „ausgewiesener Molkereifachmann“
Müller hat 2011 die Geschäftsführung für das Zentrale Qualitätsmanagement, den Bereich Ingredients sowie die Forschung und Entwicklung übernommen; auf diese Sektoren fällt mehr als einer Milliarde Euro im Jahr. Müller ist verheiratet und hat zwei Kinder.