Deutschlands größte Molkerei-Genossenschaft rechnet beim Wegfall der Milchquote ab 1. April nicht mit einer Milchschwemme. Beim Deutschen Milchkontor (DMK) geht man lediglich von einer jährlichen Zunahme der Milchmenge um etwa vier Prozent aus. Das wäre in etwa soviel wie bisher.
Seinen 9000 Landwirten, die ja zugleich Anteilseigner der Genossenschaft sind, sichert DMK auch weiterhin eine garantierte Abnahme und stabile Preise für die abgelieferte Milch zu, sagt Unternehmensprecher Hermann Cordes. Dafür setzt DMK sowohl auf neue Produkte als auch auf neue Absatzmärkte.
In den vergangenen drei Jahren hat das Unternehmen nach eigenen Angaben zudem mehr als 500 Millionen Euro in seine Werke und die Entwicklung moderner Produktions- und Verfahrenstechniken investiert. Dazu gehört etwa der Bau eines modernen Milchpulverwerks im niedersächsischen Zeven und eine neue Mozzarella-Käserei in Georgsmarienhütte.
An seinen 17 Molkereistandorten verarbeitete DMK im vergangenen Jahr 6,7 Milliarden Kilogramm Milch. An acht weiteren Standorten stellt der Konzern Babynahrung, Eiscreme und Gesundheitsprodukte her. Bekannt sind die DMK-Erzeugnisse unter Markennamen wie Milram, Ravensberger, Oldenburger oder Humana. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen fast 7200 Mitarbeiter.
Sie erwirtschafteten 2014 nach vorläufigen Zahlen einen Umsatz von 5,3 Milliarden Euro. Der lag damit so hoch wie im Vorjahr . Der Gewinn fiel mit 42 Millionen Euro allerdings um zehn Millionen Euro geringer aus. Für Unternehmenssprecher Cordes ist der Konzernüberschuss allerdings kein Maßstab des Erfolges:„Wir treten als Genossenschaft nicht an, um Gewinn zu erzielen, sondern unsere Leistungsfähigkeit drückt sich im Milchgeld aus“, erläutert Cordes.
o habe DMK für 2014 bewusst auf einen höheren Gewinn verzichtet, um seinen Genossenschaftsmitgliedern ein „möglichst stabiles“ Milchgeld auszahlen zu können, heißt es in einer Unternehmensmitteilung. Trotz „extrem schwieriger Marktbedingungen“ habe man den Milcherzeugern in der zweiten Jahreshälfte 2014 durchschnittlich 36,8 Cent pro Kilogramm zahlen können. Damit liege man auf dem Niveau der Vergleichsmolkereien. 2013 waren es 37,4 Cent.
Auf Markschwankungen könne DMK aufgrund der Werksstruktur inzwischen „höchst flexibel“ reagieren – das Russlandembargo habe das Unternehmen deshalb zunächst nicht so stark getroffen wie andere Milchverarbeiter, erklärt Cordes. Der Ausfall habe durch andere Produktbereiche und Absatzmärkte aufgefangen werden können. Allerdings habe der Handelsstopp dazu geführt, „dass in ganz Europa die Milchpreise unter Druck geraten sind“.
Das habe auch DMK zu spüren bekommen. Das Vertriebsbüro in Moskau sei trotz des Embargos nicht geschlossen worden. Die Mitarbeiter dort halten laut Cordes auch weiterhin den Kontakt zu den Kunden. Cordes: „Wir gehen davon aus, dass es irgendwann dort weitergeht.“
Neben Osteuropa will sich DMK auch neue Absatzmärkte in Asien, Südamerika und Afrika erschließen, kündigte der Sprecher der Geschäftsleitung, Josef Schwaiger, an. Demnächst soll eine neue Vertriebsniederlassung in Dubai eröffnet werden, die sich vor Ort um alle Geschäftsaktivitäten in den Golf-Staaten, dem Nahen Osten und Nordafrika kümmern soll.
DMK war 2011 aus der Fusion der Genossenschaften Nordmilch in Bremen und Humana Milchunion entstanden. Die Hauptverwaltung ist am Standort Bremen angesiedelt. In dem Gebäude am Bremer Flughafen arbeiten rund 400 Beschäftigte.