Adrian Crisan spielt seine 16. Saison in der Tischtennis-Bundesliga und inzwischen schon die fünfte beim SV Werder. Derzeit durchlebt der 34-Jährige ein Tief. Vor den Heimspielen gegen Grenzau am Sonnabend (18 Uhr) und gegen Bergneustadt am Dienstag (19 Uhr) ist er nicht hundertprozentig fit und hat außerdem seine letzten fünf Liga-Partien verloren.
Adrian Crisan ist als Tischtennis-Profi ein echtes Vorbild. Seit Dezember 2003 steht der Rumäne unter den besten 50 der Weltrangliste. Im Februar 2006 hatte er dort als Nummer 12 seine beste Platzierung, inzwischen spielt er seine 16. Bundesliga-Saison. So etwas schafft nur, wer das Talent mitbringt und für seinen Sport lebt. Der 34-Jährige ist diszipliniert und ehrgeizig; und wenn er schwierige Phasen durchläuft, ist er besonders trainingsfleißig.
Keiner beim SV Werder kennt Adrian Crisan besser als Cristian Tamas. Beide sind Jahrgang 1980, beide stammen aus Bistrita, sie kennen sich seit fast 30 Jahren und gingen gemeinsam zur Schule. Tamas ist seit 2010, als Crisan nach zehn Jahren in Ochsenhausen an die Weser wechselte, nicht mehr nur Freund, sondern auch Trainer seines Landsmanns. Und keiner weiß besser als Tamas, wie sensibel seine Nummer zwei im Team ist.
Dass Crisan sensibel ist, dürfte wohl jeder regelmäßige Tribünengast in der Klaus-Dieter-Fischer-Halle bestätigen. Läuft es nicht gut am Tisch, leidet Adrian Crisan. Dann weicht die Spannung aus seinem Körper, und sein Gesicht spricht Bände. Der 34-Jährige flucht nicht und wird auch nicht laut. Er hadert leise, aber seine Unzufriedenheit, die ist vom entferntesten Winkel der Halle zu erkennen. Manchmal gelingt es ihm trotzdem, ein Spiel noch zu drehen – manchmal nicht. Doch obwohl es nicht immer danach aussieht: Adrian Crisan gibt alles. Weniger würde er sich gar nicht gestatten. „Aber manchmal reicht es eben nicht.“ Derzeit durchlebt Crisan eine ganz schwierige Phase. „Vielleicht die schlechteste in meiner Laufbahn überhaupt“, sagt er. Die letzten fünf Partien hat er verloren – zuletzt in Frickenhausen gegen die dortige Nummer drei, Qiu Liang. Davor gab Crisan beim 2:3 gegen Fulda und beim 2:3 gegen Düsseldorf gleich beide Partien ab. Mal hatte er etwas mehr Pech, mal etwas weniger.
Fakt ist: Adrian Crisan sucht in dieser Saison noch seinen Rhythmus. Erst hatte er Umstellungsprobleme mit dem neuen Ball, der jetzt aus Plastik und nicht mehr aus Zelluloid ist. Und als er dann endlich auf Touren kam, verletzte er sich Mitte Dezember schwer. Die Knieverletzung (Patellaspitzensyndrom) setzte ihn zunächst völlig außer Gefecht und bereitet jetzt immer noch Schmerzen – mal mehr, mal weniger. „Das war schon ein schwerer Schlag für mich“, sagt er, „und nach vier Niederlagen hintereinander war gegen Qiu zuletzt auch das Selbstvertrauen nicht da.“
Normalerweise trainiert Cristian Tamas in schwierigen Phasen umso intensiver mit seinem Schützling. „Aber wegen der Knieverletzung müssen wir das Training nun ganz besonders dosieren“, sagt der Trainer. Volle Pulle geht also nicht. „Am meisten würde ihm sowieso ein Sieg helfen“, sagt Tamas. Erfolge sind im Tischtennis das beste Mittel, um Krisen zu meistern. Trainer und Spieler hoffen, dass das mit dem Sieg schon am Sonnabend im Spitzenspiel gegen Grenzau klappt. Gewinnt Werder, beträgt der Rückstand zum Tabellendritten Grenzau nur noch zwei Punkte. Es wäre ein großer Schritt in Richtung Play-off-Runde, in der die besten Vier den deutschen Meister ausspielen. „Mit zwei Siegen gegen Grenzau und Bergneustadt hätten wir gute Chancen“, sagt Crisan – und möchte seinen Teil dazu beitragen. „Egal, ob ich dann an Position zwei oder drei spiele: Das Wichtigste ist, dass wir gewinnen.“