Am „Super Tuesday“, dem 3. März, haben 14 der 50 US-Bundesstaaten Vorwahlen zur Präsidentschaftswahl im November ausgerichtet. Die große Vorwahl-Welle ist aber noch längst nicht abgeflaut: Noch bis zum 10. März sind „Global Primaries“ zumindest für Mitglieder der Demokraten angesetzt. Die Vorwahlen für US-Amerikaner, die außerhalb der USA leben und mitbestimmen wollen, welchem Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei Delegierte beim Parteitag, der Convention, im Herbst die Stimme geben. Die Buten-US-Demokraten bilden dabei gewissermaßen den 51. Bundesstaat. So werden oft auch Gebiete genannt, die unter Kontrolle der USA stehen – hier geht es ums Gegenteil, den Einfluss auf die Politik in der fernen Heimat. Mit der Abwahl des republikanischen Präsidenten Donald Trump.
Auch die Bremer Wähler zählen zu diesem imaginären Bundesstaat, dem ebenso die Stimmen der US-Bürger in Australien, Belgien, Guatemala, Japan oder Indien und vielen Ländern mehr zugerechnet werden. Wer nicht von zu Hause aus per Brief wählen wollte, konnte sein Votum am Sonntag auch in den Räumen einer Tanzschule in der Bahnhofsvorstadt abgeben. Als Brief oder als Stimmzettel, für die eine – eher kleine – Urne bereit stand. 24 Stimmzettel landeten im Lauf des Tages darin: 18 Wähler votierten für Bernie Sanders, sechs für Joe Biden.
Etwa 900 US-Staatsbürger leben in Bremen, schätzt Mandi Larsen. Die 42-jährige Sozialwissenschaftlerin an der Jacobs University leitet die Bremer Abteilung der „Democrats Abroad“, der außerhalb der USA lebenden Parteimitglieder. Ungefähr 80 Personen. Organisatorisch gehören sie bislang zum Hamburger Chapter, wollen sich aber mehr auf eigene Veranstaltungen konzentrieren. Wie zum Beispiel die Vorwahl, nach der sich Wählerinnen und Wähler mit glutenfreien Brownies und Getränken stärken konnten.
„Man muss nicht unbedingt zu uns kommen, aber viele Amerikaner im Ausland vermissen es, persönlich an einer Wahl teilnehmen zu können. Viele haben nicht so viel Kontakt zu anderen Amerikanern. Das ist eine gute Gelegenheit zu quatschen“, sagt Mandi Larsen, die zuletzt im Bundesstaat New York gewohnt hat. „Und viele wissen nicht, dass sie sich an Wahlen in den USA beteiligen können, auch wenn sie schon länger hier leben.“ Überhaupt ist vielen manches unklar an dem komplizierten Wahlsystem.
Die Politik im positiven Sinne beeinflussen
„Am Ende schicken alle Democrats Abroad gemeinsam 13 Delegierte zur Convention, um über die Spitzenkandidatur der Demokraten zu entscheiden“, sagt Mandi Larsen. Dan aus Minnesota lebt seit elf Jahren in Deutschland. Der Lehramtsstudent für die Fächer Deutsch und Sport, war eigentlich von 21 Delegierten ausgegangen. „Man hat das Gefühl, dass man von hier aus nicht viel bewirken kann – Kalifornien hat 400 Delegierte.“ Es kommt auf den Versuch an. „Es ist mein Privileg, meine Stimme abgeben zu können, um die Politik im positiven Sinne zu beeinflussen“, bekennt er Farbe.
Ob neben Joe Biden, Tulsi Gabbard und Bernie Sanders auch Henry Hewes und Robby Wells nach dem Superdienstag noch im Kandidatenrennen sind? Ganz sicher ist sich auch Tanja nicht. „Schade, dass Elizabeth Warren nicht mehr drin ist“, sagt die erst kürzlich aus North Carolina nach Bremen gekommene Managerin. „Ich würde es gerne sehen, wenn Trump nicht länger Präsident ist. Ich bin halb deutsch, aber ich habe noch nie in Deutschland gewählt. Darüber habe ich gerade mit meiner Tante Bärbel gesprochen.“