Fluggesellschaften stornierten Flüge, Reiseveranstalter klagten über sinkende Türkei-Buchungen und auf Bildern sind leere Liegestühle am türkischen Mittelmeer zu sehen. Solche Nachrichten bestimmten die Hauptreisezeit in diesem Sommer. Aufgrund der politischen Spannungen in dem Land hat nun das Auswärtige Amt die Reisehinweise für das Land verschärft. Am Bremer Flughafen zeigen sich Urlauber und Vertreter von Reisebüros unterdessen aber unbeeindruckt und entspannt.
Die Schlangen am Turkish-Airlines-Schalter werden am Sonnabendnachmittag kurz vor dem Flug nach Istanbul immer länger. In den Reisebüros haben sich die Flüge vor allem bei Spätbuchern gut verkauft.
„Jetzt, in den Ferien, sind alle Flieger aus Norddeutschland in die Türkei komplett ausgebucht“, sagt Miriam Erdt, Tourismuskauffrau vom im Flughafen ansässigen Reisebüro „Trio Reisen“. Das betreffe die Flüge aus Bremen, Hamburg, Hannover und Münster. Wer also derzeit Last-Minute einen Urlaub in der Türkei buchen wolle, werde kaum etwas bekommen – bis zum 4. August habe das Reisebüro keine Direktflüge mehr.

Tourismuskauffrau Miriam Erdt hat bis zum 4. August keine Türkei-Reisen mehr.
Der einfache Grund dafür ist nach ihren Angaben das Preis-Leistungs-Verhältnis. „Das geht einfach nicht besser“, sagt Erdt. Die Urlauber hätten sicherlich von den Reisehinweisen des Auswärtigen Amtes für die Türkei gehört, bei ihnen im Reisebüro hätte es deswegen aber bislang keine konkreten Nachfragen gegeben. Außerdem gebe es ja auch zahlreiche andere Reise- und Sicherheitshinweise für Länder wie Ägypten, Nordafrika oder Fernziele wie Mexiko.
Strände derzeit „proppenvoll“
Insgesamt kam es laut Erdt in den vergangenen Tagen nur zu zwei Umbuchungen von Flügen in die Türkei. Das könnte auch mit der Inhaftierung von deutschen Menschenrechtlern in der Türkei zusammen gehangen haben. „Wir würden den Menschen keine Reisen verkaufen, wenn wir nicht davon ausgehen, dass sie in den Hotels sicher sind“, sagt die Tourismuskauffrau. Sie reise selbst jedes Jahr in die Türkei, ihr Chef Bünyamin Sereflioglu sei gerade selbst für mehrere Wochen dort. Den Urlaubern rate man, auf bestimmte Sachen zu achten und größere Menschenansammlungen auf öffentlichen Plätzen zu meiden.
In den Hotels und den dazugehörigen Privatstränden in der Türkei sei es derzeit aber „proppenvoll“, sagt Erdt. Am meisten nachgefragt werde die klassische Pauschalreise, meist mit einem All-Inclusive-Angebot. In den Top-drei der gebuchten Ziele von „Trio Reisen“ liegt die Türkei klar in Führung. Es folgen Spanien und die griechischen Inseln.
Reiseveranstalter merkt keinen Einfluss der Reisehinweise
Ähnlich sieht es Oliver Goszyk vom Reiseanbieter L‘Tur. „Bislang merken wir keinen Einfluss durch die Warnhinweise“, sagt er. Ende Juni habe es einen starken Anstieg der Nachfrage nach Türkei-Urlauben gegeben, weil die Preise niedrig waren. Diese seien dann wieder gestiegen und mittlerweile verkaufe er sogar Türkei-Reisen über dem Normalpreis. Quasi seit dem Putschversuch gegen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan vor einem Jahr habe es einen Rückgang gegeben und Airlines hätten Flüge gestrichen. „Aber momentan ist es echt voll“, sagt Goszyk.
Es gebe aber eine große Gruppe von Leuten, die aus politischen Gründen, wegen Erdogan oder der Islamisierung nicht in die Türkei fliegen wollen, weiß Goszyk. Wie der Bremer Hartmut Krenzer, der es ablehnt, derzeit in die Türkei zu fliegen. „Ich bin nicht bereit, in ein Land zu reisen, das derzeit in die Totalitarität abdriftet“, sagt Krenzer.

Hartmut Krenzer würde derzeit nicht in die Türkei fliegen.
Ganz anders sieht es Dilek G. aus Hamburg, die mit ihrer Familie vorm Check-In nach Istanbul steht. „Wir fliegen jedes Jahr in die Türkei“, sagt sie. Von den Reisehinweisen halte sie nichts, das sei aufgebauscht. Angst hätten nur Menschen, die sich in der Türkei überhaupt nicht auskennen. Auch in Deutschland gebe es unsichere Orte und Situationen, wie man gerade in Hamburg G20-Gipfel festgestellt habe. Das sieht auch Mustafa B. so. Heutzutage könne einem überall etwas passieren, nicht nur in der Türkei.
In den Hinweisen des Auswärtigen Amts heißt es, dass privat oder geschäftlich Reisende in der Türkei „zu erhöhter Vorsicht geraten“ werde. Zudem wird empfohlen, sich auch bei kurzzeitigen Aufenthalten in die Listen für Deutsche im Ausland bei Konsulaten und der Botschaft einzutragen.