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Kanalsanierung am Friedenstunnel in Bremen Abwasser fließt in vier Metern Höhe

Wegen einer Kanalsanierung werden rund um den Friedenstunnel in Bahnhofsnähe die Abwässer oberirdisch abgeleitet. Verkehrsteilnehmer und geruchsempfindliche Menschen soll das aber nicht beeinträchtigen.
16.01.2016, 00:00 Uhr
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Abwasser fließt in vier Metern Höhe
Von Frauke Fischer

Wegen einer Kanalsanierung werden rund um den Friedenstunnel in Bahnhofsnähe die Abwässer oberirdisch abgeleitet. Verkehrsteilnehmer und geruchsempfindliche Menschen soll das aber nicht beeinträchtigen.

Am Friedenstunnel in Bahnhofsnähe gibt es derzeit etwas zu sehen: Arbeiter haben blaue Stahlrohre mit beachtlichem Durchmesser verbunden und in über vier Metern Höhe zu einem Bauwerk aufgerichtet. Die eindrucksvolle Konstruktion verläuft entlang der Häuserzeilen Außer der Schleifmühle und an einem Ende noch um die Kurve in den Friedenstunnel hinein. Sie erinnert an die Rohrbauwerke, die rund um Großbaustellen das Grundwasser ableiten wie einst in Berlin am Potsdamer Platz oder aktuell zwischen Wallanlagen und Bahnhofsvorplatz. Dort hat der Tiefbau für die beiden Häuser begonnen. Oberirdische Leitungen transportieren gefiltertes Grundwasser in den Stadtgraben, um das Trogbauwerk trocken zu halten.

Der Grund für das weithin sichtbare Rohrwerk am Friedenstunnel ist jedoch ein anderer: Dort werden Kanalstränge in den kommenden Wochen saniert. Die blauen Rohre mit 60 Zentimeter Durchmesser sind nichts anderes als ein oberirdisch geführter Abwasserkanal, eine Umleitung quasi, denn der Reparaturabschnitt muss mischwasserfrei gehalten werden, solange dort gearbeitet wird.

„Anwohner und Verkehrsteilnehmer werden von der Sanierung selbst kaum etwas merken“, versichert Karsten Messer. Der Projektleiter von Hansewasser kann auch gleich erklären, warum. Das gewählte Verfahren für die „Ertüchtigung“ des Kanals – genauer gesagt: der Mischwassersammler meist von Anfang des 20. Jahrhunderts – ist die sogenannte geschlossene Bauweise. Anders als in vielen Bremer Straßen in den vergangenen Jahren müssen deshalb auf der neuen Baustelle in Bahnhofsnähe keine tiefen Gruben in Fahrbahn oder Bürgersteigen ausgehoben werden, um auf ganzer Länge neue Rohre einzulassen. Stattdessen erlaubt dieses technische Verfahren, mit Harz getränkte Nadelfilzschläuche mittels einer Wassersäule in den Kanal einzubringen. Im nächsten Arbeitsschritt werden die Schläuche 48 Stunden lang mit rund 60 Grad warmem Wasser aufgeheizt. Das Harz reagiert, härtet aus und presst die Schläuche dabei von innen gegen die Rohre, erklären Projektleiter Messer und Hansewasser-Sprecher Oliver Ladeur. Gut 220 Meter Kanal werden auf diese Weise saniert. Eine der Baugruben, die in Karsten Messers Plan eingezeichnet ist, ist gerade einmal drei mal vier Meter groß.

„Ob sich ein solches Verfahren eignet, hängt vom jeweiligen Schadensbild ab“, sagt Messer. Manchmal seien Kanäle so marode, dass man die offene Bauweise wählen müsse. Hier reicht „ein Stützstrumpf“ von innen. So umschreibt Oliver Ladeur den Filzschlauch und dessen Wirkung.

Die Einschränkungen für den Verkehr sollen nach Angaben der Hansewasser-Vertreter gering sein. Autos in der Einbahnstraße Außer der Schleifmühle in Richtung Bahnhof werden auf einer Fahrspur weitergeführt.

Im Friedenstunnel haben die Bauarbeiter zwischenzeitlich Material gelagert, Fuß- und Radweg dafür in Beschlag genommen. Rot-weiße Absperrzäune markieren den gesamten Baustellenbereich, der im Laufe der kommenden Wochen je nach Fortschritt ein wenig wandern wird.

„Für die Anwohner läuft alles wie bisher“, sagt Karsten Messer. Sie seien einige Wochen vor Baubeginn informiert worden. Abflüsse und Toilettenspülungen sollen funktionieren wie bisher. Die Vorstellung, dass die Abwässer nun oberirdisch durch die Stahlrohre umgeleitet werden, mag ein wenig irritieren. Frostanfällig sei das Konstrukt aber nicht, und Projektleiter Messer versichert auf Nachfrage auch: „Man riecht nichts, und es tropft auch nicht.“

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