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Straße Am Wall weiterhin gesperrt Großbrand richtet Millionenschaden an

Der Großbrand im Traditions-Textilhaus „Harms am Wall“ hat einen Millionenschaden angerichtet. Der Einsatz dauert zurzeit noch an - die Straße Am Wall ist gesperrt.
07.05.2015, 00:00 Uhr
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Der Großbrand im Traditions-Textilhaus „Harms am Wall“ hat am späten Mittwochabend vermutlich einen Millionenschaden verursacht. Verletzt wurde dabei niemand, wie ein Feuerwehrmann am frühen Donnerstagmorgen sagte. Allerdings sei ein "immenser Brandschaden" entstanden.

„Das Feuer ist weitestgehend gelöscht, es gibt aber weiterhin immer wieder Glutnester“, sagt Einsatzleiter Stefan Warnken. Das Harms-Gebäude selbst konnte von den Feuerwehrleuten kaum betreten werden, erzählt er: „Wir mussten uns vortasten und gucken, wo stabile Betondecken sind, denn es besteht Einsturzgefahr.“ Gelöscht wurde vor allem von den Dächern der angrenzenden Gebäude. „Wir mussten uns den Weg durch die Nachbarhäuser ertasten, um von dort aus an das brennende Gebäude ranzukommen.“ Das Feuer habe sich höchstwahrscheinlich vom Dach aus in die unteren Stockwerke ausgebreitet. Bei einem der beiden Nachbarhäuser habe ebenfalls der Dachstuhl gebrannt, so Warnken.

„Es wirkte sehr bedrohlich, die Flammen schlugen meterhoch, das Gebäude brannte lichterloh und zum Teil sah es aus, als ob die Feuerwehrleute selbst in Flammen stünden“, erzählt eine 53-jährige Anwohnerin, die in der Nähe wohnt und das Feuer in der Nacht zu Donnerstag von ihrer Dachterrasse aus beobachtet hat.

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Die Straße "Am Wall" ist ab Herdentor weiterhin gesperrt. Die Straßenbahn Haltestellen Herdentor und Schüsselkorb können inzwischen wieder bedient werden. Bis etwa 15 Uhr könnten die Feuerwehrleute nun am Wall noch im Einsatz sein, sagt Warnken. Die Stärke der Einsatzkräfte solle nun auch reduziert werden.

Es brannte nach Angaben der Feuerwehr der viergeschossige Gebäudekomplex, bestehend aus drei Geschäftshäusern, auf einer Länge von circa 50 Metern in voller Ausdehnung. Das Feuer war nach ersten Erkenntnissen im Dachgeschoss ausgebrochen und drohte auf die Nachbargebäude überzuspringen. Dennoch wurden die Nachbarhäuser in Mitleidenschaft gezogen. Fenster zerbrachen aufgrund der hohen Hitzeentwicklung.

Gemeldet worden war der Großbrand gegen 21.40 Uhr. Eine Rauchwolke über der Stadt hatte viele Menschen auf den Brand aufmerksam gemacht. Um 00.25 Uhr konnte vom Einsatzleiter „Feuer in der Gewalt“ gemeldet werden. Die Feuerwehr war mit über 160 Einsatzkräften und rund 45 Fahrzeugen vor Ort. Neben der Berufsfeuerwehr eilten auch mehrere Freiwillige Feuerwehren zur Hilfe. Derzeit sind noch etwa 40 Einsatzkräfte der Feuerwehr vor Ort.

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Brandermittler machen sich für eine Begehung bereit, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Es werde auch geprüft, ob die Gebäude stabil sind. Teile des Daches brachen ein. Wie es zu dem Feuer in dem viergeschossigen Gebäudekomplex kam, ist noch unklar. Die Kripo hat die Brandursachenermittlung aufgenommen. Die Ermittlungen zur Brandursache werden sich noch einige Zeit hinziehen. Der Brandort wird durch die Ermittler zusammen mit einem Statiker und einem Gutachter hinsichtlich der Brandursache untersucht. Dies kann aber erst erfolgen, wenn der Brandort erkaltet ist.

Innensenator Ulrich Mäurer bedankte sich bereits heute Vormittag bei den Kräften für ihren Einsatz. Mäurer war noch in der Nacht rausgefahren, und hatte sich einen persönlichen Eindruck von der brisanten Lage verschafft. "Dank der beeindruckenden Zusammenarbeit aller Beteiligten ist es gelungen, eine Ausweitung des verheerenden Großbrandes zu verhindern", so Mäurer.

"Harms am Wall" ist seit weit über 100 Jahren eine Institution in Bremen. Auf fünf Etagen bietet das Geschäft Kleidung, Bettwäsche und Heimtextilien an. (wk/ dpa)

Historie zum Traditionskaufhaus

Eine neue Tischdecke, Gardinen für das Esszimmer, ein Sekretär für die Diele oder ein Abendkleid für den Ball am Wochenende? Es gab Zeiten, in denen nicht nur alteingesessene Bremer Familien für alle diese Wünsche nur eine Adresse in der Hansestadt ansteuerten: Harms Am Wall.

1865 wurde das Unternehmen F. H. Harms GmbH durch Frerich Hinrich Harms an der Adresse Neuenweg 12 / Ecke Wenken-straße gegründet. 1911 zog es in das Gebäude Am Wall. Die Architekten Richard Janssen und Viktor Meeussen hatten es gebaut.

Auf ihre Pläne für ein Geschäftshaus ging auch der damalige Fruchthof am Breitenweg zurück, der dann im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Das Harms-Gebäude Am Wall gilt als Vertreter einer Reformarchitektur, die in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg in Deutschland vielerorts entstand. Vor allem amerikanische Geschäftshäuser jener Zeit beeinflussten die Entwürfe. Gerade die Fenstergliederung und Ornamentik der Fassade zeigen Parallelen auf.

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32 trat der Schwiegersohn von Adolf Harms, Walter Asendorf, in die Firma F. H. Harms GmbH ein. 1958 kam Gerd Bremermann, der Schwiegersohn von Walter Asendorf, dazu.

Nach dem Tod des Seniorchefs Walter Asendorf im Jahr 1988 und dem plötzlichen Tod Gerd Bremermanns 1990 wurden Margret Asendorf und Jutta Bremermann zu den Hauptgesellschaftern. Sie suchten im Jahr 2000 gemeinsam mit dem damaligen geschäftsführenden Gesellschafter Herbert Korte einen Nachfolger für den Geschäftsbetrieb.

Ein Jahr darauf übernahm Hans Eulenbruch die Anteile an der F. H. Harms GmbH. In diesem Jahr sollte im November das 150-jährige Bestehen des Textilhauses gefeiert werden.

Gerade erst hatte der größte Umbau in der 150-jährigen Firmengeschichte begonnen.

Im August 2013 war es schon einmal zu einem Brand bei Harms Am Wall gekommen. Damals brach ein Feuer in einem kleinen Schaufenster des Textil- und Bekleidungshauses aus. Möglicherweise ein Kabelbrand, vermutete damals die Kripo. Die Folge: Die gerade eingetroffene Winterkollektion war teilweise verräuchert und wurde zu Rabattpreisen verkauft.

(fis)

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