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Gastbeitrag über Familienunternehmen Stabilisierender Faktor der deutschen Wirtschaft

Familienunternehmen prägen die deutsche Wirtschaft. Ihr unternehmerisches Handeln ist von Tradition geprägt und langfristig ausgerichtet, schreibt Gastautor Dieter Leuthold.
22.08.2017, 19:32 Uhr
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Von Dieter Leuthold

Der US-amerikanische Investor Guy Wyser-Pratte, „Finanzrambo“ oder „gefürchtetster Firmenjäger der Wall Street“, hat – wie im WESER-KURIER zu lesen ist – in einem offenen Brief an den Vorstandsvorsitzenden des Bremer Raumfahrtunternehmens OHB kritische Fragen gestellt, die auf die Eignerfamilie, ihre Unabhängigkeit und auf das Alter der für das Unternehmen Verantwortlichen abzielen.

Er will offenbar Unruhe stiften, den Wert der Aktien erhöhen und das Familienunternehmen diskreditieren. Dabei prägen Familienunternehmen unsere Wirtschaft und sind in entscheidendem Maße für Wohlstand und Erfolg verantwortlich.

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Hamburg ist mit 34 Familienunternehmen, die mehr als 300 Millionen Euro Jahresumsatz haben, der mit Abstand größte Standort, gefolgt von Düsseldorf, München und Stuttgart. Bremen wird mit elf Familienunternehmen, die den angegebenen Umsatz erreichen, genannt; Berlin verfügt nur über sieben Firmen dieser Größe.

In einer Studie über Familienunternehmen von 2016 ist zu lesen, dass diese zahlreiche positive Eigenschaften haben: Sie seien ein stabilisierender Faktor, engagiert in den Bereichen Ausbildung, Integration, Kultur und im Sozialen, Träger regionaler Identität und sie legten Wert auf die Langfristigkeit der Mitarbeiterverbundenheit.

75 Prozent der Fach- und Führungskräfte würden ihre Zufriedenheit mit ihren Arbeitgebern in Familienunternehmen äußern. Bei Großkonzernen seien es nur 65 Prozent. Ursache hierfür: überwiegend Arbeitsplatzsorgen, Unruhe bringende Um- und Restrukturierungen und Konkurrenzdruck bei den Mitarbeitern.

Goethe zur Lektüre

In Familienunternehmen dagegen werde langfristig geplant. Hier sei das unternehmerische Handeln von Tradition geprägt. „Das Geschäft zielt nicht primär auf Umsatz- und Gewinnsteigerungen, sondern ist bestimmten Werten verpflichtet und langfristig ausgerichtet, “ heißt es in der Studie.

Kann aber das Lebensalter der in den Familienunternehmen Verantwortung Tragenden ein negatives Kriterium sein? Wenn wir dazu den Blick auf die USA richten, werden wir eines Besseren belehrt. Für viele erfolgreiche amerikanische Unternehmer steht Warren Edward Buffett, der am 30. August 1930 geboren ist, also 87 Jahre alt wird und als Groß­investor und Unternehmer weiterhin sehr aktiv ist.

Der Milliardär hält selbst fast 20 Prozent seines Investment-Unternehmens Berkshire Hathaway und gilt als einer der größten Mäzene in seinem Land. Man empfehle Guy Wyser-Pratte daher Goethe zur Lektüre: „Wenn man alt ist, muss man mehr tun, als da man jung war.“

Unser Gastautor ist Professor am Institut für Unternehmensgeschichte und beim Arbeitskreis für Management und Wirtschaftsforschung der Hochschule Bremen. Der 75-Jährige hatte einst in Bonn und Berlin Geschichte studiert.

politik@weser-kurier.de

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