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Vereinigung der Verfolgten kritisiert Pläne als instinktlos / Nowack: Keine politische Veranstaltung Protest gegen Fest auf der Bahrsplate

Blumenthal. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) hat sich in die Diskussion um das vom Blumenthaler Ortsamt und Beirat geplante Volksfest auf der Bahrsplate eingeschaltet. "Angehörige und politische Erben der Opfer der Vernichtung durch Arbeit protestieren gegen diese Gedankenlosigkeit und das Vergessenmachen", schreibt der Landesvorsitzende der Vereinigung, Raimund Gaebelein, in einer Pressemitteilung.
22.01.2013, 05:00 Uhr
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Protest gegen Fest auf der Bahrsplate
Von Patricia Brandt

Blumenthal. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) hat sich in die Diskussion um das vom Blumenthaler Ortsamt und Beirat geplante Volksfest auf der Bahrsplate eingeschaltet. "Angehörige und politische Erben der Opfer der Vernichtung durch Arbeit protestieren gegen diese Gedankenlosigkeit und das Vergessenmachen", schreibt der Landesvorsitzende der Vereinigung, Raimund Gaebelein, in einer Pressemitteilung.

Wie berichtet, hat der Beirat Blumenthal 250000 Euro für eine 75-Jahr-Feier zur Eingliederung der Gemeinde in die Stadt Bremen beantragt. Es soll Kulturveranstaltungen und ein Volksfest auf der Bahrsplate geben. Das hat die Vereinigung mit Entsetzen registriert: "Bestürzend und schwer zu ertragen ist die Gleichgültigkeit, mit der faschistische Planungen als Normalität eingestuft werden." Der Landesvorsitzende Raimund Gaebelein erinnert daran, dass auf der Bahrsplate vor dem Krieg Aufmärsche der Nazipartei stattfanden und während des Kriegs Baracken für Kriegsgefangene und das KZ-Außenlager Blumenthal standen. Das Fest solle also dort stattfinden, "wo wenigstens 134 Zwangsarbeiter an Hunger, Entkräftung umkamen, erschlagen, erschossen, erhängt wurden." Gaebelein sieht das als Instinktlosigkeit an und setzt nach: "Erwarten Ortsamt und Beitrat vielleicht auch noch, dass Angehörige an den Feiern zur Schaffung der Voraussetzungen für die Deportation ihrer Väter, Brüder und Onkel teilnehmen?"

Die SPD fühlt sich unterdessen missverstanden. "Von einer großen Sause" sei nie die Rede gewesen, meint Alex Schupp, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender. "Selbstverständlich werden bei diesen Veranstaltungen auch die Nutzung der Bahrsplate während des nur zwölf Jahre herrschenden Regimes des "1000-jährigen Reiches" und die Nutzung nach 1945 Themen sein." Und weiter: "Dieses hindert uns aber nicht, das Areal in angemessener Weise in Zukunft zu nutzen." Die Bahrsplate sei nun einmal die einzige freie, zentral gelegene Fläche im Stadtteil.

In diese Kerbe schlägt auch Ortsamtsleiter Peter Nowack (SPD): Ein Jedermann-Fest mit bis zu 4000 Besuchern wie für 2014 geplant, sei nur auf der Bahrsplate möglich. Doch die Fläche könne wegen fehlender Infrastruktur nicht genutzt werden. "Für uns ist das Ganze keine politische Veranstaltung, sondern der Versuch, Geld aus dem Haushalt der Stadt nach Blumenthal zu organisieren." Von dem beantragten Geld für die Feierlichkeiten hoffen die Blumenthaler laut Nowack, die Bahrsplate erschließen zu können. Dies, so Nowacks Parteikollege Schupp, "wurde uns bis heute mit Hinweis auf die leeren Kassen Bremens immer verweigert".

Schupp erinnert sich in diesem Zusammenhang übrigens auch an einen von der CDU eingebrachten Antrag des Beirats von 1996: Damals wollten die Blumenthaler noch dem Land Bremen geschlossen den Rücken kehren und sich lieber in Niedersachsen eingemeinden lassen.

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