Seit Tagen pendeln drei Familien aus Bremen und dem Umland zwangsweise zwischen ihren Wohnorten und dem Airport. Immer wieder werden Flüge, die sie nach Antalya bringen sollen, gestrichen oder verschoben. Beamte der Bundespolizei müssen aufgebrachte Passagiere in der Wartezone beruhigen. Die betroffene Fluggesellschaft schweigt dazu. Eine Familie will jetzt einen Anwalt einschalten.
Diesen Urlaub werden Maria und Hendrik Schlake nicht so schnell vergessen. Dabei hat er noch nicht mal begonnen. Das Ehepaar aus Ganderkesee ist immer noch auf dem Flughafen beziehungsweise zu Hause. Es pendelt hin und her. Seit Tagen geht das so. Flüge, die das Paar und den zweijährigen Sohn Linus nach Antalya bringen sollen, werden entweder gestrichen oder verschoben. Maria Schlake: „Es ist zum Verrücktwerden.“
Seit Monaten freuen sich die Schlakes auf ihren Urlaub in der Türkei. Mit zwei weiteren Familien aus Bremen und Verden soll es zum Tauchen gehen. Mit Germania wollen sie fliegen. So der Plan. Am Sonnabend ist er zum ersten Mal durchkreuzt worden. Schlakes, ihre Freunde und rund 150 andere Passagiere waren pünktlich am Flughafen, nur die Maschine war es nicht. Um 6.15 Uhr sollte sie abheben. „Der Flug ist einfach gestrichen worden“, sagt Maria Schlake. Wegen eines Defektes, habe es am Germania-Schalter geheißen.
18 Stunden später sollte der nächste Flug gehen. Schlakes, die nicht so lange am Airport warten wollten, fuhren wieder nach Hause, um am Abend abermals zum Flughafen aufzubrechen. Wieder waren sie pünktlich, und wieder blieb ihre Maschine am Boden. Auch diesmal wegen eines Defektes, wie die angehende Berufsschullehrerin erfahren hat. Eine Ersatzmaschine sei zwar bereitgestellt worden, nur hätten nicht alle mitfliegen können, weil sie kleiner gewesen sei: „20 Passagiere sollten von ihrem Flug zurücktreten.“ Natürlich habe sich niemand dazu bereit erklärt.
Stattdessen, sagt Maria Schlake, hätten sich tumultartige Szenen im Wartebereich abgespielt. Es sei geflucht und geschrien worden, eine Frau sei zusammengebrochen und zu einem Rettungswagen gebracht worden. Einsatzkräfte der Bundespolizei mussten schließlich anrücken, um aufgebrachte Passagiere zu beruhigen. Nach Angaben von Dienstgruppenleiter Horst Wittmershaus waren mehrere Beamte in die Wartezone gerufen worden. Von einem Tumult will er nicht sprechen: „Manche Leute waren aufgebracht und mussten besänftigt werden, das stimmt.“ Einen Notarzteinsatz bestätigt er nicht.
Nichts zu trinken und zu essen
In der Zwischenzeit war es auch für die Ersatzmaschine zu spät geworden. Das Nachtflugverbot trat in Kraft. Schlakes verließen den Flughafen nach eigenen Angaben erst nach Mitternacht. Zuvor hätten sie ihr Gepäck in Empfang nehmen müssen. Was Maria Schlake besonders stört: „Wir haben so lange gewartet, aber niemand von Germania ist auf die Idee gekommen, den Passagieren etwas zu trinken oder zu essen anzubieten.“
Stattdessen habe es eine Empfehlung gegeben. Die Passagiere sollten am Sonntag beim Airport anrufen, um Informationen für den nächsten Flug zu erhalten. Punkt 8 Uhr, habe es geheißen. Das habe sie auch getan, sagt Maria Schlake, nur: „Die Frau am anderen Ende der Leitung sagte mir dann, dass die Germania-Maschine um 8.30 Uhr startet.“ Schlakes waren in der Nacht wieder zurück nach Ganderkesee gefahren.
Zum Airport sind sie dennoch wieder aufgebrochen. „Wir wollten klären, wie wir endlich nach Antalya kommen – wenn nicht mit der 8.30-Uhr-Maschine, dann mit einer anderen“, sagt Maria Schlake. Nach ihren Worten haben sie lange am Germania-Schalter verhandeln müssen. „Man hat uns vorgeworfen, selbst schuld zu sein, den Flug am Morgen verpasst zu haben“, sagt die 29-Jährige. Für eine Stellungnahme war die Fluggesellschaft am Sonntag telefonisch nicht zu erreichen. Eine Anfrage per Mail blieb unbeantwortet. Schlakes wollen gegen Germania klagen.
Heute fahren sie ein weiteres Mal zum Flughafen. Um 4 Uhr wollen sie aufstehen, um rechtzeitig dort zu sein. Maria Schlake: „Unsere Maschine startet um 6.15 Uhr.“ Vielleicht.