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Historisches Gebäude in Bremen-Hemelingen Ein Rathaus wird zum Rat-Haus

Bremen. Nach vier Jahren des Leerstands kehrt Anfang 2013 in das Hemelinger Rathaus das Leben zurück. Ein Investoren-Trio hat das historische Gebäude gekauft und saniert. Nun ziehen dort vorwiegend soziale Einrichtungen ein.
25.11.2012, 05:00 Uhr
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Ein Rathaus wird zum Rat-Haus
Von Frauke Fischer

Bremen. Nach vier Jahren des Leerstands kehrt Anfang 2013 in das Hemelinger Rathaus das Leben zurück. Ein Investoren-Trio hatte das historische Gebäude im vergangenen Jahr gekauft und damit begonnen, es zu sanieren. In einigen Wochen kommen nun die ersten Mieter. Dabei handelt es sich vornehmlich um soziale Einrichtungen.

Im Hemelinger Rathaus passiert etwas. Vier Jahre lang stand das historische Gebäude leer. Im Sommer 2011 wurde es verkauft. Inzwischen hat die Renovierung begonnen, Fenster und Türen werden ausgewechselt, Wände und Dach gedämmt, Elektrik und Heizung erneuert. Ab Anfang des kommenden Jahres sollen dann die neuen Nutzer einziehen. Aus dem Rathaus wird damit nach den Vorstellungen der Investoren Thomas Stefes, Mirjana Boric und Anton Brinkhege ein Rat-Haus.

Vor allem sind es nämlich soziale Träger und Beratungseinrichtungen, die die Räume dann beleben. Doch auch ein Gastronomiebetrieb, ein italienisches Restaurant, zieht ein. Und womöglich reicht der Platz dann gar nicht mehr für alle Interessenten. Deshalb denken die Investoren inzwischen sogar über einen Erweiterungsbau nach, der sich an das historische Gebäude anschließen könnte. Eine solche Möglichkeit war bereits zum Zeitpunkt des Verkaufs erörtert worden, um die Immobilie mit dem großen Areal drumherum für Investoren attraktiver zu machen.

Thomas Stefes hatte das Hemelinger Rathaus mit seiner weißen Fassade schon eine ganze Weile im Blick, erzählt der Investor. Im Sommer 2011 dann passten offenbar alle Bedingungen zusammen, sodass er das 1906 vom Hofbaurat Wilhelm Mackensen aus Hannover erbaute repräsentative Rathaus mit seinem Partner kaufte. Der Preis? Er wurde nie genannt. Doch zuletzt kursierte die Summe von 425000 Euro. Eine andere Zahl war schon länger bekannt: Ein Gutachten hatte im Jahr 2007 den Sanierungsstau nämlich auf 1,2 Millionen Euro beziffert.

Zum Gebäude mit seinen 1500 Quadratmetern gehören fast 8000 Quadratmeter Grundstück. Eine Herausforderung ist das; auch angesichts denkmalpflegerischer Auflagen, der Nähe zum Autobahnzubringer mit guter Anbindung für die Adresse, aber auch mit viel Verkehrslärm sowie anderer Einschränkungen für die Nutzung. Was Stefes heute zugibt: "Wir haben das Haus mit einem Haufen Ideen, aber ohne Nutzer gekauft. Wir sind also 100 Prozent ins Risiko gegangen." Die Situation hat sich seitdem offenbar komplett geändert.

"Der Standort bekommt Dynamik"

"Ein Haus voller Anlaufstellen für Menschen, die Hilfe brauchen" entsteht nach Ansicht der Investoren gerade. So hat der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) schon frühzeitig Interesse an Räumen signalisiert und damit eine Rolle als Ankermieter übernommen. Andere Träger aus den Bereichen Bildung, soziale Arbeit und Kultur sind dazugekommen. Nun zieht die Gesellschaft für Ambulante Psychiatrische Dienste (Gapsy) und die Gesellschaft für Seelische Gesundheit des ASB ein. Auch Impuls e.V., Träger für Tanz- und Bewegungsangebote, wird im Rathaus präsent sein. Dazu kommt das Institut für Berufs- und Sozialpädagogik (IBS), das unter anderem Qualifizierungen in pädagogischen, sozialen und pflegerischen Berufen anbietet.

Im Laufe des kommenden Jahres könnte sich dann das Restaurant, das im Erdgeschoss 80 bis 90 Innensitzplätze anbieten möchte, auf den Gartenbereich ausdehnen.

An Ideen für die weitere Entwicklung mangelt es den Projektpartnern offenbar nicht. "Der Standort bekommt Dynamik", ist Thomas Stefes sicher. Der Projektentwickler, der Erfahrung mit historischen Gebäuden in Bremen hat, will auch am Rathaus "feinfühlig in die gewachsene, historische Substanz eingreifen". Derzeit, so Stefes, werde die historische Haustür aufgearbeitet. Was ihn begeistert, sind die Überraschungen, die sich bei der Beschäftigung mit historischem Baugrund auftun können. So soll es auf dem Areal am Hemelinger Rathaus einen unterirdischen Bunker geben. Bislang haben die Bauarbeiter ihn aber noch nicht finden können. "Ihr buddelt an der falschen Stelle", hatte mal ein Passant gesagt, der den Bunker noch aus seiner Jugend während der Kriegszeit kannte. Stefes: "Ich würde mich freuen, wenn noch mehr Hinweise von Hemelingern kämen, die sich an etwas erinnern können."

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