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Bremer Gastwirte verärgert Fußball in Kneipen wird teurer

Bremen. Bald ist es soweit, die Bundesliga startet in eine neue Saison. Gastwirte in Bremen sehen dem Auftakt jedoch mit gemischten Gefühlen entgegen. Denn Fußballübertragungen in Kneipen kosten künftig mehr Geld.
17.07.2013, 05:00 Uhr
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Von Gesa Wicke

Bremen. Bald ist es soweit, die Bundesliga startet in eine neue Saison. Gastwirte sehen dem Auftakt jedoch mit gemischten Gefühlen entgegen. Denn Fußballübertragungen in Kneipen kosten künftig mehr Geld. Ab September erhöht der Bezahlsender Sky seine Lizenzgebühren, Wirte in Großstädten müssen für die Spiele dann bis zu 50 Prozent mehr bezahlen. Die Bremer Gastronomen zeigen für die Preissteigerung wenig Verständnis – einige haben ihr Sky-Abonnement bereits gekündigt.

"Für uns ist diese Erhöhung eine Katastrophe", sagt Heike Toprak, die in der Gröpelinger Kneipe "Bei Hanni" hinter dem Tresen steht. "Durch die neuen Preise können wir es uns nicht mehr leisten, weiterhin Bundesliga-Spiele zu zeigen." 63 Quadratmeter misst die Gröpelinger Gaststätte, sie gehört damit zu den kleineren ihrer Art. Etwa 275 Euro monatlich kostet ein Sky-Abo bei dieser Lokalgröße ab September. So sieht es die neue Tarifordnung vor. "Das ist happig", findet Heike Toprak. "Für Kneipen in sozial schwachen Stadtteilen ist das kaum zu stemmen."

Die erhöhten Gebühren auf die Getränkepreise umzulegen, kommt für die Gaststätte nicht in Frage. "Wir haben schon überlegt, ob wir bei Werder-Spielen künftig ein bis zwei Euro Eintritt nehmen sollen", sagt Toprak, "aber das würde die Gäste wohl eher abschrecken." In Gröpelingen hat man sich deshalb entschlossen, das Sky-Abo zu kündigen und auf Fußballübertragungen künftig ganz zu verzichten. "Anders geht es nicht", sagt Toprak, "auch wenn viele Besucher deshalb sauer sind."

Sender verteidigt Preispolitik

Die Preiserhöhung sei fair, heißt es dagegen bei Sky Deutschland. "Schließlich machen die Gastronomen durch die Spiele deutlich mehr Umsatz", sagt Sprecherin Britta Krämer. Demnach erwirtschaften Kneipen in Deutschland und Österreich mit TV-Übertragungen von Sky allein an den 34 Bundesligaspieltagen etwa eine Milliarde Euro Umsatz. Zudem biete das neue Modell für einige Gastwirte sogar Vorteile: Bisher berechnete Sky die Gebühren ausschließlich nach der Quadratmeterzahl eines Lokals. Künftig fließen auch regionale Kaufkraft, Bevölkerungsdichte und Sportaffinität in das Preismodell mit ein.

"Kneipenbesitzer in ländlichen Gebieten zahlen daher künftig weniger", so Krämer. In Großstädten mit Bundesligaverein wie Bremen steigen die Gebühren dagegen an. Durchschnittlich beträgt die Steigerung sieben Prozent, in Einzelfällen liegt sie bei bis zu 50 Prozent. "Das sind aber Ausnahmen", sagt Krämer.

Für die Verärgerung der Gastwirte hat Sky wenig Verständnis, eine Kündigungswelle habe das Unternehmen aufgrund der Tarifsteigerung bisher nicht erlebt. Bei bestehenden Verträge gilt das neue Preismodell ab 1. September, für Neukunden bereits seit dem 1. Juli. Nach eigenen Angaben hat Sky seine Gebühren zuletzt im Sommer 2012 erhöht.

"Erhöhungen in so kurzen Abständen sind für uns als langjährige Kunden völlig unverständlich", sagt Anne Schäpe vom Red Rock an der Schlachte. So gut wie verdoppeln würden sich die Gebühren für die Fußballübertragungen des Lokals ab September. "Das ist ziemlich ärgerlich", sagt Schäpe. Die Fußballspiele will man jedoch auch in Zukunft zeigen. Schließlich kämen besonders an Bundesliga-Wochenenden viele Gäste gerade deshalb ins Red Rock, sagt Anne Schäpe.

Anders die Lage in Achims Beckshaus: "Wir haben erst seit kurzer Zeit ein Sky-Abo", sagt Inhaberin Setareh Ghofrani, die das Lokal im April übernommen hat. Der vorige Besitzer habe dort keine Fußballspiele gezeigt. Bei vielen Kunden habe sich das Angebot deshalb noch nicht herumgesprochen. "Da trifft uns eine Erhöhung zum jetzigen Zeitpunkt natürlich doppelt", sagt Ghofrani. Auf die Preise umlegen will die Gastwirtin die gestiegenen TV-Gebühren trotzdem nicht. "Das ist für uns keine Option, weil wir die Speisekarte gerade erst überarbeitet haben", sagt sie.

Ob sie das Sky-Abo im kommenden Jahr kündigen wird, weiß die Wirtin noch nicht. Vorerst will sie abwarten, wie sich die Situation entwickelt. "Das ist zwar ein harter Schlag für uns", so Ghorani. "Aber da müssen wir jetzt durch." Die Hoffnung, dass in der kommenden Saison mehr Fußballfans ins Beckshaus kommen, mag die Gastronomin noch nicht aufgeben.

So wird abgerechnet

Die Preise für ein Sky-Abo in Kneipen werden nach der Größe des Gastraums berechnet. Insgesamt gibt es sechs Kategorien. Etwa 80 Prozent der Gaststätten bundesweit liegen nach Angaben des Senders in den ersten beiden Kategorien: Bis 35 Quadratmeter zahlen Wirte im Schnitt 209 Euro pro Monat, bis 75 Quadratmeter sind es 274 Euro. In der teuersten Kategorie, ab 200 Quadratmetern, kostet das Abo bis zu 750 Euro. Auch Faktoren wie die Bevölkerungsdichte oder die regionale Sportaffinität fließen in die Berechnung mit ein.

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