Bremen. Schüler des Politik-Grundkurses der Gesamtschule Ost haben den "Hildegard-Hamm-Brücher-Förderpreis für Demokratie lernen und erfahren 2013" gewonnen. Der Titel ihres Projekts lautet: "Wer ist Deutscher? Einbürgerung mit Doppelpass". Auf einer Podiumsdiskussion in der Aula der Gesamtschule diskutierten die Elftklässler jetzt die Ergebnisse ihrer Arbeit mit Bremer Bundestagsabgeordneten von CDU, FDP, SPD, Grünen und Linken.
"Die 20 Schüler haben gezeigt, dass es möglich ist, sich einzumischen und Gesetze zu verändern", sagte Lehrer Hans-Wolfram Stein, der die Jugendlichen während ihres Projekts betreut hat. Zehn Monate hatten sich die Schüler mit dem Thema Einbürgerungsgesetze und Optionszwang beschäftigt und aus den Ergebnissen eine Broschüre zusammengestellt, die künftig in Bremer Schulen als Unterrichtsvorlage genutzt werden soll.
Nach der sogenannten Optionsregelung müssen sich junge Erwachsene mit doppelter Staatsbürgerschaft zwischen dem 18. und 23. Lebensjahr für eine Staatsangehörigkeit entscheiden. Wer dies versäumt, verliere automatisch den deutschen Pass, erläuterte Hans-Wolfram Stein. Weil diese Regelung junge Menschen betreffe, sei das Engagement der Schüler für das Thema sehr hoch gewesen.
"Wir wollen, dass Mehrstaatlichkeit akzeptiert wird", sagte der 17-jährige Schüler Siljan Basata. "Wir verstehen nicht, warum der Optionszwang nicht abgeschafft und so die Einbürgerung für Doppelpassinhaber einfacher wird." Das Schülerprojekt habe bereits zu einer Debatte in der Bürgerschaft geführt. "Alle Politiker haben die Meinung vertreten, dass, wer in Deutschland aufgewachsen ist und lebt, ein Recht auf den deutschen Pass hat", sagte Siljan Basata. Dies müsse jetzt gesetzlich umgesetzt werden.
Am 5. Juni wird der Bundestag über Gesetzentwürfe zur doppelten Staatsbürgerschaft und zur Abschaffung des Optionszwanges diskutieren: SPD, Grüne und Linke fordern die Bundesregierung auf, das Optionsmodell zu beenden. Die Schüler der Gesamtschule Bremen Ost glauben, dass die Anträge durchkommen. "Wir haben großen Erfolg mit unserem Projekt und ernten überall Zustimmung und Unterstützung", sagte der Schüler Kevin Scheibel (19), der daran mitgearbeitet hat und bei der Verleihung des Hamm-Brücher-Preises am 6. Juni dabei sein wird.
Hans-Wolfram Stein ist es vor allem wichtig, dass das Thema in der Öffentlichkeit diskutiert wird: "Unsere Schüler werden den Politikern mit Sicherheit weiterhin auf die Füße treten, damit sich was verändert."