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Landsleute unterstützen Flüchtlinge Hilfe für syrische Kinder

Gleich dreifach helfen soll ein gemeinsames Projekt von Bürgerstiftung und Volkshochschule: Es geht um Kinder, die aus Syrien geflohen sind.
21.02.2014, 20:00 Uhr
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Hilfe für syrische Kinder
Von Matthias Lüdecke

Gleich dreifach helfen soll ein gemeinsames Projekt von Bürgerstiftung und Volkshochschule. Kinder syrischer Flüchtlinge sollen in der Schule besser zurechtkommen. Zugleich will man ihre Eltern dabei unterstützen, ihnen zu helfen. Außerdem profitieren syrische Studenten von dem Projekt. Denn auch wenn sie schon seit Jahren in Deutschland sind, stehen sie durch den Bürgerkrieg in ihrem Land vor Problemen.

Jasmina Heritani sitzt mit einem Jungen und einem Mädchen im Grundschulalter in einem Seminarraum der Volkshochschule. Auf Arabisch sprechen sie über die Übungen in einem Schulbuch – bis plötzlich einzelne deutsche Worte in ihrem Gespräch auftauchen: Sonne, Milch, Sonnenmilch.

Dass Heritani mit den beiden dort sitzen, sich Zeit nehmen kann verdanken sie einem Projekt von Bürgerstiftung und Volkshochschule. Die Stiftung hatte Ende 2013 zu einer Spendenaktion für Flüchtlinge aus Syrien und anderen Krisengebieten aufgerufen. 19000 Euro seien seitdem zusammengekommen, sagt Katja Barloschky aus dem Vorstand der Stiftung und freut sich über dieses „tolle Ergebnis“. Das von Heritani organisierte Projekt ist eines, das mit diesen Spenden gefördert wird. Der Ansatz: Syrische Studenten helfen syrischen Flüchtlingskindern, in Deutschland Fuß zu fassen. Zwar gebe es Vorkurse für Migrantenkinder, doch danach fielen sie häufig in ein Loch, sagt Heritani. „In Naturwissenschaften sind syrische Kinder meist gut, aber oft gibt es noch sprachliche Probleme.“ Rechnerisch könnten sie eine Aufgabe ohne Weiteres lösen, „aber sie verstehen die Textaufgabe nicht“.

Innerhalb der syrischen Diaspora habe man dann überlegt, wie man den Kindern helfen könne – und kam schließlich auf das Projekt, das Anfang dieses Monats an den Start ging. Und nicht nur den Kindern wolle man damit helfen, sagt Heritani, sondern auch ihren Eltern. Sie bekommen Aufgaben mit nach Hause und weitere Unterstützung bei der Förderung ihrer Kinder. Oft seien es bildungsnahe Syrer, die sich nach Deutschland geflüchtet hätten. In ihrer Heimat hätten sie den Kindern noch bei den Schulaufgaben geholfen, in Deutschland sei ihnen dies nicht möglich – weil die Kinder die Sprache vor ihnen lernen. „Viele Eltern sind verzweifelt“, sagt Heritani, „vor allem dann, wenn ihre Kinder schon älter sind.“ So ist das Ziel des Projekts letztlich Hilfe zur Selbsthilfe.

Und noch einer dritten Gruppe soll mit dem Projekt geholfen werden: jungen Syrern, die in Deutschland studieren oder ihr Studium gerade beendet haben. Diese seien oft in finanzieller Not. Stipendien des syrischen Staates seien gestrichen worden, bei anderen Studenten habe die Familien finanziell geholfen, sagt Heritani. „Aber nach drei Jahren Krieg kann das keine Familie mehr.“

Zwei junge Syrer arbeiten neben Jasmina Heritani momentan in dem Kursus. Einer von ihnen ist Riyad Safrah. Er lebt seit über acht Jahren in Bremen, hat hier Germanistik studiert, den Bachelor und den Master gemacht. Safrah wollte promovieren, legte das Vorhaben aber auf Eis. Er wolle arbeiten gehen und seine Familie finanziell unterstützen, erzählt er. Und es gab noch einen Grund: „Man ist mit den Gedanken zu sehr in der Heimat“, sagt Safrah, der jeden zweiten Tag Kontakt aufnimmt mit seinen Verwandten in Syrien.

Einmal in der Woche kümmern sich die drei Syrer nun jeweils drei Stunden um ihre jungen Landsleute. Sechs Schüler betreuen sie derzeit. Bis zu 40 könnten es werden, sagt Heritani. Es gebe die Möglichkeit, den Kurs an einem zweiten Tag in der Woche anzubieten – und ihn auf eine Stunde pro Kind zu beschränken. Und das könnte auch nötig werden. „Wir wissen, dass noch mehr Menschen aus Syrien nach Bremen kommen werden“, sagt Sabina Schoefer, Direktorin der Volkshochschule und Vorsitzende der Bürgerstiftung. „Deswegen hoffen wir auch weiterhin auf Spenden.“

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