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Bremer Forschung Roboter hilft in der Küche

Bremen. Forscher der Universität Bremen haben einem Roboter beigebracht, wie er sich in der Küche nützlich machen kann. PR2 heißt er, der im Labor am Bremer Fallturm bereits Pfannkuchen wenden und Popcorn herstellen kann.
27.02.2013, 19:19 Uhr
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Roboter hilft in der Küche
Von Timo Sczuplinski

Bremen. Forscher der Universität Bremen haben einem Roboter beigebracht, wie er sich in der Küche nützlich machen kann. PR2 heißt er, der im Labor am Bremer Fallturm bereits Pfannkuchen wenden und Popcorn herstellen kann. Erfolgserlebnisse, die für die Wissenschaftler aber nur Etappenziele auf dem Weg zu größeren Aufgaben sind.

PR2 kennt sich gut aus in der Küche. Ein Griff in die Schublade und er hat gleich den richtigen Topf zur Hand. Ein Dreh am Schalter und die Herdplatte läuft auf Hochtouren. Im nächsten Moment schüttet der Roboter schon die Maiskörner in den heißen Topf. PR2 bedeutet – übersetzt – die zweite Generation eines „Persönlichen Roboters“.

Und seine Spezialität ist das Popcornmachen. „So leicht es auch aussieht, für einen Roboter ist so etwas hoch anspruchsvoll“, sagt Professor Michael Beetz von der Universität Bremen.
Robotik-Forscher Beetz koordiniert das zehn Millionen Euro teure EU-Projekt „RoboHow“. Rund 45 Mitarbeiter von sieben europäischen Partnern aus Forschung und Industrie tüfteln derzeit in Deutschland, Schweden, Griechenland, Frankreich, den Niederlanden, Belgien und der Schweiz an neuen Programmierungen für Roboter. 15 Mitarbeiter sind allein in Bremen beschäftigt. Das Forschungslabor des Technologie-Zentrums für Informatik und Informationstechnik (TZI) am Bremer Fallturm ist die Projektzentrale von „RoboHow“. Am TZI laufen alle Fäden zusammen.

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Die Versuchsküche hat sich für einen Tag in eine echte Küche samt Herd und Ceranfeld verwandelt. PR2 soll sein Können schließlich der Öffentlichkeit präsentieren. Nachdem der Roboter den Popcornmais bereits im Topf verteilt hat, greift er nun zur zweiten Schublade. Mit seinen klobigen Händen setzt er einen Deckel etwas unsanft, aber ziemlich exakt auf den Topf, damit der Mais ungestört aufpoppen kann.

Das langfristige Ziel der Wissenschaftler: Roboter sollen noch mehr Alltagsaufgaben im Haushalt übernehmen, als sie es ohnehin schon können. Seit Jahren gibt es Modelle, die selbstständig den Rasen mähen oder in der Wohnung staubsaugen. Nun sollen sie durch neue Programmierungen flexibler werden. Dass der Bremer Roboter PR2 nach rund zwei Jahren Entwicklungszeit durch eine bisher einmalige Software nun fast ohne fremde Hilfe Popcorn machen kann, ist für die Forscher schon einmal ein wichtiges Etappenziel.

„Bereits heute sind Roboter in manchen Bereichen besser als der Mensch“, sagt Beetz. So schnell und exakt wie Roboter etwa in der Industrie Autos zusammenbauen oder Lebensmittel verpacken, bekämen Menschen das niemals hin. Diese Fähigkeiten sollen – so die Hoffnung der Forscher – in den kommenden Jahren auch auf weniger statische Handlungen übertragen werden.

So sollen Roboter wie PR2 besonders älteren und gehbehinderten Menschen helfen, länger im eigenen Haushalt zurechtzukommen: Ein Glas Wasser bringen, nachschauen, ob der Herd wirklich ausgeschaltet ist, oder die Fernbedienung des Fernsehers reichen. „Sie wären eine Art Ergänzung zum Pflegepersonal“, sagt Projektleiter Moritz Tenorth. Die Hoffnung gehe sogar so weit, dass Roboter künftig selbstständig Rezepte aus dem Internet lesen oder anhand von Videos lernen können, wie sie Aufgaben umsetzen müssen.

Die Bewegungsfreiheit im Internet könnte für den Roboter dabei aber so eingeschränkt werden, „dass er dort keinen Quatsch anstellt“, sagt Tenorth. Schließlich solle er nichts Gefährliches lernen. Aber die meisten Inhalte könnten Roboter bisher sowieso noch nicht verstehen. Erst müssten ihnen die Techniker alles aufwendig übersetzen.

Profi im Pfannkuchenwenden

So weit die Vision. Die Realität sieht noch etwas anders aus. Von sprechenden Druiden und Robotern aus Science-Fiction-Filmen sei man noch ein gutes Stück entfernt, sagt Beetz. Die Bremer Forscher müssen ihren PR2 vor den Aufgaben noch mit allerlei Datensätzen füttern – Befehle, die der Roboter dann ausführen soll. Den Rest macht PR2 dann aber schon von allein. Er fährt zu seinem Arbeitsplatz an den Herd. Mit zwei speziellen Kameras kann er seine Umgebung samt Gegenständen erkennen und einordnen. Nun etwa sieht er, dass ein Pfannkuchen vor ihm auf dem Herd liegt.

Pfannkuchenwenden – die zweite Spezialität von PR2: In beiden Händen hält er zwei Wender. Mit dem einen stützt er den Teigflatschen, mit dem anderen hebt er ihn an, kippt ihn und lässt ihn wieder fallen. Aufgabe bestanden. Roboter als Küchenhelfer gibt es noch nicht serienmäßig zu kaufen. PR2 ist einer von wenigen Prototypen. „Der Bedarf ist zwar da, aber die Kluft zwischen dem, was man braucht, und dem, was ein Roboter heute leisten kann, ist noch etwas zu groß“, sagt Beetz.

Der Mais ist aufgepoppt. PR2 hat bisher alles richtig gemacht. Nun nimmt er den Deckel vom Topf. Stellt den Herd auf Stufe null und schüttet die Popkörner mit etwas Hilfe auf einen Teller. Dann der Griff zur Salzmühle. Und: der erste Fehler: PR2 würzt nicht das Popcorn, sondern die Herdplatte. „Mit Fehlern muss man rechnen“, sagt Beetz. Bis PR2 völlig perfekt sei, brauche es dann eben doch noch etwas Zeit.

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