Bremen hat sich vorgenommen, bis zum Jahr 2020 rund 14000 zusätzliche Wohnungen zu schaffen, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Mit Neubaugebieten ist das nicht zu schaffen. Also wird noch einmal verstärkt danach geguckt, wie sich der städtische Raum verdichten lässt. Seit 23 Jahren gibt es dafür beim Bausenator die Arbeitsgruppe Baulücken. Bis heute hat sie rund 7000 Flächen identifiziert, die für eine Bebauung in Frage kommen.
Bremen. Der Borchersweg im Ostertor ist keine Straße, mehr ein Durchgang oder eine Gasse. Die Lage ist begehrt, mittendrin im quirligen Viertel und ganz nahe an der Weser. Ideal fürs Wohnen, nur muss man dort erst einmal etwas finden. Eine Baulücke zum Beispiel, in die man hineinstoßen kann.
Genau so geschah es vor drei Jahren. Dort, wo die Überreste einer Schlosserei standen, seit 20 Jahren unbenutzt, ist ein Wohnhaus hingesetzt worden. Zwei Geschosse zum Borchersweg hin und dahinter ein flacher Anbau. Ein Beispiel, wie in der Stadt Wohnraum geschaffen wird, ohne Neubaugebiete auszuweisen.
In Bremen wurde für diesen Zweck vor 23 Jahren die Arbeitsgruppe Baulücken gegründet, es gibt sie bis heute, und sie ist wichtiger denn je, weil nach den Berechnungen der Behörden bis zum Jahr 2020 rund 14000 Wohnungen gebaut werden müssen, um den Bedarf speziell auch an günstigem Wohnraum abdecken zu können.
"Seit 1990 sind in Baulücken viele Gewerbeeinheiten, vor allem aber über 15000 Wohnungen entstanden – rund die Hälfte aller in diesem Zeitraum neu gebauten Wohnungen in Bremen. Investiert wurden etwa zwei Milliarden Euro", bilanziert die Arbeitsgruppe Baulücken. Einer der Mitarbeiter ist Eberhard Mattfeldt, er ist selbst überrascht über den Erfolg der Initiative: "Wir haben das Potenzial unterschätzt." Ursprünglich habe man damit gerechnet, dass vom gesamten Neubauvolumen lediglich ein Viertel in Baulücken entstehen könnte.
Dass damals überhaupt so ein immenser Bedarf an neuen Wohnungen festgestellt wurde, hatte nach Darstellung von Mattfeldt mit der Volkszählung von 1987 zu tun. Sie sei eben auch eine Wohnungszählung gewesen, mit dem Ergebnis, dass es viel zu wenige davon gibt. So wie jetzt auch wieder.
Doch wo bauen in einer Stadt, deren Flächen so sehr begrenzt sind? "Es gab die großen Gelände in Borgfeld und in Arsten", sagt Mattfeldt, "völlig klar aber, dass das nicht reichen konnte." Also schaute man sich den Bestand an. "Die klassischen Zahnlücken in Wohngebieten, Gebäude, die man aufstocken konnte, oder bebaute Grundstücke, auf denen noch Flächen für weitere Wohnungen frei waren", erklärt der Behördenmann.
Heraus kam ein Katalog von 2500 Baulücken. Er war unvollständig, wie sich herausstellen sollte. Vieles, sagt Mattfeldt, stach nicht sofort ins Auge oder wurde nicht systematisch genug erfasst. Von 1990 bis heute sind es deswegen fast 7000 Einzelflächen geworden, die in der Stadt als Baulücken identifiziert wurden. 3000 davon sind weiterhin ungenutzt.
Mattfeldt und seine Kollegen gehen selbst immer wieder mit wachen Augen durch die Stadtteile, um neue Flächen zu entdecken und mit den Eigentümern zu reden. Wo es nicht klappt, die Lücken für Neubauten zu aktivieren, hat das nach den Erfahrungen der Arbeitsgruppe vor allem damit zu tun, dass die Eigentümer nach einem Verkauf nicht wissen würden, was sie mit dem Bargeld anfangen sollen. "Manchmal ist es aber auch so, dass die Leute sagen, sie wollten es ihren Kindern überlassen, etwas aus den Flächen zu machen", berichtet Mattfeldt.
Wer sich dafür entscheidet, die Lücken auf dem eigenen Grundstück zu bebauen oder ein bestehendes Gebäude aufzustocken, kann Hilfe beanspruchen. Es gibt beim Bausenator einen speziellen Baulücken-Service, der bei den Genehmigungsverfahren Unterstützung leistet, genauso bei Finanzierungsfragen, baulichen Problemen und architektonischen Gestaltungsmöglichkeiten.
Kern dieser Hilfe ist das sogenannte Baulücken-Testat, das von der Arbeitsgruppe ausgestellt wird. Hat der Eigentümer erst einmal einen entsprechenden Stempel für sein Haus oder Grundstück, kann er sich um ermäßigte Hypothekenzinsen bemühen oder um Nachlässe bei den Prämien für die Wohngebäudeversicherung.