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Amtsgericht Blumenthal muss zahlreiche Immobilien und Grundstücke in Bremen-Nord zwangsversteigern Geschäftshäuser unter dem Hammer

Gleich mehrere Geschäfts-Immobilien kommen in den nächsten Tagen im Amtsgericht Blumenthal unter den Hammer. Darunter Gebäude mit Läden, aber auch eine Saunaanlage. Bremen-Nord sei eine Problemzone, sagt ein Gutachter.
11.04.2012, 05:00 Uhr
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Von MaiKE schlaht

Gleich mehrere Geschäfts-Immobilien kommen in den nächsten Tagen im Amtsgericht Blumenthal unter den Hammer. Darunter Gebäude mit Läden, aber auch eine Saunaanlage. Bremen-Nord sei eine Problemzone, sagt ein Gutachter.

Bremen-Nord. "Viele Angebote, wenig Nachfrage." So bringt ein Immobilien-Experte auf den Punkt, warum im Bremer Norden Häuser zum Verkauf stehen und für Ladengeschäfte nur schwer ein neuer Eigentümer zu finden ist. "Die Gerhard-Rohlfs-Straße ist nicht mehr das, was sie vor zehn Jahren einmal war", ergänzt der Experte aus Bremen-Nord, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Mehrere Wohn- und Geschäftsgebäude werden in den kommenden Wochen am Amtsgericht Bremen-Blumenthal zwangsversteigert. "Es gibt Problemzonen in Bremen-Nord - das ist ganz schlimm", schildert der Sachverständige die Schwierigkeiten dabei. Das Amtsgericht beauftragt ihn, wenn es für Zwangsversteigerungsverfahren Gutachten über Grundstücke oder Gebäude braucht. Wer die Problemzonen nicht kenne, meint der Gutachter, könne den Wert eines Grundstücks nicht richtig beurteilen.

Der Lüssumer Ring sei eine dieser Problemzonen. Dort soll ein Reihenhaus am 18. April im Amtsgericht zwangsversteigert werden. Der Gesamtwert der Immobilie samt Grundstück liegt bei 128000 Euro. Dass sich ein Käufer für das 152 Quadratmeter große Einfamilienhaus findet, wird aufgrund seiner Lage von den Experten als eher unwahrscheinlich eingeschätzt.

Auch in der Gerhard-Rohlfs-Straße 33 soll ein Wohn- und Geschäftshaus versteigert werden: Zwei Wohnungen und ein Ladenlokal samt Keller für 280000 Euro. "Das Mietverhältnis des Ladenlokals kann jeweils bis zum 31. 07. eines Jahres gekündigt werden", steht in einem Gutachten, das im Internet abrufbar ist.

Die Mieter des Geschäfts, die dort seit fast fünf Jahren das Bekleidungsgeschäft "Asia-Markt" betreiben, sagen auf Nachfrage dieser Zeitung, sie seien über die Zwangsversteigerung nicht informiert worden. Sie wollen jetzt abwarten, was passiert. Wenn das Haus versteigert und der Mietvertrag gekündigt werden sollte, wollen sie nach einem neuen Laden suchen, sagt das vietnamesische Paar. Lieber würden die beiden bleiben - auch wenn das Geschäft gegen "zu wenig Laufkundschaft" kämpft. Das Haus ist alt, "vermutlich um 1900 errichtet" heißt es im Gutachten. Es müsse dringend renoviert werden, meinen die Mieter. Nachdem sie von dem Versteigerungstermin erfahren haben, haben sie im Internet unter dem Suchbegriff "Zwangsversteigerung" nach dem Haus in der Gerhard-Rohlfs-Straße gesucht und den Eintrag gefunden.

Ein paar Hundert Meter weiter Richtung Blumenthal, Hausnummer 14 in der Lindenstraße. Das Gebäude steht schon seit ein paar Jahren leer, früher befand sich hier die Kneipe "Micado". Der Name steht noch über der Tür, neben dem Eingang hängt die Speisekarte von damals. Doch gegessen hat hier schon lange niemand mehr. Das Haus mit einer Gesamtfläche von 571 Quadratmetern besteht laut amtlicher Bekanntmachung aus "einem Ladenlokal, einer Wohnung, einer Gaststätte und Büros". Es soll am 23. Mai versteigert werden, zusammen mit zwei Mehrfamilienhäusern in der Otto-Friese-Straße 13 und 15. Den Gesamtwert hat das Gericht auf insgesamt 815000 Euro festgesetzt.

Saunaland für 1,1 Millionen Euro

Noch teurer wird es in der Martinsheide 16. Dort steht das vor etwa zwölf Jahren gebaute "Saunaland" zur Versteigerung und zum Verkauf, "eine Saunaanlage mit Gaststätte, Massageräumen, Solarien, Schwimmbecken, Fitnessräumen und zwei Nebengebäuden", wie es in der amtlichen Bekanntmachung heißt. Der Verkehrswert beträgt demnach rund 1,1 Millionen Euro. Seit drei Jahren ist das "Saunaland" geschlossen, die Eigentümer versuchen noch immer, einen Käufer zu finden. "Aber irgendwie will keiner", sagt eine ehemalige Mitarbeiterin. Der Eigentümer selbst möchte sich dazu nicht äußern. Das Amtsgericht hat die Zwangsversteigerung für den 16. Mai angesetzt.

Der Sachverständige, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hat das Gutachten für die Anlage bereits 2008 erstellt. "Die Saunaanlage ist ein Ausreißer", meint der Gutachter. "Sie hat hohe Werte." Schon vor vier Jahren habe das Gebäude gravierende Mängel gehabt. Im Gutachten vom 17. März 2008 weist er auf einen "Reparaturstau" hin: "Setz- und Putzrisse an Außen- und Innenwänden, zum Teil aufsteigende Feuchtigkeit im Saunabereich, Schwimmbecken zur Zeit nicht nutzbar", schreibt der Sachverständige. Wie es heute von innen aussehe, wisse er nicht, sagt er auf Nachfrage.

Für die Immobilie gilt: "Die Zuschlagsversagung gemäß §§ 74a, 85a ZVG ist nicht mehr möglich", heißt es in der amtlichen Bekanntmachung. Im Klartext bedeutet das: Der Zuschlag kann auch bei weniger als der Hälfte des Verkaufswertes erfolgen - wenn der Gläubiger zustimmt. Im Zwangsversteigerungsverfahren gilt beim ersten Termin die "Sieben-Zehntel-Grenze", mindestens 70 Prozent des Verkaufswertes müssen geboten werden, sonst kann der Zuschlag versagt werden. Findet sich kein Käufer, sinkt die Grenze für das Mindestgebot beim zweiten Termin auf 50 Prozent des Wertes.

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