Kellogg’s-Komplex, Kaffee-Quartier, Wein-Kontor, Hilde-Adolf-Park und Weser Tower bekommen ein markantes neues Nachbargebäude: Die Firma Justus Grosse will an der Ecke Auf der Muggenburg / An der Reeperbahn eine tortenförmige Büroimmobilie bauen. Vorige Woche wurde der Entwurf öffentlich vorgestellt, für dessen Umsetzung nun zunächst der geltende Bebauungsplan in einem Punkt geändert werden soll: Das neue Gebäude soll 13 Stockwerke haben, erlaubt sind hier bislang aber nur fünf plus zwei Geschosse. Bei den Waller Ortspolitikern kommt die Planung gut an.
Seit dem ersten Entwurf, den Architekt Hans-Jürgen Hilmes vor einigen Monaten ausgearbeitet hat, wurde es allen Beteiligten allmählich immer klarer: Das dreieckige Grundstück unmittelbar an der Ecke Auf der Muggenburg / An der Reeperbahn ist städtebaulich von ganz besonderer Bedeutung und verdient deshalb auch eine außergewöhnliche Architektur. Und so war im Rahmen eines Qualifizierungsverfahrens unter der Leitung des Hamburger Architektur-Professors Bernhard Winking und der Bremer Senatsbaudirektorin Iris Reuther an der Architektur, Gebäudekubatur und Gestaltung eines neuen Gebäudes im vorderen Bereich der Überseestadt gefeilt worden.
Es ging dabei neben der Schaffung neuer Büroflächen und der Nutzung brach liegender Gewerbeflächen insbesondere auch um die „Entwicklung einer neuen Landmarke“, wie nun Stadtplanerin Diana Spanier vom Bauressort im Fachausschuss „Überseestadt/Hafenentwicklung“ des Waller Stadtteilbeirats erläuterte. Und genau das soll das neueste Projekt aus dem Hause Justus Grosse sein: Ein echter Hingucker.
Weiteres Wahrzeichen
Der Entwurf von Architekt Hans-Jürgen Hilmes – ein tortenstückförmig geschnittenes, rund 49 Meter hohes Bürogebäude – erinnert durchaus an das markante New Yorker Flatiron Building. Die vordere Schmalseite an der Ecke Auf der Muggenburg / An der Reeperbahn ist nur rund 3,70 Meter breit, am hinteren Ende dehnt sich das Gebäude auf rund 30 Meter Breite aus. Und: Während sich Hilmes bei der Gebäudehöhe dieses rückwärtigen Teils an dem Maßstab orientiert, der durch das benachbarte fünfgeschossige Weinkontor vorgegeben wird, sind im vorderen Teil insgesamt 13 Stockwerke geplant. Höhenmäßig entstünde damit neben dem 22-geschossigen Weser Tower und dem 20-geschossigen Landmark Tower ein weiteres Wahrzeichen der Überseestadt. An das Gebäude sollen sich weitere Bauten und ein hochwertiger Innenhof anschließen.
Über den passenden Namen für das Projekt wird bei Investor Justus Grosse derzeit noch nachgedacht. Während bei einer ersten Präsentation im Fachausschuss „Überseestadt/Hafenentwicklung“ des Waller Beirats vorige Woche von „Bömers Spitze“ die Rede war – Heinrich Bömers war ein Bremer Senator und Inhaber der traditionsreichen Weinhandlung Reidemeister & Ulrichs – war bei einer Einwohnerversammlung am Dienstag in dieser Woche nun die Rede vom „Übersee Tower“.
Mit der Einwohnerversammlung ist nun zunächst ein Verfahren zur Änderung des Bebauungsplans gestartet worden, denn nach dem aktuell geltenden Baurecht dürfte an dieser Stelle nicht höher als siebengeschossig (fünf plus zwei Geschosse) gebaut werden. Nur in diesem Punkt soll deshalb nun das Baurecht geändert werden, erklärt Stadtplaner Lars Lemke vom Büro BPW baumgart+partner, das im Auftrag der Behörde den neuen Bebauungsplan erarbeitet hat. Er rechnet mit einer Planreife im Spätsommer – ab diesem Zeitpunkt kann dann der Bauantrag gestellt werden. Clemens Paul, geschäftsführender Gesellschafter bei Justus Grosse, rechnet mit rund 20 Monaten Bauzeit.
Bei den Waller Ortspolitikern kommt das Vorhaben schon auf dem Papier und im Modell ausgesprochen gut an. Er sei „freudig überrascht“ von dem Entwurf, sagt etwa Wolfgang Golinski (SPD), Sprecher des Fachausschusses und des Beirats: „Ich finde so ein Gebäude an dieser Stelle ganz passend“. Lutz Wendeler (Grüne) kommt täglich an der Ecke Auf der Muggenburg / An der Reeperbahn vorbei und hat sich schon oft gefragt, was hier wohl einmal gebaut wird. „Wenn da nichts steht, was ein richtiger Kracher ist, bricht das ganze Quartier auseinander“, ist er überzeugt, denn dann sei das Areal nurmehr eine beliebige Ansammlung von Gebäuden. Der jetzige Entwurf sei in seinen Augen eine gute Antwort: „Ich bin begeistert und finde es eine fantastische Lösung!“ Rolf Surhoff von der CDU lobt ausdrücklich die Bereitschaft und Flexibilität der Behörde, den erst zwei Jahre alten Bebauungsplan nun abermals zu ändern.
120 000 Quadratmeter Bürofläche hat die Firma Justus Grosse in den vergangenen Jahren in der Überseestadt geschaffen. Und Clemens Paul ist zuversichtlich, dass der Bedarf dort noch nicht gedeckt ist – insbesondere bei solchen Unternehmen, „die selbstbewusst nach außen auftreten wollen“. Insgesamt wird das neue Projekt mit seinen Nebengebäuden etwa 16 000 Quadratmeter Bürofläche beherbergen. Es ist Clemens Paul zufolge mit einem Investitionsvolumen von rund 30 Millionen Euro die bisher größte Investition der Firma Justus Grosse in der Überseestadt.