Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Verbraucher haben online abgestimmt Bebe Creme ist Mogelpackung 2015

Die Bebe Zartcreme ist die Mogelpackung des Jahres 2015. Das entschieden 26.132 Verbraucher, die an einer Online-Abstimmung der Verbraucherzentrale Hamburg teilnahmen.
25.01.2016, 14:50 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste

Die Bebe Zartcreme ist die Mogelpackung des Jahres 2015. Das entschieden 26.132 Verbraucher, die an einer Online-Abstimmung der Verbraucherzentrale Hamburg teilnahmen.

Das Produkt der Firma Johnson & Johnson wurde mit einem Ergebnis von 32,6 Prozent unter fünf Kandidaten zum Sieger gekürt. Das teilte die Verbraucherzentrale Hamburg am Montag mit. Auf dem zweiten Platz landete mit 25,4 Prozent das Kaffeegetränk Tassimo Latte macchiato classico von Jacobs Douwe Egberts. Den dritten Rang erreichte mit 20,2 Prozent die Kopfsteherflasche Curry Ketchup von Heinz. Abgeschlagen auf Platz vier und fünf kamen die Zahnpasta Dentagard von Colgate-Palmolive und der Herta Finesse Schinken von Nestlé.

Immer weniger Inhalt bei gleicher Größe

Bei der erstplatzierten Bebe Zartcreme verringerte der Hersteller Johnson & Johnson im vergangenen Jahr die Füllmenge bei drei verschiedenen Packungsgrößen: von 250 auf 150 Milliliter, von 75 auf 50 Milliliter sowie von 30 auf 25 Milliliter. Da die Dosengröße in zwei der Fälle sogar gleich blieb, fiel der geschrumpfte Inhalt kaum auf. Die Füllmengenreduzierung, die teilweise mit Preiserhöhungen durch den Handel einherging, führte zu einer Preissteigerung von bis zu 84 Prozent. Darüber hinaus wurde der Konservierungsstoff Phenoxyethanol zugesetzt. Die alte Creme kam noch ohne Haltbarmacher aus.

Latte Macchiato ohne Milch

Beim Produkt Tassimo Latte macchiato classico, einem Zwei-Komponenten-System zur Kaffeezubereitung, betrieb der Hersteller Jacobs Douwe Egberts bei der sogenannten Milchkomposition neben der Füllmengenreduzierung gleichzeitig Qualitätsdumping. Statt echter Milch verwendet der Konzern jetzt „Mogelmilch“. Diese besteht nur noch aus einzelnen Milchbestandteilen, die mit dem Verdickungsmittel Gummi arabicum (E 414) zusammengehalten werden.

28 Prozent Preiserhöhung

Beim Drittplatzierten, dem Heinz Curry Ketchup in der Kopfsteherflasche, schrumpfte die Füllmenge bei leicht erhöhtem Preis von 500 auf 400 Milliliter. Die versteckte Preiserhöhung betrug bis zu 28 Prozent. Heinz teilte der Verbraucherzentrale Hamburg auf Anfrage mit, dass „die Anzahl der Ein- und Zweipersonenhaushalte in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat“ und das Unternehmen deshalb eine kleinere Flasche anbieten wollte. Warum das aber mit einem identischen Verkaufspreis einhergehen muss, erklärte Heinz nicht.

Kleinere Tube, gleicher Preis

Colgate-Palmolive hat die Füllmenge seiner Zahnpasta Dentagard von 100 Milliliter auf 75 Milliliter reduziert. Doch die Tube wurde weiterhin in den meisten Drogerien und Supermärkten zum gleichen Preis verkauft. Der geschrumpfte Inhalt entspricht einer versteckten Preiserhöhung von 33,3 Prozent. Sowohl die Sorte „Original“ als auch die Variante „Frisches Weiß“ waren von dem Preissprung betroffen. Weder die Rezeptur des Produkts noch die Aufmachung der Tube wurden verändert. Nur die Füllmenge „100 ml“ stand auf der alten Packung gut sichtbar auf der Vorderseite, jetzt ist sie hinten im Kleingedruckten versteckt.

Füllmenge mit Preissenkung drastisch reduziert

Besonders subtil wurden die Preise bei den „Finesse“-Schinken­spezia­litäten von Herta, einer Marke des Nestlé-Konzerns, erhöht. Denn die Schinkensorten wurden auf den ersten Blick günstiger – je nach Supermarkt kosten sie statt 2,19 Euro oder 2,29 Euro nur noch 1,89 Euro beziehungsweise 1,99 Euro. Mit der Preissenkung wurde aber auch die Füllmenge der neuen Packungen drastisch reduziert – von 150 auf 100 Gramm. Die vermeintlich verbraucherfreundliche Preisreduzierung ist daher in Wahrheit eine Preiserhöhung von rund 30 Prozent.

Nestlé schreibt außerdem auf die neuen Etiketten „Verbesserte Rezeptur“. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat daraufhin die Zutatenlisten der neuen und alten „Finesse“-Produkte miteinander verglichen.

Statt Zucker, Glucosesirup und Dextrose wird jetzt nur noch Dextrose eingesetzt. Die Gesamtmenge von Zucker bleibt aber mit 1,0 Gramm pro 100 Gramm identisch und ist insgesamt gering. Als Antioxdationsmittel wird bei dieser Wurst statt einer Mischung aus Natriumascorbat und - isoascorbat nur noch ersteres eingesetzt. Den kritischen Zusatzstoff Nitritpökelsalz (jodiert) scheint Herta auf den ersten Blick nicht mehr zu verwenden, denn er fehlt auf der Zutatenliste. Das ist aber nur ein Trick, denn die Zutaten (Salz (jodiert) + Natriumnitrit) werden jetzt einzeln im Zutatenverzeichnis aufgeführt. Alle anderen Zutaten sind identisch ebenso die Nährwerttabelle.

Verbraucherzentrale fordert Politik zum Handeln auf

„Das Interesse an unserer Abstimmung war überwältigend“, freut sich Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. An der Wahl nahmen mit 26.132 Personen sechsmal so viele Menschen wie im vergangenen Jahr teil. „Das Rekordergebnis zeigt, dass sich immer mehr Leute über die Preistricksereien der Hersteller ärgern und ihnen einen Denkzettel verpassen wollen“, meint Valet. Hersteller und Handel sollten endlich aufhören, Verbraucher mit versteckten Preiserhöhungen hinters Licht zu führen. Auch die Politik müsse endlich handeln und die rechtlichen Rahmenbedingungen für Verbraucher verbessern, so dass sie beim Einkauf auf Augenhöhe agieren können. „Wir benötigen eine Transparenzplattform, auf der Hersteller vorab kleinere Füllmengen melden müssen“, fordert Valet.

Jedes Jahr erhält die Verbraucherzentrale Hamburg weit mehr als 1000 Beschwerden zu Mogelpackungen. Viele davon werden seit zehn Jahren in einer Mogelpackungsliste dokumentiert. Sie umfasst aktuell 114 Seiten mit geschätzt 1000 Produkten. Aktuelle Hinweise zu Mogelpackungen veröffentlichen die Verbraucherschützer auch regelmäßig auf ihrer Facebook-Seite. (wk)

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Einwilligung und Werberichtlinie

Ich erkläre mich damit einverstanden, dass die von mir angegebenen Daten dazu genutzt werden, regelmäßig per E-Mail redaktionelle Inhalte des WESER-KURIER seitens der Chefredaktion zu erhalten. Die Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Ich kann diese Einwilligung jederzeit formlos mit Wirkung für die Zukunft widerrufen, z.B. per E-Mail an widerruf@weser-kurier.de.
Weitere Informationen nach Art. 13 finden Sie unter https://www.weser-kurier.de/datenschutz

Schließen

Das Beste mit WK+

Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)