Bremen. 45 Tage hat Thomas Schaaf mit seinem runderneuerten Kader ohne größere Rückschläge trainieren können. Die Fotostrecke gibt einen Überblick zu Werders Gewinnern und Verlierern der Saisonvorbereitung.
Werder Bremen Gewinner und Verlierer der Saisonvorbereitung
Bremen. 45 Tage hat Thomas Schaaf mit seinem runderneuerten Kader ohne größere Rückschläge trainieren können. Die Fotostrecke gibt einen Überblick zu Werders Gewinnern und Verlierern der Saisonvorbereitung.
Bremen. Thomas Schaaf hatte sich bereits gegen Ende des letzten Trainingslagers festgelegt: Hervorragend gearbeitet habe das Team. Und zwar „in allen drei Trainingslagern genauso wie in den Tagen dazwischen. Und wir haben gute Spiele hingelegt.“
In der Tat verlief eine Werder-Vorbereitung schon lange nicht mehr derart effizient und harmonisch wie in diesem Sommer. Am Sonntag ist die Zeit des Testens nun endgültig vorbei. Bei Preußen Münster will Werder in die zweite DFB-Pokalrunde einziehen – und die Mannschaft macht es ihrem Trainer nicht leicht. Dennoch gibt es vor dem ersten Pflichtspiel natürlich auch diesmal Gewinner und Verlierer.

Die Gewinner
Eljero Elia: Er kam im Prinzip mit einer doppelten Hypothek nach Bremen. Zum einen war da die HSV-Vergangenheit, die es einem neuen Werder-Spieler ja nicht gerade leichter macht, bei den Fans Fuß zu fassen. Zum anderen eilte ihm der Ruf eines schwierigen, bisweilen sogar egozentrischen Profis voraus. Beide Themen waren – nicht zuletzt durch Elias Verzicht auf ihm noch zustehende Zahlungen seines Ex-Klubs Juventus Turin – in Rekordzeit vom Tisch. Obendrein überzeugte der Flügelstürmer vom ersten Training an mit vollem Einsatz und ließ schon mehrfach genau das aufblitzen, was sich die Fans nach dem Abgang von Spielern wie Pizarro, Naldo oder Wiese so sehnlichst wünschen: internationale Klasse.

Kevin de Bruyne: Auch er eroberte die Herzen der Fans im Eiltempo. Erst am 2. August wurde der Belgier vorgestellt, knapp zwei Wochen später scheint klar: De Bruyne kann den Unterschied ausmachen. Das wurde besonders deutlich in der Partie gegen den FC Winterthur (4:1), aber auch am vergangenen Sonnabend gegen Aston Villa (3:3), wo der 21-Jährige eindrucksvoll zeigte, dass er sowohl auf der rechten Außenbahn, besonders aber in der Zentrale ein Spiel prägen kann.

Aaron Hunt: Vom Buhmann zum neuen Werder-Leader – der 25-Jährige scheint auf dem besten Weg, diesen Schritt doch noch vollziehen zu können. Der radikale Umbruch im Team scheint dabei für keinen so wichtig gewesen zu sein, wie für Hunt. Mitspieler loben seine Spielintelligenz, das Standing in der Mannschaft scheint mittlerweile ein ganz anderes zu sein, als noch in der vergangenen Saison. Zudem blieb der mittlerweile dienstälteste Werder-Profi von Verletzungen komplett verschont. Bis Hunt die uneingeschränkte Liebe der Werder-Fans zu spüren bekommt, dürfte es noch eine Weile dauern – dennoch ist klar: Der zuletzt oft Gescholtene könnte ein ganz entscheidender Faktor für das neue Werder werden.

Lukas Schmitz: Dass es nicht immer Tore und Kabinettstückchen sein müssen, um sich in den Vordergrund zu spielen, zeigte Lukas Schmitz: Der Linksverteidiger trainierte viel, redete wenig und verpasste kaum eine Einheit. In den Testspielen überzeugte er – trotz einzelner, zum Teil heftiger Patzer – dann auch noch, sodass er seinem direkten Konkurrenten Florian Hartherz mittlerweile klar den Rang abgelaufen hat. Und auch gegenüber Aleksandar Ignjovski, der zuletzt im Wechsel mit Schmitz hinten links zum Einsatz kam, scheint der Ex-Schalker die Nase vorn zu haben. Zumindest zum Saisonstart hat Schmitz seinen Platz in der ersten Formation offenbar sicher.

Die Verlierer
Denni Avdic: Claudio Pizarro weg, Markus Rosenberg weg – die Vorzeichen hätten besser kaum sein können, dass sich der Schwede endlich in den Vordergrund spielt. Doch auch nach der vierten Vorbereitungsphase mit Werder hat Avdic den Sprung in die erste Elf, oder zumindest in deren Nähe, nicht geschafft. Schlimmer noch: Der 24-Jährige ist nicht mal erster Ersatz, kam im Gegensatz zu Konkurrent Johannes Wurtz weder gegen Bayern, noch gegen Dortmund und Aston Villa zum Einsatz.

Francois Affolter: Es wäre so oder so schwer geworden für den Schweizer, seinen Platz in der Innenverteidigung, den er in der vergangenen Rückrunde immerhin 13 Mal von Beginn an einnahm, zu verteidigen. Ein unumstrittener Sokratis, ein wiedererstarkter Sebastian Prödl, dazu Neuzugang Assani Lukimya – wenigstens verließ mit Naldo Konkurrent Nummer vier das Werder-Lager. Dennoch steht Affolter im internen Ranking ganz hinten – und das wohl auch noch mit großem Abstand. Der sportlich komplett missratene Ausflug zu Olympia dürfte ein Übriges dazu geleistet haben, dass er hart kämpfen muss, damit sein im Dezember auslaufender Leihvertrag verlängert wird.

Die Härtefälle
Niclas Füllkrug: Vielleicht wäre er sogar der Vorbereitungsgewinner schlechthin. Startete furios mit vier beziehungsweise zwei Treffern in den ersten beiden Testspielen – die er allerdings gegen unterklassige Gegner erzielte. Spätestens jedoch seit seinen Toren im Liga-total-Cup gegen Bayern München und Borussia Dortmund ist er endgültig in den Fokus gerückt. Auch gegen Aston Villa traf Füllkrug, der in der Sommerpause viele Extraschichten eingelegt hat, um Muskelmasse aufzubauen. Sein großes Pech ist jedoch: Auch Neuzugang Nils Petersen enttäuschte in der Vorbereitung keineswegs – und im neuen System mit nur noch einer klassischen Spitze dürfte der Ex-Bayer zunächst den Vortritt erhalten.

Zlatko Junuzovic: Zählt im Prinzip uneingeschränkt zu den Gewinnern. Spielte eine richtig gute Vorbereitung, in der er nicht nur läuferisch und kämpferisch, sondern vor allem auch spielerisch überzeugte und in fast allen Testspielen in der vermeintlichen A-Elf auflief. Dennoch könnte besonders ihm die neue Konkurrenzsituation im Mittelfeld zum Verhängnis werden. Dann nämlich, wenn Kevin de Bruyne neben Aaron Hunt die zweite zentrale Position einnimmt, und Elia und Arnautovic als Außenstürmer auflaufen. Dann wäre für Junuzovic kein Platz mehr übrig.

Mehmet Ekici: Gönnte sich selbst nur zweieinhalb Wochen Sommerpause und arbeitete in der restlichen Zeit seine körperlichen Defizite auf. Verpasste dennoch verletzungsbedingt zum wiederholten Male einen wichtigen Teil der Vorbereitung und konnte deshalb nicht so auf sich aufmerksam machen wie die unmittelbare Konkurrenz. Traf gegen Winterthur und gegen Dortmund, ist aber noch weit davon entfernt, ein unverzichtbarer Teil der neuen Werder-Mannschaft zu werden.

Philipp Bargfrede: Der defensive Mittelfeldmann steht vor seiner vierten Saison als Profi. Und er startete gut in die Vorbereitung. In den ersten Testspielen setzte Schaaf ihn auf der Sechser-Position ein, im Spiel gegen Energie Cottbus trug er sogar die Kapitänsbinde, solange Clemens Fritz draußen saß. In dieser Partie bereitete Bargfrede auch das einzige Werder-Tor vor. Der 23-Jährige, daran gab es kaum Zweifel, war auf einem sehr guten Weg, sich unentbehrlich zu machen – und dann verletzte er sich am Knie. Nicht zum ersten Mal stoppte eine Verletzung den Tatendrang des Abräumers. Während Bargfrede fortan sein Reha-Programm absolvierte und sich nach und nach in Wettkampfform zurückbrachte, spielte Fritz auf der zentralen Position vor der Abwehr – und der Kapitän machte das gut, so auch zuletzt im Test gegen Aston Villa, in dem Bargfrede nicht zum Einsatz kam. Im Moment muss er sich hinter Fritz einordnen.

Hinten anstellen muss sich auch das Trio Florian Hartherz, Aleksandar Ignjovski und Tom Trybull (Foto). Alle drei gehörten in der vergangenen Rückrunde regelmäßig zur Startelf – nun laufen sie der Musik hinterher. Trybull und Hartherz halfen schon bei der U23 aus. Ignjovski, der sich mit Schmitz auf der Linksverteidigerposition abwechselte, kommt zwar seine Vielseitigkeit zu Buche, ist aber nirgendwo erste Wahl – aber immerhin erste Alternative.