Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Im Nachbarschaftshaus zeigen Modelleisenbahner alte Züge und digitale Neuerungen Bahnbetrieb im Miniaturformat

Das Kind im Manne will spielen. Und eines seiner liebsten Spielzeuge ist seit dem 19. Jahrhundert die Modelleisenbahn. Denn damals wurde die maßstäbliche Nachbildung der echten Eisenbahn in verkleinerten Formaten in England erfunden. Seitdem rollen kleine Züge in definierten Maßstäben über Gleise mit verschieden weiten Spurabständen durch wirklichkeitsgetreu nachgebildete Landschaften und Stadtarchitekturen. In Marßel trafen sich jetzt Modelleisenbahn-Freunde zu einer Börse.
04.11.2014, 00:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Peter Otto

Das Kind im Manne will spielen. Und eines seiner liebsten Spielzeuge ist seit dem 19. Jahrhundert die Modelleisenbahn. Denn damals wurde die maßstäbliche Nachbildung der echten Eisenbahn in verkleinerten Formaten in England erfunden. Seitdem rollen kleine Züge in definierten Maßstäben über Gleise mit verschieden weiten Spurabständen durch wirklichkeitsgetreu nachgebildete Landschaften und Stadtarchitekturen. In Marßel trafen sich jetzt Modelleisenbahn-Freunde zu einer Börse.

Hingebungsvoll messen und bauen, formen und kleben, schrauben und sägen die Modellbauer an ihren Anlagen, die nicht selten ganze Räume ausfüllen. Jetzt trafen sich die N-Bahner im Nachbarschaftshaus Marßel zu einer Modelleisenbahn-Börse und einem Informationsaustausch über die Digitaltechnik. „N“ steht dabei für den Maßstab 1:160.

„Vor zweieinhalb Jahren haben wir in Bremen-Nord einen N–Bahner-Stammtisch gegründet, eine lose Gruppe mit einem harten Kern von etwa 20 Leuten“, erklärt Jürgen Steffen vom Nachbarschaftshaus, der die Veranstaltung organisiert hat. „Wir treffen uns meistens am letzten Freitag im Monat.“ Zusätzlich verständigen sich die Stammtischler aber auch über Facebook und andere Internetforen. Denn nicht alle Teilnehmer kommen aus Marßel. Regelmäßig würden auch Gäste „von weiter her“, aus Aachen und Dortmund, Köln und Rostock teilnehmen, so Steffen.

Fachsimpelei auf hohem Niveau

Die Stammtischrunde entspreche so gar nicht der landläufigen Vorstellung von Modelleisenbahnern, die versessen an „irgendwelchen winzigen Teilen rumfriemeln“. Viele hätten einen angesehenen Beruf, teilten aber die Liebe zum Modellbau. Da werde oft auf hohem Niveau gefachsimpelt. Der Stammtisch habe sich etabliert, sodass sogar Werkvertreter von Modellbaufirmen und Online-Händler aufmerksam geworden seien und den Fachkreis unterstützen wollten, berichtet Steffen.

Bei der Börse zeigen die Modellbauer Anlagen-Ausschnitte der Nenngröße N – ein sehr kleiner Maßstab. „Die kleinen Anlagen passen auch in die kleinste Hütte“, sagt Steffen. Tjorben Fleckner aus Stuhr hat eine Gewerbeanlage mit Gleisanschluss aus der Zeit um 1970 mitgebracht. Darauf rangieren mehrere Güterzüge mit Kessel- und Schüttgutwaggons, mit geschlossenen Pack- und offenen Pritschenwagen. Das gesamte Schienengeschehen steuert er digital über einen Laptop. Damit kann er auch zu Hause auf seiner Sechs-mal-drei-Meter-Anlage 40 Loks und mehr als 250 Waggons unfallfrei bewegen.

Zuschauer verfolgen die Fahrten der kleinen Züge. Bernhard Hampel aus Rastede erzählt: „Das ist meine schönste Beschäftigung jetzt im Ruhestand.“ Ralf Tönjes aus Nordenham arbeitet in einer Telefonzentrale. Wenn er abends genervt nach Hause kommt, setzt er sich an seine Eisenbahn. Eine Anlage, auf der eine norddeutsche Landschaft hinterm Deich mit Brücken und Sielen nachgebildet ist. „Eine halbe Stunde Züge, und ich bin wieder auf einem normalen Level!“

Helfried Pott ist aus Oldenburg angereist. Er erklärt die Vorteile einer Digitalsteuerung des Schienenbetriebes im Verhältnis zur analogen. Über den PC könne man 35 Züge gleichzeitig bewegen und den Fahrbetrieb realitätsnah steuern. Die Loks zögen dann langsam an und kämen allmählich in Fahrt. Entsprechend der Traglast der Waggons richteten sich auch die Geschwindigkeiten aus. Ganze Weichenstraßen könne man so programmieren, dass Züge mit verschiedenen Längen und Geschwindigkeiten sich nicht gegenseitig ins Gehege kommen. Außerdem könne man die Loks beleuchten und „echte“ Fahrgeräusche erzeugen. All das sei analog nicht möglich. Darum rüsteten neuerdings viele Modellbauer ihre Anlagen auf die Digitaltechnik um. Andererseits bliebe aber noch genügend Spielraum für den Modellbahner, selbst zu steuern.

An den Fenstern zum Treppenaufgang im Nachbarschaftshaus kleben Bilder mit Impressionen 1:160: Tender- und Dieselloks, Güter- und Personenwagen, Gleisanlagen mit Weichen, Kreuzungen und Prellböcke. Landschaften mit Hügeln und Bäumen sowie historische Stadtbilder zeigen eine Wirklichkeit en miniature. Eine faszinierende Welt im Kleinen, eine Spielzeugwelt für das Kind im Manne.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)