Vor sieben Jahren traten Karin Hölscher, Rüdiger Engel und Pianistin Monika Arnold mit Liedern und Texten der 30er- und 40er-Jahre zum ersten Mal als Trio im Fährhaus am Utkiek auf. Das Kleinkunst-Dreigestirn startete damit einen Versuchsballon, der sich als Erfolg bewies. Mittlerweile gibt es Auftritte im gesamten norddeutschen Raum und einen neuen Namen: Bremer Kleinkunst-Ensemble – am Wochenende mit neuem Programm auf dem „Schulschiff Deutschland“ zu sehen.
Als sie vor sieben Jahren mit der Idee gestartet sind, als Trio ein Kleinkunstprogramm auf die Beine zu stellen, „da hätten wir nie geglaubt, dass dies so lange Bestand hat“. Leichtes Erstaunen, aber auch Stolz klingt durch, wenn Rüdiger Engel an die Anfänge zurückdenkt. „Wir haben uns so ein oder zwei Jahre gegeben“, ergänzt Karin Hölscher. Mittlerweile sind die beiden Sänger und Geschichtenerzähler zusammen mit der Pianistin Monika Arnold so gefragt, dass sie sich zur besseren Identifizierung einen eigenen Namen zugelegt haben: Bremer Kleinkunst-Ensemble.
Zugfahrten, der Kaffee zum Frühstück oder die Wartezeit beim Arzt – vor acht Jahren nutzten Monika Arnold, Karin Hölscher und Rüdiger Engel wirklich jede Gelegenheit, um Bücher und Texte von Tucholsky, Kästner und Grasshoff zu studieren. Nach der Pleite des Waldau-Theaters hatte sich das Trio zusammengefunden, um gemeinsam im Kleinkunstbereich Fuß zu fassen. Die ausschlaggebende Person war Karin Hölscher.
Die Grohnerin stand mehr als 40 Jahre lang im Waldau-Theater auf der Bühne. Im „Theater im Keller“ des Waldau-Theaters lernte sie auch Rüdiger Engel kennen, der sich neben seinem Berufsalltag als Buchhändler der Kleinkunst verschrieben hat. Die Dritte im Bunde, Pianistin Monika Arnold, hatte damals die musikalische Leitung diverser Themenabende im „Theater im Keller“ inne. Als Karin Hölscher von den Kleinkunstwochen im Fährhaus am Utkiek hörte, war sie gleich begeistert und nahm Kontakt mit dem damaligen Fährhaus-Gastronom auf. Es folgte ein Auftritt, der die Erfolgsgeschichte des Trios ins Rollen brachte.
Das Konzept, so einfach wie erfolgreich: eine literarisch-musikalische Collage mit Texten und Liedern der 30er- und 40er-Jahre. „Daran hat sich bis heute nichts geändert, auch wenn wir selbstverständlich jedes Jahr ein neues Programm zusammenstellen“, erzählt Karin Hölscher. Am 28. Februar feiert das nächste Premiere auf dem „Schulschiff Deutschland“. Der Titel: „Die Hauptsache ist . . . es hat Spaß gemacht“. Es werden Kästner, Ringelnatz, Brecht und weitere Schriftsteller und Dichter in den Interpretationen der drei Kleinkünstler zu Wort kommen.
Texte und Gedichte sind aufeinander abgestimmt. Darüber hinaus hat Rüdiger Engels diesmal sogar einen selbst verfassten Schlusstext im Angebot. In den beiden Teilen des rund eineinhalb Stunden langen Programms dürfen sich die Zuschauer auf bekannte und unbekannte Chansons freuen. „Die Mischung macht’s“, gestehen Karin Hölscher und Rüdiger Engels unisono. Ob frivole Lieder, den „Berliner Block“ mit „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ oder den maritimen Teil mit „Bar zum Krokodil“, „Hörst du das Meer“, „Kneipe zum Südwester“ oder der „Seeräuberballade“ – „das Programm macht von Anfang bis Ende Sinn, wir haben die Übergänge genau aufeinander abgestimmt“, verspricht Rüdiger Engels.
Er ist rückblickend im Übrigen überzeugt: „Wir werden immer besser.“ Anfängliche Unebenheiten im Programm seien im Lauf der Jahre einfach geschmeidiger geworden. „Wir sind immer mehr zusammengewachsen, haben uns aufeinander eingespielt. Das merken auch die Zuschauer“, erzählt Rüdiger Engel und gesteht ganz unverblümt: „Das ist nicht zuletzt auch ein Verdienst von Karin Hölscher, mit der ich oft genug in ihrem Wohnzimmer an bestimmten Textpassagen, Liedern oder Gestik und Mimik geübt habe.“
Der Zuspruch von Zuschauern und Veranstaltern gibt dem Trio recht. „Wir sind mittlerweile im ganzen norddeutschen Raum unterwegs. Zum großen Teil buchen uns die Veranstalter nach einem Auftritt gleich wieder mit unserem neuen Programm“, freut sich Karin Hölscher über diese positiven Rückmeldungen. In diesem Zusammenhang bewerten sowohl Veranstalter als auch Publikum immer wieder eine Sache ganz besonders. Karin Hölscher: „Dass wir ohne technische Hilfsmittel, also beispielsweise ohne Mikrofon vor das Publikum treten und trotzdem mit unseren Stimmen auch noch den letzten Gast in einem großen Saal erreichen. Solch ein Lob bekommen wir öfter. Das berührt uns einerseits und gibt uns andererseits die Gewissheit, dass wir auf diesem Weg genauso weitermachen werden.“
Das Bremer Kleinkunst-Ensemble tritt am Sonnabend, 28. Februar, und Sonntag, 1. März, jeweils ab 19 Uhr mit dem Programm „Die Hauptsache ist . . . es hat Spaß gemacht“ auf dem „Schulschiff Deutschland“ auf. Karten für die beiden Abende sind schon auf dem Schulschiff erhältlich.