Burglesum. Damit ein Jahrhunderthochwasser nicht die Häuser im Ihletal schwer beschädigt, soll jetzt direkt an den Sportplätzen ein Damm gebaut werden. Noch stehen die Kosten nicht fest. Im Beirat zeigten die Planer aber schon einmal, welche Varianten sie zur Zeit gerade mit dem Umweltressort durchsprechen. Neben dem Damm gäbe es auch noch die Möglichkeit einer Spundwandanlage.
Imke Rolker vom Umweltressort sprach zunächst aus, was Anwohner der Ihle schon seit langem befürchtet haben: „Von einem Hochwasserereignis, wie es statistisch alle einhundert Jahre vorkommt, sind an der Ihle – Stand heute – weit größere Flächen betroffen, als wir 2011 bei der Ausweisung des Baugebietes angenommen haben.“ Zwei Jahre hat man inzwischen geplant und geprüft: Der Ihle-Wohnpark würde genauso Land unter melden wie die alten Häuser im Tal sowie die Seniorenwohnanlage und der Aldi-Gebäudekomplex an der Hindenburgstraße. Das Kleingartengebiet wird so oder so wieder Überschwemmungsgebiet.
Praktisch alle um das Ihletal liegenden Wohngebiete führen ihr Oberflächenwasser in Richtung der kleinen Ihle ab, haben die Planer festgestellt. Carsten Schwitalla berichtete von der Arbeit an eintausend Vermessungspunkten, von Kanalkontrollen mit dem Kameraroboter und in Gummistiefeln, von dem Check von Häusern auf ihre Hochwassertauglichkeit. Am Ende mussten die Planer eine schwierige Rechnung zur Frage anstellen: Was bedeutet am Ende mehr Kosten: Ein Damm oder eine Regulierung von Hochwasserschäden? Man kam auf eine Million Euro nur an Gebäudeschäden ohne Damm bei solch einem Hochwasser. Schwitalla: „Wir hatten also klar Handlungsbedarf. Als nächstes war uns klar, dass wir das Wasser gar nicht erst in die gefährdeten Bereiche vordringen lassen dürfen.“
Spundwand wäre teurer
Der Plan nahm konkrete Formen an. Da wo sich jetzt auch schon die Tribüne des TSV Lesum erhebt, könnte man den Wall laut Planer Stefan Lippert vom Ingenieurbüro BPR einfach hochbauen bis auf eine Höhe von 12,15 Metern über Normalnull. Das bedeutete 1,50 Meter mehr Erde auf die Dammkrone. Zur Autobahn müsste der Wall fast zwei Meter hoch aufgeschüttet werden, um so praktisch mit den Sportplätzen ein Auffangbecken für das Hochwasser zu bilden. Ein Wall an der Stelle würde allerdings auf Kosten der Sportplatzfläche gehen. Aus diesem Grund haben die Planer auch noch mit Spundwänden gerechnet. Lippert: „Eine Spundwand spart Platz, erhöht aber die Kosten. Das muss einem klar sein.“
Aktuell werden Flora und Fauna im Ihletal kartiert, in den kommenden zwei Wochen soll der vorgestellte Vorentwurf weitergereicht werden und bis zum Sommer in technische Detailplanungen münden. Der Bauentwurf ist für Ende 2017 terminiert, die Planfeststellung im kommenden Jahr und der Bau dann ab 2019. Beiratssprecher Martin Hornhues (CDU) lobte das präsentierende Trio geradezu überschwänglich für die vielen anschaulichen Pläne der Power-Point-Show: „Das ist etwas, was ich unter einem Plan verstehe. Wir müssen nur mit den Sportvereinen reden, wie man den Tribünenbau dort ausgestalten kann und was sie zu einer Reduzierung der Fläche sagen. Das Areal muss für den Sport weiter nutzbar bleiben.“ Das wurde am Ende so auch Beiratsbeschluss.
Was den empfindlichen Kunstrasenplatz betrifft, hatte sich Planer Carsten Schwitalla tatsächlich aber schon schlau gemacht: „Problematisch wird es, wenn Wasser das Granulat der Plätze ausspült, wie mir gesagt wurde. Tatsächlich wird das Wasser aber nicht mit einer gewaltigen Welle kommen, sondern ganz langsam steigen.“ Dazu könne man fast davon ausgehen, dass so ein Jahrhunderthochwasser morgens oder abends komme und dann vielleicht nach wenigen Stunden wieder vorbei sei: „Das müssen Sie sich in so einer Tal-Lage ganz anders vorstellen, als Sie es vielleicht von überschwemmten Marschwiesen kennen, wo das Wasser wochenlang steht.“
SPD-Fraktionssprecher Rainer Henning regte an, doch endlich die alten Regenrückhaltebecken in der oberen Ihle zu ertüchtigen und auszubaggern. Peter Hincke von der Interessengemeinschaft Ihle-Hochwasser riet zu einem Beiratsbeschluss, mit dem der Senat und der Deichverband möglichst schnell Mittel für den Hochwasserschutz bereitstellen sollten. Der Ingenieur zeigte sich nicht restlos überzeugt, genauso wenig wie Gabriele Hillmann als Anwohnerin am Klostermühlenweg 16: „Wir haben das alles schon 2010 gesagt, bevor das neue Baugebiet kam. Jetzt bauen Sie diesen Damm und bringen durch den schmalen Kanal am Ende doch all das Wasser zu uns Anwohnern der unteren Ihle.“
Genau das aber mochte Planer Carsten Schwitalla beinahe ausschließen: Werde die Planung umgesetzt, bekomme nur noch genau ein Haus Probleme mit dem Hochwasser: „Und da werden wir uns mit den Bewohnern in Ruhe hinsetzen und schauen, wie wir ihr Haus schützen können.“