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Neuer Kunstverein zeigt im Village „Unlimited – eine Zeitriese“ Die magischen Sieben aus der dritten Künstlergeneration

Worpswede (sca). Man kann sie ohne jeden Zweifel als die dritte Künstlergeneration Worpswedes bezeichnen: Martina Werner, Frauke Migge, Natascha Ungeheuer, Friedrich Meckseper, Pit Morell, Fritz Dressler und Tobias Weichberger.
19.07.2014, 00:00 Uhr
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Von Gudrun Scabell

Man kann sie ohne jeden Zweifel als die dritte Künstlergeneration Worpswedes bezeichnen: Martina Werner, Frauke Migge, Natascha Ungeheuer, Friedrich Meckseper, Pit Morell, Fritz Dressler und Tobias Weichberger.

Fast alle wurden in den 1930er-Jahren geboren und haben inzwischen ein Lebenswerk geschaffen, das auf die eine oder andere Retrospektive wartet. Tobias Weichberger ist der jüngste unter ihnen, und der erste, der gestorben ist. Und das schon vor 15 Jahren. Diese Sieben stehen stellvertretend für weitere Kollegen.

Die Ausstellung „Unlimited – eine Zeitriese“ im Hotel Village ist tatsächlich eine solche in die jüngste Vergangenheit der nun Künstlerkolonie. Und es ist eine Reise durch magische, surreale und fantastische Bildwelten, die jeder dieser Künstler in unverwechselbarer Weise geschaffen hat. So sorgten ihre Namen auch bundesweit für Furore; vor allem in den 1970er-Jahren, als die Druckgrafik zu einem der begehrtesten Kunstobjekte wurde. In diese Zeit hinein reicht die Hochphase der druckgrafischen Werke Friedrich Mecksepers und Pit Morells, die technisch versiert und in ihren Bildfindungen gleichwohl rätselhaft und fantasievoll anmuten. Meckseper ist der Techniker, der Präzise, der Minimalist; Morell hingegen der Spielerische, der Zauberer, der Märchenerzähler. Während Meckseper einzelne Dinge wie Messinstrumente, Würfel und selbst Häuser zu Stillleben arrangiert, entwirft Morell ganze Fantasiewelten, der Wirklichkeit entlehnt, um sie künstlerisch zu verwandeln. So tauchen Landschaftselemente des Teufelsmoores ebenso auf wie die seiner hessischen Heimat. Hier ist es vor allem die Welt des fiktiven Humi, die seine Fantasie beflügelt.

In Martina Werners künstlerischem Schaffen gibt es einen ähnlich fiktiven Bezug. Es ist das Kunstgebilde Señor Mendoza, das sich im Laufe der Jahre zum Gesamtkunstwerk Señor Mendoza und der C-Stamm entwickelt hat. Ein konzeptioneller Teil dieser noch immer weiter wachsenden, raumgreifenden Installation ist das in der Ausstellung präsente sechsteilige Wandobjekt „Menschenfresser-Leute“. Es ist ein Mix aus bildender Kunst und handgeschriebenem Text, der dem historischen Erlebnisbericht eines hessischen Söldners aus dem 16. Jahrhundert zugrunde liegt. Jener Söldner stand in portugiesischen Diensten und geriet in die Gefangenschaft eines Indianerstamms.

Frauke Migge ist eine Künstlerin, in deren Arbeiten immer wieder Reminiszenzen an die hiesige, weite Landschaft mit ihrem suggestiven Raumgefühl auftauchen. Mittels ihrer Bildsprache, die durch Nah- und Fernsicht, durch Irritation, surreale oder reale Elemente bestimmt wird, entstehen unterkühlt geheimnisvolle Bildräume, die ins Bildinnere hinein neue Räume öffnen.

Tobias Weichberger hatte für sich eine besondere Maltechnik entwickelt, die das Motiv der Madames, eine seiner wichtigen Werkreihen, in die Nähe japanischer Holzschnitte rückt. Eine dieser Madames ist in der Ausstellung als Diptychon vertreten. Zahlen und Buchstaben, rätselhaft anmutend, scheinen ein kompositorisches Moment zu bilden.

Natascha Ungeheuer ist durch ihren Partner, den Dichter Johannes Schenk, schon vor Jahrzehnten nach Worpswede gekommen. Ihre Bildfindungen sind immer wieder Reflexe auf die Wirklichkeit. Mittels ihrer Malerei schafft sie eine andere, eine poetische Wirklichkeit.

Das der Fotograf Fritz Dressler einmal Architektur studiert hat, ist nicht zu leugnen. So bestimmen häufig Gebäude, im weitesten Sinne Konstruktion, seine Motive. Lenkt er seinen Blick auf Details, die er monumentalisiert, erscheint deren Oberfläche nicht nur malerisch, sondern sie selbst bisweilen surreal und irritierend.

Die Ausstellung dieser sieben Vertreter Worpsweder Kunst des 20. Jahrhunderts zeigt nicht einen Rückblick. Auch aktuelle Arbeiten sind zu sehen.

Die Ausstellung „Unlimited – eine Zeitreise“ wird am heutigen Sonnabend, 19. Juli, um 19 Uhr im Hotel Village, Bergstraße 22 in Worpswede, eröffnet. Der Veranstalter ist der Neue Worpsweder Kunstverein. Sie ist bis zum 31. August täglich von10 bis 20 Uhr geöffnet.

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