. Als Artgenossen beschreibt Stefan Stoppok seine Musikerfreunde, mit denen er einen außergewöhnlichen Konzertabend in der Worpsweder Music Hall gestaltet. Das klingt ein wenig nach Tierpark oder Zirkus, ist aber nur eine liebevolle Umschreibung für Kollegen, die zwar mit anderen Ausdruckmitteln, aber vergleichbarer Leidenschaft musizieren. Zoo-Direktor Stoppok gibt den Gastgeber und sorgt für den Einstieg, danach werden sämtliche Gehege geöffnet, und alle Artgenossen treffen sich in immer wieder wechselnden Untergruppen auf der Bühne.
Mit dabei ist Stoppoks langjähriger Begleiter Reggie Worthy, der als erster dazustößt. Er ergänzt die Basis der Songs – eine akustische Gitarre und die per Fußpedal bediente Cajon – um einen funky Bass und tritt bei „One of us“ auch als Sänger in den Vordergrund. Der deutsch-amerikanische Gitarrist Ron Spielman gesellt sich für einen Hendrix-Song zu dem Duo dazu und spielt ein paar Kostproben von seinen eigenen Kompositionen, die auf ein äußerst interessantes, aber weitgehend unbekanntes Werk schließen lassen. Als dann Perkussionistin Marie Bechtolf einsteigt, ist die akustische Bandbesetzung komplett.
Jeder der Gäste bringt eigene Stücke mit, gleichzeitig helfen alle mit, Lieder von Stoppok mit ihren Beiträgen in neuem Licht erscheinen zu lassen. Eine grandios einfache Idee, die aufgeht, ohne dass der Abend im unorganisierten Chaos endet, weil die Beteiligten bei aller Spontanität diszipliniert, songorientiert und kommunikativ agieren.
Astrid North kommt in der zweiten Hälfte des Abends mit ihrer voluminösen Soul-Stimme und dezentem Flügelspiel dazu. Mit Stoppok singt sie eine wunderschöne Duett-Version von dessen Lied „Leise“. Auch Herwig Mitteregger hat ein altes und ein neues Solo-Stück im Gepäck, hat dabei allerdings Schwierigkeiten, sich an seine eigenen Texte zu erinnern. Sein Angebot an Stoppok, stattdessen eines von dessen Lieder zu spielen, lehnt dieser entschieden ab, und dann fallen dem ehemaligen Spliff-Musiker auch die Worte wieder ein.
Zuletzt kommt die ungarische Band The Transsylvanians auf die Bühne der Worpsweder Music Hall. Die Musiker bringen mit Kontrabass, Akkordeon und Geige viel Balkan-Folklore mit. Sie stehen zu recht am Ende der langen Gästeliste, denn mit ihrem hochtourigen Folkrock bringt die Band endgültig Partystimmung in den ausverkauften Club. Der Bogen von poetischen und leisen Songs zum Zuhören bis zum wilden Tanz am Abschluss funktioniert bestens, genauso wie das Zusammenspiel aller zwölf Beteiligten zum Finale.
Mit dem Spliff-Song „Deja Vu“ in einem bemerkenswerten „Bigband“-Arrangement verabschieden sich Stoppok und Artgenossen. Ohne Zugabe werden sie nicht gehen gelassen, und die Extrarunde mit zwei weiteren Stoppok-Nummern – eine wilde Fassung von „Volle Fahrt voraus“ und „Scheiße am Schuh“ – sowie „Tic Toc“, dem größten Hit von Astrid Norths früherer Band Cultured Pearls, endet furios.