„Ich freue mich, Ihnen heute einen regionalen Künstler mit seinen Arbeiten präsentieren zu können“, begrüßte die zweite Vorsitzende des Kunstvereins Osterholz, Katrin Schütte, die Gäste zur Eröffnung einer Ausstellung mit Gemälden und Skulpturen von Lothar Brix auf Gut Sandbeck. Brix, ein weltläufiger und international ausgezeichneter Künstler, lebt in Heilshorn. Seine malerischen Arbeiten sind materialbetont.
Brix arbeitet mit Farben und Collage-Elementen. Daraus schafft er Texturen, die seine Kunst buchstäblich begreifbar machen. Der Betrachter kann sie haptisch nachvollziehen. Die Darstellung folgt keinen festen Kompositionsregeln. Sie ist informell, ohne organisierte Formstruktur. Es ist eine gestische Malerei, die spontan dem geistigen Impuls folgt. Sie macht unmittelbar die dynamische Kraft des Malprozesses sichtbar. Die Farben stellt der Künstler oft selbst her: aus Erden, die er aus der Provence oder von der Insel La Palma mitbringt, wo er überwintert. Die unterschiedlich getönten Erden verarbeitet Brix zu Pigmenten, aus denen er Ölfarben herstellt, von tiefem Schwarz über samtenes Braun bis zu sanftem Ocker.
Dick aufgetragen
Diese Farben trägt der Maler oft pastos auf die Leinwand auf – „von dick bis sehr dick“ – und bearbeitet sie nachträglich mit Pinsel, Spachtel oder Lappen. Er ritzt Lineaturen in den „Urgrund“, kratzt Stellen wieder ab und druckt beliebige Spuren ein. Mit verschiedenen Binde- und Lösungsmitteln lässt Brix auf der Farboberfläche eigenwillige Strukturen entstehen. Sie verlaufen, blühen auf, verdichten sich, reißen und bilden musterhafte Gliederungen oder reliefartige Gefüge. Es sind Zufallsprodukte, die in ihrer Erscheinung nicht berechenbar oder vorhersehbar sind. Diese überraschenden Ergebnisse regen den Maler dazu an, den Gestaltungsprozess fortzusetzen, indem er neue Farbklänge, Materialien oder Zeichen einfügt. Zuweilen lassen die zufällig aus Linien und Farbflecken entstandenen Formen auch Assoziationen entstehen, die ein realistisches Motiv suggerieren: „Mit dem Kopf durch die Wand“, einen „Pegasus“ oder einen Vogel. Kommentar Brix: „Ich mag Vögel.“
Als unverzichtbares Element seiner Gestaltung nennt der Künstler unterschiedliche Materialien, die er auf den Malgrund aufbringt, von körnigem Sand über dickflüssige Farbe bis hin zu Papier. „Damit experimentiere ich. Ich probiere gerne etwas aus. Dabei darf man sich nicht scheuen, etwas zu nehmen, was mit Kunst sonst nichts zu tun hat.“ Mit dem Material stellt er eine reliefartige Oberfläche her, über deren Schründe, Risse und Grate das Licht spielt. Damit entwickelt sie ein unverwechselbares Eigenleben.
Daneben erscheinen gemalte Lithografien, zur Unschärfe verwischte Strukturen, die den Eindruck von laufenden Beinen erwecken. „Ich will immer eine bestimmte Atmosphäre herstellen, egal mit welchen Mitteln“, erklärt der Künstler. Hartmut Balke betonte denn auch in seiner Laudatio, dass Brix „keinen illusionistischen Bildraum“ erzeugen wolle. Er bleibe „der Fläche verpflichtet“. Der Maler wolle „kein Abbild der Wirklichkeit“ schaffen, er bringe vielmehr „Gebilde“ hervor, die sich aus dem Material ergeben.
Neben den Flächenbildern stellt Brix „depperte“ Betonköpfe aus, die „ein bisschen dumm gucken“. „Ich mag sie“, sagt er. „Sie wirken nicht gerade geistsprühend, haben aber alle etwas Naives, liebenswert Tumbes in ihrem Blick.“