Fünf Mitglieder des Sportfischereivereins Bremen-Stuhr sind als offiziell bestellte Gewässeraufsehner unterwegs - auch um Schwarzangler zu "fangen". Die gehen ihnen immer wieder ins Netz.
Es ist ein ruhiger Nachmittag, als Uwe Wiezorek wieder einmal am Ufer der Ochtum unterwegs ist. Doch schon von Weitem entdeckt er dort einen Mann, der angelt. Wiezorek geht auf ihn zu, spricht ihn an. Seine Marke, die ihn in seiner Funktion dort ausweist, ist deutlich zu erkennen, dennoch entwickelt sich ein Gespräch über das Hobby. Dann möchte Wiezorek den Angelschein sehen.
Denn er ist eines von fünf Mitgliedern des Sportfischereivereins Bremen-Stuhr, das als offiziell bestellter Gewässeraufseher an der Ochtum im Bremer und Stuhrer Raum sowie an den weiteren Seen und Flüssen, für die der Verein weiter zuständig ist, unterwegs ist. Die Aufseher achten darauf, dass niemand ohne die entsprechenden Kenntnisse Fische fängt. Diese sogenannte Schwarzfischerei sei durchaus beliebt und das nicht nur mit der Angel, sondern auch mit Reusen, die bei unsachgemäßem Gebrauch ebenfalls verboten sind. Aber auch Selbst gebasteltes komme ab und zu zum Einsatz.
„Regelmäßig, aber ohne feste Zeiten sind die Aufseher unterwegs“, berichtet Rolf Libertin, Vorsitzender des Fischereivereins. Und ebenso regelmäßig würden sie auf Menschen treffen, die ohne die entsprechende Erlaubnis angeln. „Das sind Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene jeden Alters“, berichtet Wiezorek. Viele würden aus Unwissenheit agieren. „Wir informieren sie dann über ihr Fehlverhalten. Wenn Interesse daran besteht, das Angeln richtig zu lernen, bieten wir an, dass sie Mitglied in unserem Verein werden“, sagt Libertin.
Nur: Ohne die entsprechenden Wissensnachweise darf niemand angeln, informiert Libertin. Wer es doch tut, begehe eine Straftat. „Wir können Schwarzangler auch anzeigen“, stellt er klar. Fischwilderei heiße das an öffentlichen Gewässern, an privaten sei es Diebstahl. Das bekräftigt auch Gerd Gerdes, Vorsitzender des Angelsportvereins Syke, der unter anderem für die Hache zuständig ist. „Wir bringen jeden Fall zur Anzeige“, betont er. Ausgenommen seien lediglich Kinder.
„Das Problem ist, dass Schwarzangler sich häufig nicht um Tier- oder Naturschutz, um Schonzeiten oder Mindestmaße für Fische kümmern“, erklärt Libertin. Deshalb sei es ihm auch wichtig, dass Menschen, die Interesse an dem Hobby haben, zum Verein kommen, um dort den richtigen Umgang zu lernen. „Wir haben fast alle mal als Schwarzangler angefangen“, berichtet Jürgen Grüneberg, der unter anderem für die entsprechenden Schulungen zuständig ist. Rund 30 Menschen kämen pro Kursus zusammen, „die Altersspanne reicht von 14 bis 80“, informiert Grüneberg. Dabei erwerben die Teilnehmer das erforderliche Wissen, um dann einen Berechtigungsschein bei der Stadt oder der Gemeinde zu beantragen. „Angeln ist eben beliebt.“ Die Zahl der Schwarzangler habe sich in den vergangenen Jahren aber nicht verändert.
Große und kleine Reusen
Einige Menschen würden auch zu Hilfsmitteln greifen, die bei falscher Anwendung ebenfalls verboten sind, wie etwa Reusen, also große Metallkonstrukte. „Sie werden ins Wasser gehängt, es verfangen sich alle Tiere darin“, sagt Libertin. „Dabei wollen viele Angler nur bestimmte Arten erwischen. Der sogenannte Beifang wird dann entsorgt.“ Oft würden die Reusen auch erst nach Tagen herausgeholt, sodass die Fische in dieser Zeit qualvoll verenden würden. „Die Reusen müssen mit dem Namen des Besitzers und der Adresse versehen werden. Ist das nicht der Fall, dürfen wir sie aufbewahren“, sagt Grüneberg. Und so sammelte sich auf dem Dachboden des Vereins inzwischen eine Übersicht verschiedener Reusentypen an: große und kleinere Käfige – „zum Teil sogar selbst gebastelt“, so Libertin. Auch eine sogenannte Flügelreuse, eine Art Netz, sei dabei. „Damit kann man einen Bereich absperren“, sagt Bernd Schmidt vom Verein.
Auch um den falschen Einsatz dieser Geräte zu verhindern, sind Wiezorek und seine Kollegen an den Flüssen und Seen unterwegs – zum Teil alleine, wenn es aber zur Konfrontation mit einer Gruppe komme, würden auch schon mal andere Mitglieder verständigt. „Obwohl es im ländlichen Raum relativ friedlich zugeht“, erklärt Wiezorek mit Blick auf den Stuhrer Bereich. „Ich musste in meiner ganzen Zeit als Aufseher zum Glück erst einmal die Polizei rufen“, berichtet er weiter. Seit rund 20 Jahren fülle er diese Aufgabe bereits aus. „Bei der genannten Situation schossen Männer mit Luftdruckpistolen auf Fische.“ Manche Aufseher würden die Kontrollgänge auch mit einem Hundespaziergang verbinden. „So ein Begleiter hilft auch sehr gut“, sagt Libertin schmunzelnd.
Auch die Aufseher des Syker Vereins sind meistens zu zweit unterwegs, wie Gerdes berichtet. Rund um die Hache würden allerdings nur wenige ertappte Schwarzangler den Weg in den Verein finden. „Das gab es früher häufiger“, berichtet der Vorsitzende. „Bei den meisten ist es heutzutage so, dass sie sich entweder direkt um die erforderlichen Kenntnisse bemühen oder es ihnen egal ist.“