Wenn das Gehen schwer fällt und man keine Auto oder öffentliche Verkehrsmittel vor der Tür hat, kann selbst ein nahes Ziel sehr weit entfernt sein. Manch selbstverständlicher Weg muss dann schon mal ausfallen. Das weiß man auch bei dem Verein Bürgerbus Weyhe.
Denn oft gehen dort Anfragen von Vereinen und Kirchengemeinden ein, ob nicht für bestimmte Veranstaltungen ein Bus als Shuttle für ältere Herrschaften zur Verfügung gestellt werden könne. „Nein, das dürfen wir leider nicht“, sagt Regine von Larcher vom Verein. „Der Bürgerbus ist nur für den Linienverkehr gedacht“, fügt sie hinzu.
Hoher Bedarf
Doch der offensichtlich hohe Bedarf hat die Mitglieder des Vereins zum Nachdenken gebracht – und das mündete bei ihrer Versammlung in dieser Woche in einen Beschluss: Es soll ein Elektro-Auto angeschafft werden, das für spezielle Situationen an soziale Institutionen verliehen werden soll. „Das soll ähnlich wie Carsharing funktionieren, nur dass das Angebot ausschließlich auf einen bestimmten Nutzerkreis beschränkt ist, nicht für Privatpersonen“, erklärt Manfred Soboll vom Bürgerbus.
Der Verein habe schon länger über ein solches Konzept nachgedacht, so von Larcher. „Wir wollen die Mobilität in der Gemeinde fördern – über den Bürgerbus hinaus“, sagt sie und ergänzt: „Außerdem wollen wir einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“ Deshalb soll das Gefährt auch unbedingt ein Elektro-Auto sein, für das der Verein einen Ökostromvertrag abschließen möchte.
Zwei Autos, die infrage kommen, haben sich bereits herauskristallisiert. Beide bieten Platz für vier Mitfahrer und verfügen über eine Ladefläche, auf der mehrere Rollatoren unterkommen. Welches Auto es letztlich wird, muss noch bei Probefahrten entschieden werden.
Rund 28 000 Euro würden für ein Fahrzeug anfallen – plus die Leihgebühr für den Akku und die Ladestation. Bei dem Betrag springt die Energie-Agentur Weyhe (EAW) ein. „Wir haben dort einen Förderantrag gestellt und eine Zusage über 30 000 Euro erhalten“, berichtet von Larcher.
Schon Interesse angemeldet
Schon mehrere Vereine haben mehr als bloßes Interesse an einem Leihwagen angemeldet. „Darunter sind das Seniorenzentrum, der Weiße Ring, Pro Dem, der Sozialverband Deutschland in Kirchweyhe und Leeste, der Verein Gemeinsam, aber auch die Kirchengemeinden“, erzählt von Larcher.
Sie und Soboll vermuten, dass das neue Elektro-Auto ab Oktober dieses Jahres auf Weyhes Straßen unterwegs sein wird. Dann können sich die Vereine einfach das Auto leihen, damit fahren, es wieder zurückbringen und aufladen – „ganz einfach“, sagt Soboll.
Zuvor will der Bürgerbus mit den Institutionen Nutzungsverträge abschließen. Die beinhalten dann unter anderem die Geschäftsbedingungen und die Nutzungsgebühren. „Die sollen sich höchstwahrscheinlich aus einem Stundensatz und den gefahrenen Kilometern errechnen“, erklärt Soboll. Für den Bürgerbus müssten die Einnahmen schließlich kostendeckend, aber nicht gewinnbringend sein.
Bevor das erste Mal der Zündschlüssel des Leihautos umgedreht wird, kommt auf den Verein noch ein bisschen Arbeit zu. „Wir müssen uns auch noch ein Buchungssystem ausdenken und überlegen, wie die Schlüsselübergabe funktionieren soll“, zählt von Larcher auf. Sie ergänzt: „Außerdem wissen wir noch nicht genau, wo das Auto stehen soll und wo die Stromversorgung eingerichtet werden soll.“ Aber bis Oktober ist ja auch noch ein bisschen Zeit.