Der Weyher Bürgerbusverein hat ein drittes Fahrzeug angeschafft: Einen Kleinbus mit Elektroantrieb. Der soll als Leihfahrzeug Institutionen zur Verfügung stehen. Auf dem Herbstmarkt wird er vorgestellt.
Manfred Soboll ist noch ganz verzückt nach der Überführungsfahrt, um nicht zu sagen elektrisiert. „Wie ein guter Automatikwagen – aber mit ordentlich Anzug. Und es gibt sogar einen Gang mit Energierückgewinnung“, schwärmt der Mann vom Weyher Bürgerbusverein, der dessen Neuerwerb schon kennenlernen durfte: einen Nissan vom Typ e-NV 200, ein Kleinbus mit Elektroantrieb.
Sein nun drittes Fahrzeug hat der Verein aber nicht für sich angeschafft, sondern für andere Institutionen. Diese können sich das E-Mobil im Carsharing-Prinzip ausleihen, um damit beispielsweise ältere Mitglieder zu Veranstaltungen zu fahren. Dafür stehen fünf Sitze zur Verfügung, inklusive dem für den Fahrer, den der jeweilige Nutzer selbst stellen muss. Schiebetüren auf beiden Seiten sollen ein einfaches Einsteigen ermöglichen, zusätzliche Hilfe kann ein mitgeführter Klapptritt bieten. Im hinteren Teil des Vans ist zudem ausreichend Platz für Rollstühle oder Rollatoren – was Manfred Soboll durch das Öffnen der Heckklappe gleich einmal zeigen will.
Fast geräuschlos
Und er kann vor Enthusiasmus nicht anders, als zudem den Motor anzuwerfen. Dass der läuft, hört man tatsächlich nur an dem Warnsignal, das ertönt, um auf das Zurücksetzen hinzuweisen. „Fast geräuschlos“, stellt auch Regina von Larcher, dritte Vorsitzende des Bürgerbusvereins und kommissarische Fahrdienstleiterin fest, während ihr Mitstreiter die Lenkung vor der Alten Wache testet.
In einer nahegelegenen Garage ist das weiße E-Mobil aktuell noch abgestellt, bevor es mit Bürgerbus- und Sponsorenschriftzug versehen wird. So soll es dann beim Kirchweyher Herbstmarkt am Sonntag, 8. November, der Öffentlichkeit präsentiert werden. „Wir stehen damit bei der Post an der Bahnhofsstraße“, sagt Regina von Larcher und hofft auf viele Interessierte, die sich Wagen und Pilotprojekt erklären lassen wollen.
Damit wollen die Anbieter den „Bürgerbus-Gedanken“ erweitern: In der Elektromobilität wird eine Möglichkeit gesehen, Menschen in der Gemeinde Weyhe zu mehr Flexibilität und somit zu mehr Lebensqualität zu verhelfen – ohne Abgase oder Lärm. Und so wolle man für zunächst mindestens drei Jahre einen „kleinen Beitrag zum Klimaschutz“ leisten.
Verleihbetrieb ab Dezember
Dafür wurde auch einiges investiert: Etwa 30 000 Euro hat man nach Angaben von Regina von Larcher für das Fahrzeug gezahlt – etwas mehr als ursprünglich gedacht. „Wir haben aber sogar noch einen kleinen Nachlass bekommen“, verrät sie. Möglich macht die Anschaffung eine Förderung durch die Energieagentur Weyhe (EAW), die aber – wie kürzlich berichtet – ab dem kommenden Jahr ihre Tätigkeit einstellt. Das aber berührte den Kauf ihr zufolge nicht.
Ab Dezember, wenn der Verleihbetrieb mit dem E-Mobil beginnt, sollen die Nutzungsgebühren die Kosten des Bürgerbusvereins decken. Das genaue Preismodell muss noch abgestimmt werden. Eines aber verspricht Regina von Larcher: „Das Angebot wird bezahlbar sein.“
Das Online-Buchungssystem jedenfalls wäre prinzipiell bereits einsatzbereit. Den Tipp dazu, so die Fahrdienstleiterin, habe man von den Carsharing-Betreibern von Allermobil erhalten, die diese Plattform eines anderen „Autoteilers“ genutzt haben – bevor sie ihren Service in Verden einstellten. Das System aber sei „eigentlich ganz einfach“ zu nutzen, versichert sie – vorausgesetzt natürlich, man verfügt über die Anmeldedaten, die über den Bürgerbusverein herausgegeben werden.
Neue Halle im Bau
Und noch eine Voraussetzung ist inzwischen geklärt: Schon bald wird der Bürgerbus-Fuhrpark umziehen – allerdings nicht weit weg. Gleich neben dem bisherigen Standort, einem alten Lokschuppen am Irrgarten auf dem Leester Bahnhofsareal, errichtet ein privater Investor aus Stuhr derzeit einen neuen Hallenkomplex. Dort wird auch der Bürgerbusverein Mieter und bezieht nach der Fertigstellung Garagen, wie Regina von Larcher verrät.
Manfred Soboll sitzt derweil schon wieder am Lenker. Aber er muss auch daran geübt sein, ist es doch künftig seine Aufgabe, die Ausleiher in die Fahrweise einzuweisen. Und dabei wird er vermutlich auch gleich die Begeisterung für das Elektro-Auto übertragen – und sprichwörtlich elektrisieren.