In Großstädten leuchtet es an jeder Ecke, doch auch in kleineren Städten wie Verden und den Gemeinden im Umkreis erhellen Laternen, Werbung und teilweise auch Gebäude den Nachthimmel. Das irritiert Tiere und Pflanzen, die einen Hell-Dunkel-Rhythmus brauchen. In Bezug auf die Gesundheit des Menschen steht die Forschung noch am Anfang, einige Experten vermuten jedoch, dass ein fehlender Tag-Nacht-Rhythmus durch ständiges Licht schädlich wirkt.
Rund 30 Prozent aller nachtaktiven Wirbeltiere und 60 Prozent aller Wirbellosen werden lebhaft, wenn es dunkel wird. Doch wenn Lampen und Fassaden nachts leuchten, erhellen sie die Umgebung und bringen diese Tiere und auch Pflanzen aus ihrem natürlichen Rhythmus. Betroffen sind, sagt der Naturschutzbund Verden, beispielsweise Fledermäuse, Frösche und Eulen. Auch Zugvögel würden irritiert, wenn Licht nach oben ausgerichtet sei. „Viele Lampen strahlen das Licht nach oben ab, dabei wäre es viel sinnvoller, wenn es nach unten auf den Boden leuchten würde“, erklärt Hans-Jürgen Maaß vom Nabu Verden. Eine Außenlampe habe die Aufgabe, Wege und Plätze zu erhellen und nicht den Himmel.
Beleuchtete Bäume
Diese Ansicht teilt der Gesundheitsingenieur Jürgen Hold vom Landkreis Verden. „Es werden einige Bäume in den Städten und Gemeinden des Landkreises von unten angestrahlt. Das sieht vielleicht gut aus, ist aber unnötig. Und es blendet zudem“, sagt Hold. Auch der Dom in Verden wird von unten angestrahlt. Auf Kosten der Stadt.
„Bei den Straßenlaternen haben wir reagiert, die strahlen mittlerweile punktgenau nach unten, zumindest die neuen Exemplare“, berichtet Rainer Kamermann, zuständig unter anderem für die Straßenlampen der Stadt. Zudem rüste die Stadt auf LED-Beleuchtung um und setze auch gelbes Licht ein, da dieses Tiere nicht so stark anlocke wie weißes. Gerade Insekten verenden zu Tausenden jede Nacht an den Lampen des Landkreises.
„Vor zehn bis 15 Jahren war es noch nicht so stark im öffentlichen Bewusstsein, dass Tiere Schaden nehmen können. Da stand die Sicherheit im Vordergrund“, sagt Kamermann.
Mit dem Sicherheitsaspekt wird die starke Aufhellung des Nachhimmels häufig begründet. „Wir schalten unsere Straßenlampen dann aus, wenn die Leute, die den letzten Zug nach Langwedel genommen haben, zu Fuß nach Hause gekommen sind“, erklärt Sebastian Jüntgen vom Flecken Langwedel. Um 1 Uhr gehen die Lichter aus, um 4.30 Uhr wieder an. Zudem werden Pilslampen, die in alle Richtungen strahlen, gegen LED-Lampen ausgetauscht. „Die Fördermittel stehen bereit, 2014 geht es los“, berichtet Bürgermeister Andreas Brandt (SPD).
In Langwedel werden nachts keine Gebäude beleuchtet, erklärt Brandt. „Hier ist ein ziemlich sauberer Bereich, was die Lichtverschmutzung angeht. Daher steht hier auch eine Sternwarte“, sagt er.
Laut Gesundheitsingenieur Jürgen Hold gibt es innerhalb der Verwaltung des Landkreises keine Gruppe, die sich explizit mit Lichtverschmutzung beschäftigt. Das Thema sei jedoch bekannt. „Uns ist bewusst, dass beispielsweise Nachtfalter oder Fische aus ihrem Rhythmus kommen, wenn es nachts nicht richtig dunkel wird“, sagt der Gesundheitsingenieur. Beschwerden von Anwohnern gäbe es sehr selten, beispielsweise wenn eine Straßenlaterne vor dem Schlafzimmerfenster so hell leuchte, dass die Anwohner nicht schlafen könnten.
Der Nabu schlägt vor, die Lichtverschmutzung zu reduzieren, um Pflanzen, Tiere und Menschen zu schützen. Dafür sei es notwendig, dass es begrenzte Beleuchtungszeiten gäbe. So könnten nachts Lampen ausgeschaltet werden in unbebauten Gebieten, wo niemand unterwegs ist – zumindest jede zweite Laterne könne dunkel bleiben. In Göttingen beispielsweise gäbe es, berichtet der Nabu, Experimente mit Straßenlampen, die heller, beziehungsweise dunkler werden, wenn sich Personen oder Fahrzeuge nähern. Zudem sei wichtig, dass Lichtquellen nach unten strahlten und nicht rundherum oder nur nach oben.