Achim. Nachdem am Freitagabend mehr als 400 Anhänger des Fußball-Bundesligaklubs Hannover 96 von Achim aus die Rückfahrt nach Hannover antreten mussten (wir berichteten), kritisieren Betroffene und ein Zeuge das Verhalten der Polizei.
"Die jungen Leute verhielten sich die ganze Zeit über ruhig, auch als nach zwei Stunden ihr Zug an den Bahnsteig rollte und die Beamten sie zum Einsteigen aufforderten", sagt Hermann Kardel. Der Achimer beobachtete das Treiben erst vom gegenüberliegenden Bahnsteig und wechselte dann auf den mittleren. Nach seinen Beobachtungen waren schnell alle Sitzplätze belegt, und auch in den Gängen standen Fußballfans. "Sie waren eingepresst wie Ölsardinen", berichtet der 62-Jährige. "Deswegen blieb vielen nichts anderes übrig, als in den Türbereichen stehen zu bleiben. Als einer der jungen Leute nur mal kurz aus der Zugtür schaute, hat ihn ein Polizist sofort ins Gesicht geschlagen", sagt Kardel. Als sich ein junger Mann über dieses Vorgehen beschwerte, sei dieser von mehreren Beamten aus dem Zug gezogen worden. "Zwei Polizisten haben ihn an den Armen fixiert, einer hat ihn an der Hose gepackt, und ein vierter Beamter hat auf ihn eingedroschen", erzählt der Achimer. "Polizisten sollen doch Vorbilder sein. Bei diesem Vorfall haben sie ganz klar über die Stränge geschlagen", meint Kardel.
"Der Zwischenfall ist mir nicht bekannt. Aber es hat sich auch niemand gemeldet, der verletzt war. Sonst hätten wir ihm sofort einen Rettungswagen gerufen", sagt Holger Jureczko, Pressesprecher der Bundespolizei. Gegenüber dem ACHIMER KURIER verdeutlichte er gestern noch einmal, dass die Fans den Ausstieg in Achim zuvor abgesprochen hatten, um so die Polizeibewachung zu umgehen. "Ein Bahnmitarbeiter konnte im Zug ein Telefonat mithören. Dabei wurde deutlich, dass eine solche Aktion geplant war", sagt Jureczko. So sei beim Stopp in Achim auch "jetzt ist es soweit, alle raus" gerufen worden. Anschließend hätten die Ultras versucht, die 50 mitfahrenden Polizisten zu überlaufen.