Die 43. Schau der Besten findet am kommenden Donnerstag in der Verdener Niedersachsenhalle statt. Mit dabei ist die Kuh "Heartbeat", die nicht nur das Herz ihres Züchters höher schlagen lässt.
Auch die Richterin in Tarmstedt ist ihrem Charme, ihrer Anmut, ihrer Grazie verfallen. Hat von Heartbeats „unwahrscheinlicher Ausstrahlung“, ihrer „Weiblichkeit in Verbindung mit Schönheit“ geschwärmt. „Sie ist nun mal kein Ochse“, sagt Züchter Wilken Schwarze aus Barnstedt in der Gemeinde Dörverden, krault seiner Schwarzbunten zärtlich den Rücken. „Heartbeat ist feinzellig und hat ein super Fundament“, weiß der 53-Jährige um die Vorzüge seiner Kuh. Das „perfekte Euter“ nicht zu vergessen.
Seit Wochen bereitet er Heartbeat auf ihren großen Auftritt bei der insgesamt 43. Schau der Besten in der Verdener Niedersachsenhalle vor. Der Schauwettbewerb der Spitzenkühe geht am Donnerstag an der Lindhooper Straße in Verden über die Bühne. Am Abend zuvor veranstaltet die Masterrind die Exclusive-Auktion, bei der insgesamt 40 Holsteins zum Verkauf angeboten werden. Und bei der Fachausstellung „Rund ums Rind“ präsentieren etwa 40 Aussteller ihre Produkte und Dienstleistungen.
Vergangenes Jahr hat Lady Gaga – nein, nicht die Sängerin, die Kuh – den begehrten Titel „Miss Schau der Besten“ geholt. Ob sie erneut den Thron erobern kann, im Endeffekt mit Schärpe und Pokal über den Roten Teppich stolziert, ist die wohl meist diskutierte Frage bei der diesjährigen Schau der Besten.
Schwarzes Heartbeat tritt dort jedenfalls in einer anderen Klasse an, zählt im Gegensatz zu Lady Gaga erst drei Lenze, hat insgesamt ein Mal gekalbt. Bei der Deutsche-Holstein-Schau in Oldenburg hat sie bereits in ihrer Färsenklasse gewonnen. Auch beim Konvent in Oldenburg war sie Erste in ihrer Klasse.
In der dritten Generation züchtet die Familie aus Barnstedt nun schon ihre Holsteins. Zur großen Freude von Vater Wilken haben sich auch alle drei Töchter für eine Ausbildung in der Landwirtschaft entschieden. „Sie haben alle eine Jungzüchterkarriere hinter sich“, erzählt Wilken Schwarze stolz von seinem Dreimädelhaus. Bei der ersten Schau der Besten sei er selbst gerade einmal zehn Jahre alt gewesen. Nahezu jedes Jahr habe seine Familie beim Wettbewerb mitgemacht. „Gehört auch immer eine Menge Glück dazu“, fügt Schwarze hinzu. Die Schau der Besten sei für ihn „ein Sahnehäubchen in schwierigen Zeiten“, prangert der Landwirt aus Barnstedt die aktuelle Situation in der Milchwirtschaft an. Stichwort Milchpreis: „25 Cent pro Liter sind einfach nicht kostendeckend. Wir machen jetzt jeden Tag Verluste. Vor ein paar Jahren gab es noch zehn Cent mehr. Unsere Einnahmen erzielen wir nun mal zum größten Teil aus dem Milchverkauf.“
Rund 200 Kühe stehen bei ihm im Stall. Die vielfach ausgezeichnete Heartbeat ist eine von ihnen. „Schaufähigkeit in Verbindung mit Wirtschaftlichkeit“ – genau das schätzt er so sehr an seiner Schwarzbunten. Die Beine seien nun einmal „das Fundament“ einer Kuh, dürften nicht allzu gerade, sondern müssten idealer Weise leicht angewinkelt sein. Heartbeat, die Kuh, die ihrem Züchter noch immer ordentlich Herzklopfen bereitet, bringt momentan ungefähr 700 Kilo auf die Waage, misst 1,57 Meter Gardemaß. Und: Trägt gerade ein Kälbchen unter dem Herzen. „Meine Heartbeat ist im dritten, vierten Monat tragend“, plaudert Schwarze aus dem Nähkästchen. Das Gewicht sei bei der Schau der Besten allerdings „nicht kriegsentscheidend“. Bei den Fleischrindertagen würden eher „Umsetzertypen“ gesucht, bei der Schau der Besten hingegen „Sportler“.
Spaß am Schaulaufen
Das Schaulaufen in der Verdener Niedersachsenhalle – vor den strengen Augen des Richters – würde seiner Schwarzbunten einfach Spaß bereiten. Heartbeat sei leicht zu händeln. „Bei ihr brauche ich nur mit dem Halfter zu klingeln. Sie hat einfach Bock, nach vorne zu gehen.“ Damit sie sich Donnerstag auch von ihrer Schokoladenseite zeigt, hat der Barnstedter Züchter schon vor drei Wochen mit dem Schönheitsprogramm begonnen. „Der Klauenpfleger war da, außerdem habe ich sie regelmäßig, alle drei bis vier Tage, mit warmem Wasser und Shampoo gewaschen“, berichtet der Barnstedter von den Vorbereitungen für die Schau der Besten. Auch das Futter hat Wilken Schwarze umgestellt. Auf dem Speiseplan steht jetzt ausschließlich Heu, gutes Heu. „Das gibt der Kuh Volumen und die richtige Körpertiefe“, weiß der Landwirt. Das alles aber immer gepaart mit jeder Menge Weiblichkeit. „Meine Heartbeat ist doch kein Speckbock“, sagt Schwarze und streichelt sie nochmal ganz liebevoll, während der so genannte „Shitpicker“ schnell einen Eimer unter das Tier hält, darin den kräftigen Strahl auffängt. Auch eine Heartbeat muss schließlich mal für kleine Mädchen.
Haarspray für die Frisur
Familienmitglieder und Freunde aus dem Jungzüchterverband Verden kümmern sich bis Donnerstag rührend um Hearbeat, sorgen dafür, dass sie sich vor ihrem großen Auftritt nicht mehr allzu dreckig macht. Für den letzten Feinschliff vor dem großen Schaulaufen ab 9.30 Uhr sorgt der so genannte Fitter, geht nochmal mit der Schermaschine über ihr samtig weiches kurz geschorenes Stoppelfell. Mit dem Fön zaubert er Heartbeat die richtige Topline, sprich Oberlinie. Fixiert werden die stehenden Haare mit Haarspray. Ab diesem Zeitpunkt heißt es für Wilken Schwarze dann: Streicheln verboten! „Das ist wie bei den Frauen. Wenn sie denen nach dem Friseurbesuch durch die frische Dauerwelle wuseln, gibt es Lack.“ Bedeutendstes Kriterium für eine schöne Kuh sei aber immer noch „das perfekte Euter“. „Ein Top-Model mit schlechtem Euter hat bei der Schau der Besten einfach keine Chance.“