Hand hoch: Wer hat als Kind schon mal eine Flaschenpost in einen Fluss geworfen, in der Hoffnung, sie würde auf große Reise bis an die Küste und vielleicht noch viel weiter in die Nordsee oder sogar in den Atlantik treiben? Und hat sich je ein Finder gemeldet? Das passiert wahrscheinlich eher selten. Der heute neunjährige Ole Fuß aus Grasberg hatte Glück. Einerseits. Denn seine Flaschenpost, die er 2011 auf die vermeintlich große Reise geschickt hatte, wurde tatsächlich gefunden. Andererseits hatte Ole aber auch wieder kein Glück mit seinem Gruß an die große weite Welt. Und das kam so....
Als der Fischerei- und Gewässerschutzverein Lilienthal und Umgebung jüngst zum Großreinemachen an die Wörpe in Grasberg einlud, da war auch der passionierte Angler Andreas Hesse aus Lilienthal mit unter den ehrenamtlichen Saubermännern. Vom Klärwerk arbeitete sich die Truppe im Uferstreifen der Wörpe durch den zum Teil dichten Bewuchs, als Hesse rund 300 Meter nach der kleinen Holzbrücke ein dunkle Flasche im Gras auffiel. „Flaschenpost“, stand einigermaßen leserlich darauf.
Pro Jahr gerade mal 60 Meter
Und tatsächlich, nachdem der Hobby-Angler die Flasche geöffnet hatte, kam ein ziemlich verwaschener, aber doch noch zu entziffernder Zettel zum Vorschein. In der Schrift eines Erwachsenen war da von einem vierjährigen Ole Fuß aus Grasberg die Rede, der diese Flaschenpost im Jahre 2011 losgeschickt hatte und darauf hoffte, dass ein möglicher Finder Kontakt mit ihm aufnehmen würde. In Kinderschrift hatte Ole die drei Buchstaben seines Namens unter den Brief gesetzt.
„Wir haben eigentlich schon mit Post aus fernen Ländern gerechnet“, erzählte jetzt Anke Fuß, als wir sie auf die Flaschenpost ihres mittlerweile neunjährigen Sohnes ansprachen. Dass die Flasche in fünf Jahren gerade mal circa 300 Meter hinter sich gebracht hat, war jetzt in der Familie Fuß durchaus Anlass zum Schmunzeln. Irgendwann habe ihr Sohn nicht mehr an die Flasche gedacht, ganz in Vergessenheit geraten sei sie aber nie.
Umso größer sei für Ole die Überraschung gewesen, als er plötzlich in der Grundschule auf das Fundstück angesprochen worden sei. Durch einen Facebook-Post sei die Nachricht nämlich schnell in Grasberg rumgegangen, ohne dass sie selbst oder ihr Sohn etwas davon mitbekommen hätten, erinnert sich Anke Fuß. Zunächst habe das Ole vielleicht ein wenig überrollt, später habe ihr Sohn sich aber gefreut. Er habe die Flasche damals an der Brücke in die Wörpe geworfen, und dann sei der „gläserne Umschlag“, so vermutet auch Finder Andreas Hesse, ziemlich schnell irgendwo hängen geblieben und später wahrscheinlich bei irgendeinem Hochwasser an Land gespült worden.
Dass es vielleicht doch Glück war, dass die Flaschenpost nicht irgendwo an irgendeiner fernen Küste an Land gespült wurde, sondern im heimischen Grasberg hängen blieb, mag Anke Fuß gar nicht ausschließen. Ihr Sohn sei nämlich passionierter Angler, und da sei das Angebot des Lilienthaler Sportfischers Andreas Hesse, ihn mal im Verein zum Angeln zu begleiten, doch eine nette Idee. Anke Fuß ist sich jedenfalls ziemlich sicher: „Ich denke schon, dass er das Angebot annehmen wird. Da ist er sehr ambitioniert.“