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Hunde-Training von Frank Fass stößt auf Kritik Ein Schlag ins Gesicht

Auf der Facebook-Seite des Wolfcenters kochen die Emotionen hoch. Schuld ist ein Video, das Inhaber Frank Fass dabei zeigt, wie er einem Schäferhund mit einem Blechnapf ins Gesicht schlägt.
22.12.2012, 05:00 Uhr
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Von Andrea Zachrau

Auf der Facebook-Seite des Wolfcenters kochen die Emotionen hoch. Schuld ist ein Video, das Inhaber Frank Fass dabei zeigt, wie er einem Schäferhund mit einem Blechnapf ins Gesicht schlägt.

Dörverden. Die einen sprechen von einer Hetzkampagne, andere von Tierquälerei. Fakt ist, dass Fass in einem auf der Internet-Plattform Youtube veröffentlichten Video zu sehen ist, wie er mit einem offensichtlich aggressiven Schäferhund arbeitet. In dem Moment, in dem ein Mann auf den Hund zutritt und der anfängt zu bellen, schlägt Fass zu. Der Hund flüchtet, so weit es die Leine zulässt. Eine Szene, die sich während eines Workshops des Canis-Zentrums für Kynologie, bei dem Fass als Trainer gelistet ist, im Jahr 2009 abgespielt haben soll.

Auf Nachfrage erklärt Fass: "Tierquälerei ist ganz sicher nicht der Sinn meines Lebens, sonst wäre ich bestimmt nicht das Wagnis eingegangen und das Wolfcenter gegründet." Mehr wolle er zu der Sache gegenüber unserer Zeitung im Moment nicht sagen. Wohl aber hat er auf der Facebook-Seite des Wolfcenters ein offizielles Statement zu dem Vorfall veröffentlicht. Darin heißt es: "Klarheit schaffen für unklare Hunde ist manchmal erst einmal unangenehm." Und: "Ich habe für den Hund und letztendlich zu seinem Wohle gehandelt, da in Erwägung gezogen wurde, ihn einschläfern zu lassen. Innerhalb von 24 Stunden gelang es uns, das Tier in seinem Verhalten zu korrigieren."

Zeitgleich erschien von Hundetrainer Michael Grewe, bei dem Fass das Seminar belegt hatte, ebenfalls eine Stellungnahme, in der er erklärt, dass das Video nur ein Ausschnitt aus dem Training mit dem Hund gewesen sei. "Es handelte sich um einen Deutschen Schäferhund, der als gefährlich eingestuft war und bereits Menschen ernsthaft gebissen hat. Auf dem kompletten Film ist dann auch zu sehen, wie der Hund zuvor mit Maulkorb enthemmt in Unterarm und Beine eines Menschen zustößt." Nach dieser Übung sei auf dem Originalfilm dann auch dargestellt, wie man sich dem Hund zum Schluss ohne Maulkorb nähern konnte und er keine weiteren Versuche unternahm, einen Menschen zu beißen. "Die Halterin konnte ihren Hund bei sich behalten und gefahrloser managen", schreibt Grewe.

Nicht nur Hunderte von Facebook-Usern, auch offizielle Verbände bezogen Stellung zu dem Video. Marius Tünte, Leiter der Pressestelle des Deutschen Tierschutzbundes erklärte: "Aus Tierschutzsicht ist es völlig inakzeptabel, einen Hund mit den im Video gezeigten Methoden erziehen zu wollen, indem ihm nicht nur Schmerzen zugefügt werden, sondern er auch unter Stress und Angst gesetzt wird. Eine solche Vorgehensweise fördert die Unsicherheit des Hundes und nimmt ihm nicht eine potenzielle Gefährlichkeit."

Thomas Bierter, Vorsitzender des Internationalen Berufsverbands der Hundetrainer (IBH): "Unabhängig von der Vorgeschichte und vom beschriebenen Resultat ist in dieser kurzen Sequenz ein aus ethischer und tierschutzrechtlicher Sicht inakzeptabler Einsatz von Gewalt im Hundetraining zu beobachten, welches sich weder aus verhaltensbiologischer noch lerntheoretischer noch tierschutzrechtlicher Sicht rechtfertigen lässt. " Der Verband behalte sich vor, Strafanzeige zu erstatten.

Auf Nachfrage erklärte IBH-Trainerin Berit Jack, die in Hellwege die Hundeschule "Be my dog" betreibt: "Auf diesem Wege eine dauerhafte Verhaltensveränderung bei einem Hund erreichen zu wollen, macht überhaupt keinen Sinn. Wenn wir ein Verhalten verändern wollen, müssen wir auch an den inneren Mechanismen des Hundes, den Emotionen, arbeiten und dürfen ihn nicht noch mehr bedrohen oder ihn in für ihn aussichtslose Situationen bringen." Verhalte sich ein Hund aggressiv, sei das eine Reaktion auf eine aus seiner Sicht gefährliche Situation – quasi als eine Art Selbstschutz. Einen Hund in dieser Situation bestrafen zu wollen, könne nur nach hinten losgehen: "Jede Bestrafung stellt eine weitere Bedrohung dar. Auch wenn Strafe sein Verhalten zunächst unterdrücken kann, wird sich auf Dauer das Verhalten nicht ändern."

Die in dem Video gezeigte Trainingsmethode sehen nicht nur Trainer und Tierschützer kritisch. Auch in Fachliteratur wie dem "Merck Tiermedizin Handbuch" wird gemahnt: "Fast ausnahmslos können körperliche Bestrafungen das Verhalten von bereits aggressiven Hunden verschlimmern. Haltern sollte empfohlen werden, diese Techniken nicht anzuwenden."

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