Legenden der Rockmusik gibt es in der Music Hall immer wieder zu bewundern. Mit der einstigen Supergroup Asia, die zu drei Vierteln in Originalbesetzung auftritt, haben die Veranstalter ein weiteres Stück lebendige Musikgeschichte nach Worpswede geholt.
Worpswede. Asia sind nicht einfach nur eine lebende Legende, topfit sind die Herren im gesetzten Alter und musikalisch auf der Höhe bei ihrem Auftritt in der Music Hall. Ex-King Crimson John Wetton, dessen markanter Gesang die größten Hits der Band ab Anfang der 80er-Jahre prägte, ist noch immer gut bei Stimme, sein Bassspiel ist druckvoll und präsent. Keyboarder Geoff Downes, der gleichzeitig zur aktuellen Besetzung von Yes zählt, entlockt seiner großflächigen Keyboardburg entsprechend opulente Sounds und Carl Palmer am Schlagzeug ist – man kann es kaum anders sagen – ein Tier. Mit absoluter Präzision und ungeheuerem Krafteinsatz bearbeitet er sein Set, das im Vergleich zu seiner erfolgreichsten Zeit bei Emerson, Lake & Palmer fast minimalistisch wirkt.
Neuzugang Sam Coulson überzeugt
Asia hatten sich bei ihrer Gründung auf die Fahnen geschrieben, den Progrock der 70er-Jahre zu entstauben und mit knackigen Popsongs, die nicht ganz auf die gewohnten Stilmittel verzichten, die Charts zu stürmen. Das funktionierte, sie verkauften ihre erste LP sieben Millionen Mal. Drei Jahrzehnte später wirkt manches natürlich antiquiert, dennoch ist die individuelle Klasse der Musiker Garant für ein immer noch begeisterndes Konzerterlebnis.
Mit dem jungen Gitarristen Sam Coulson, der ungleich kantiger agiert als sein verspielter Vorgänger Steve Howe, hat die Band eine gute Wahl getroffen. Das Publikum in der gut besuchten Music Hall feiert Asia vom ersten Ton bis zum letzten Akkord von „Heat of the moment“, ihrem größten Erfolg und der einzigen Zugabe.
Das Quartett liefert seine Hits und verzichtet auf allzu viele Stücke des aktuellen, eher einfallslosen Albums „XXX“. Stattdessen gibt es „Don’t cry“, „Sole survivor“ oder „The smile has left your eyes“. Lieder, mit denen jeder Musikfan, der in den 80er-Jahren aufwuchs, wohl bis an sein Lebensende verbunden bleiben wird. Damals waren Asia eine Alternative zum allzu gefälligen Poprock, heute sind sie Nostalgie.
RANDNOTIZWenn der Signier-Stift pünktlich fällt...
Keiner zwingt Musiker, Autogramme zu geben , aber jeder weiß: Es fördert den Absatz am Merchandise-Stand, wenn die Künstler hinterher unterschreiben. Asia, ehemals mit millionenfachen Absatzzahlen gesegnet, sind heute auch auf solche Strategien angewiesen, tun sich aber schwer damit. Die Musiker, allen voran Carl Palmer, haben klare Vorstellungen, wie das Signieren vonstatten zu gehen habe. Maximal zwei alte Scheiben pro Person und kein Alkohol mit an den Stand bringen, so lautet die klare Ansage ihres Managers, der sich außerdem vergeblich müht, dass die Schlange in der von Palmer gewünschten Richtung am Tisch der vier Musiker vorbei defiliert. „Sonst hört er gleich wieder auf!“ lautet die Drohung. Unnötig, denn die Fans warten geduldig. Während seine Kollegen ab und zu für ein Foto grinsen oder ein Wort verlieren, unterzeichnet die Trommler-Legende stumm mit einer Körpersprache, die zwischen Teilnahmslosigkeit und Genervtheit pendelt. Keine Spur mehr vom leidenschaftlichen Musiker, den er zuvor auf der Bühne gegeben hat. Einfach nur lästige Pflichterfüllung in Form von kurzen Kringeln – so beendet ein inspirierter Künstler seinen Arbeitstag wie ein Beamter, wenn der Stift pünktlich fällt.