Delmenhorst. Der Standortälteste der Bundeswehr in Delmenhorst, Oberstleutnant Klaus-Dieter Betz, und der Leiter der Sektion Delmenhorst in der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik, Oberstleutnant außer Dienst Rolf-Dieter Wienand, laden – unterstützt vom Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr – zu einem Vortragsabend ein. Am Dienstag, 9. Oktober, geht es ab 19.30 Uhr im Soldatenheim "Haus Adelheide" um das Thema "Vom schwierigen Umgang der Deutschen mit ihren Diktaturen", Referentin ist Vera Lengsfeld – eine der führenden Figuren der DDR-Bürgerrechtsbewegung.
Sie wurde 1952 in Sondershausen geboren, wuchs in Ost-Berlin in einem regimekonformen Elternhaus auf. Lengsfeld studierte (Geschichte und Philosophie) und arbeitete ab 1975 an der Akademie der Wissenschaften der DDR – wegen Abweichlertums wurde gegen sie jedoch ein (erstes) Parteiverfahren eingeleitet, worauf die Zwangsversetzung ans Institut für Wissenschaftliche Information folgte. 1981 wechselte Lengsfeld dann als Lektorin in den Verlag "Neues Leben".
Im gleichen Jahr gründete sie einen der ersten halblegalen Oppositionskreise mit und war seitdem Mitorganisatorin aller wichtigen Veranstaltungen der Friedens-, und Umweltbewegung der DDR. Wegen ihres Engagements in der noch jungen Oppositionsbewegung schloss sie die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED), in der Lengsfeld seit 1975 Mitglied gewesen war, zwei Jahre später aus. Sie erhielt zusätzlich Berufs- und Reiseverbot.
Wegen "versuchter Zusammenrottung" landete sie dann sogar im Gefängnis. Man verhaftete Lengsfeld im Januar 1988 im Vorfeld einer offiziellen Demo für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht und steckte sie in U-Haft. Nach ihrer Verurteilung wurde Lengsfeld jedoch mit einem befristeten Visum nach England abgeschoben.
Im November 1989 kehrte sie in die DDR zurück, trat in die neugegründete Grüne Partei ein und wurde im Jahr Mitglied der ersten und letzten frei gewählten Volkskammer der DDR. Im selben Jahr bekam sie den Aachener Friedenspreis, später kam noch das Bundesverdienstkreuz. Im Jahr 1996 trat Lengsfeld von den Bündnisgrünen zur CDU über und beteiligte sich an der Gründung des "Bürgerbüros zur Aufarbeitung von Folgeschäden der SED-Diktatur". Bis 2005 saß Vera Lengsfeld im Bundestag und ist seitdem als freischaffende Autorin in Berlin tätig.