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Bereits vor Jahren Diebstahl bei Bundeswehr in Seedorf / Diskussionen im Internet Pistole aus Waffenkammer gestohlen

Bei der Bundeswehr in Seedorf ist bereits vor etwas mehr als fünf Jahren eine Pistole gestohlen worden – aus einer bewachten Waffenkammer. Das wurde jetzt im Zusammenhang mit dem Diebstahl von 28000 Schuss Munition aus der Fallschirmjägerkaserne bekannt.
13.02.2014, 00:00 Uhr
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Pistole aus Waffenkammer gestohlen
Von Hans Ettemeyer

Bei der Bundeswehr in Seedorf ist bereits vor etwas mehr als fünf Jahren eine Pistole gestohlen worden – aus einer bewachten Waffenkammer. Das wurde jetzt im Zusammenhang mit dem Diebstahl von 28000 Schuss Munition aus der Fallschirmjägerkaserne bekannt.

In der Fallschirmjägerkaserne Seedorf (Kreis Rotenburg) ist im August 2008 eine Pistole gestohlen worden. Das hat – wie jetzt bekannt wurde – das Verteidigungsministerium dem Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko (Die Linke) auf eine entsprechende Anfrage mitgeteilt. Der am vergangenen Freitag entdeckte Diebstahl von 28000 Schuss Munition gibt den Ermittlern weiterhin Rätsel auf. Bislang fehle von Tätern und Munition jede Spur, sagte ein Behördensprecher.

Der Linke-Abgeordnete Andrej Hunko hatte sich im vergangenen Frühsommer an das Verteidigungsministerium gewandt und gefragt, welche Waffen und Munition in den vergangenen zehn Jahren bei der Bundeswehr als vermisst oder gestohlen gemeldet worden seien. Antwort: „Mit Ausnahme von Gefechtsverlusten im Rahmen von Auslandseinsätzen sind seither 127 Waffen (Pistole, Maschinenpistole, Gewehr, Maschinengewehr) abhandengekommen, von denen bisher 62 wieder aufgefunden werden konnten.“

Frage nach Sturmgewehren

Der Verbleib der restlichen 65 Waffen sei bisher noch ungeklärt. Drei Fälle, darunter einer in Seedorf, seien allerdings eindeutig auf Diebstahl zurückzuführen. Nach Angaben des Ministeriums hat ein unbekannter Täter am 29. August 2008 aus einer „provisorischen, aber bewachten Waffenkammer“ eine Pistole gestohlen.

Eine Aussage über die Menge der als vermisst oder gestohlen gemeldeten Munition machte das Ministerium nicht. Eine umfassende Darstellung sei in Arbeit, das könne einige Wochen dauern, hieß es im Juni 2013. Zum Fall Seedorf hatte die Bundeswehr auf Nachfrage unserer Zeitung mitgeteilt, es sei der größte Munitionsdiebstahl seit 30 Jahren.

Unklar ist, was aus neun Sturmgewehren vom Typ G 36 K geworden ist, die laut Medienberichten im Januar 2007 bei der Verlegung des Fallschirmjägerbataillons 373 von Doberlog-Kirchain in Brandenburg nach Seedorf verschwunden sein sollen. Der Vorfall sei der Polizei in Rotenburg gemeldet worden, hieß es damals. Was aus dem Fall geworden ist, war gestern weder von der Bundeswehr noch von der Staatsanwaltschaft Stade zu erfahren.

Zum aktuellen Fall sagte Kai-Thomas Breas, Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade, es sei bislang noch völlig unklar, wie die mehrere Hundert Kilogramm schwere Munition aus der Kaserne geschafft wurde. Eine Möglichkeit sei der Weg durch das in den Kasernenzaun geschnittene Loch. Ein Fahrzeug habe dort aber nicht hindurchgepasst. Unbekannte hatten auf dem Kasernengelände zehn Munitionsbunker aufgebrochen und die Schlösser an zwei weiteren beschädigt. Sie erbeuteten nach Angaben der Bundeswehr 12000 Schuss Gewehrmunition und etwa 16000 Schuss Pistolenmunition.

Mit dem Diebstahl in Seedorf hat sich gestern auch der Verteidigungsausschuss in Berlin befasst. „Vor allem die Menge der gestohlenen Munition hat uns alarmiert“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil (SPD) aus Munster auf Nachfrage unserer Zeitung. Er habe deshalb den Munitionsdiebstahl im Ausschuss angesprochen. Man nehme die Angelegenheit sehr ernst. Das Verteidigungsministerium sei um einen Bericht gebeten worden.

In einschlägigen Internetforen wird unterdessen heftig über den Fall diskutiert. Dabei wird insbesondere die Sicherung der Munition kritisiert: „Schon schlecht, wenn man nicht einmal auf sich selbst aufpassen kann.“ Auf dem Blog „Augen geradeaus“ macht sich ein Kommentator Gedanken über ein Motiv der Munitionsdiebe: Womöglich hätten ehemalige Soldaten, die im Frust aus der Bundeswehr ausgeschieden seien, den Fallschirmjägern samt ihrer Führung mal kurz einen Denkzettel verpassen wollen. Rein kriminelle Motive könne man wohl ausschließen, dafür sei der Wert der Munition von deutlich unter 10000 Euro zu gering.

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