Die Schachspieler des SK Bremen-Nord (SKBN) bezeichnen ihr Vereinsmitglied Jan-Okke Rockmann bei jeder sich bietenden Gelegenheit als Ausnahmetalent. Weshalb, verdeutlichte der zwölfjährige Youngster – der schon in der SKBN-Landesliga-Mannschaft an Brett vier spielt und in seiner ersten Saison fünf von neun möglichen Punkten gewinnen konnte – bei den in Magdeburg ausgetragenen deutschen Jugendeinzelmeisterschaften. Rockmann verpasste seinen zweiten Titelgewinn seit 2012 auf tragische Art und Weise. In der Altersklasse U 12 ungeschlagen (sieben Siege, vier Unentschieden), muss er sich mit Silber anfreunden.
Die U-12-Goldmedaille ging an Luis Engel vom Hamburger SK. Engel und Rockmann hatten sich in der achten Runde unentschieden getrennt, und auch nach Abschluss des Turniers lagen der Hamburger und der Nordbremer Kopf an Kopf an der Spitze der Gesamtwertung. Großes Pech für Jan-Okke Rockmann: Als die Wettkampfleitung die Bilanzen der beiden erfolgreichsten Turnierspieler verglich, musste die Drittwertung, die sogenannte Sonneborn-Berger-Wertung, bemüht werden, um den DM-Titelkampf zu entscheiden. Das zunächst herangezogene Kriterium, die Buchholzpunkte, sprach weder für Engel noch für Rockmann.
Bedauerte Kai Reimers, der Vorsitzende der Jugendabteilung des SK Bremen-Nord. „Das ist meines Wissens ein Novum. Allerdings eine ungerechte Entscheidung, weil das Losglück in den ersten Runden eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Auf diese Art und Weise sollte eine Deutsche Meisterschaft nicht entschieden werden. Ein gemeinsamer erster Platz oder ein Stichkampf wären gerechter gewesen. Aber die Turnierordnung kann man im Nachhinein natürlich nicht ändern. Jan-Okkes Leistung wird durch diesen unglücklichen Titelentscheid aber nicht geschmälert.“ Mit neun gewonnen Punkten erreichte Rockmann ein Ergebnis, das in den meisten anderen Altersklassen zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft gereicht hätte.
So groß die Freude beim SK Bremen-Nord über Rockmanns DM-Erfolg auch ist, gleichzeitig versetzt er die Vereinsfunktionäre in Sorge. Denn seit dem vergangenen Wochenende ist die Wahrscheinlichkeit wieder gestiegen, dass der hochbegabte Schachspieler den Klub verlassen könnte. Das sieht auch Reimers so. „Noch haben wir beim Schachklub Bremen-Nord ein paar Bretter, die für Jan-Okke eine Herausforderung darstellen. Aber wenn seine Entwicklung so geradlinig weitergeht, muss man sich mit dem Gedanken anfreunden, dass er zu einem stärkeren Verein wechselt. Etwa zum Delmenhorster SK oder zu Werder Bremen.“
Der SKBN hatte in Magdeburg noch drei weitere Eisen im Feuer. Der neunjährige Collin Colbow gewann im offenen Kika-Turnier für U 10-Spieler ungeschlagen die Vizemeisterschaft. Im Vergleich mit Brian Gan (SK Kolbermoor) sprach die Zweitwertung gegen den Nordbremer. Das direkte Duell mit dem späteren Gesamtsieger Gan, ausgetragen in der fünften Runde, hatte Colbow zu seinen Gunsten entschieden. Jan-Okke Rockmanns drei Jahre jüngerer Bruder Enno belegte mit fünf Punkten aus sieben Runden den nach Ansicht von Reimers „beachtlichen neunten Platz“ in der Endabrechnung. Am Kika-Turnier beteiligten sich insgesamt 60 Talente.
Bei seinem DM-Debüt errang der 15-jährige Mathias Herdzik zwei Siege und zwei Unentschieden in der U 16. Unter dem Strich steht für ihn der 26. und damit drittletzte Platz. Eine Enttäuschung stellt Herdziks Abschneiden freilich nicht dar. „Mit dieser Leistung hat Mathias sich auf jeden Fall in die erste oder zweite Herrenmannschaft unseres Vereins gespielt“, betont Kai Reimers.