Viertes Derby, vierter Sieg: Nach drei Erfolgen in der vergangenen Kreisliga-Saison hat der SV Atlas Delmenhorst den TSV Ganderkesee auch in der Fußball-Bezirksliga bezwungen. Der 2:0 (1:0)-Triumph der weiter unbesiegten Blau-Gelben bot reichlich Unterhaltung und diskussionswürdige Szenen – auf und neben dem Platz.
Ihn hatte niemand auf der Rechnung: Nach der Rotsperre gegen Stammkeeper David Lohmann stand am Sonnabend plötzlich Maik Stolzenberger im Tor des Fußball-Bezirksligisten SV Atlas Delmenhorst. Und es sollte ein unvergesslicher Tag für die Ein-Spiel-Vertretung der Nummer eins Lohmann werden: Stolzenberger, der früher für den VfB Oldenburg und Hansa Friesoythe aktiv war, hielt seinen Kasten sauber, gewann mit dem SVA 2:0 (1:0) und durfte nach dem Abpfiff vor dem Atlas-Fanblock die „Humba“-Gesänge anstimmen. Den Kontakt zu Stolzenberger, der die U19 vom BV Cloppenburg trainiert, hatte der Delmenhorster Trainer Jürgen Hahn hergestellt. „Maik ist ein guter Freund von mir. Als er gehört hat, dass wir noch einen Torwart brauchen, hat er sofort zugesagt und seine Sache super gemacht“, sagte Hahn.
Vor rund 500 Zuschauern im Delmenhorster Stadion bekam Stolzenberger gleich in der Anfangsphase etwas zu tun. Ganderkesees Coach Hamid Derakhshan hatte sich für ein System mit zwei Spitzen entschieden, um Atlas zum ersten Mal überhaupt zu bezwingen. Ein Schuss von Apostolos Papakostas ging in der dritten Minute am Gehäuse der Gastgeber vorbei. Zwei Minuten später rettete Stolzenberger gegen den Ex-Atlas-Spieler Dariusch Azadzoy. „Wir sind gut in die Partie gekommen und waren auch ein wenig gefährlich“, schilderte Derakhshan. Ab der 15. Minute kam der SV Atlas allerdings immer besser in Fahrt. Ein Kopfball von Florian Knipping landete an der Latte (15.). Zehn Minuten danach folgte eine Schlüsselszene der Begegnung: Ganderkesees Routinier Sven Apostel riss Atlas-Torjäger Dominik Entelmann im Strafraum zu Boden. Den fälligen Strafstoß verwandelte der Gefoulte selbst zum 1:0 (26.). „Leider haben wir nach dem Rückstand total den Faden verloren und haben Atlas dann spielen lassen“, bemängelte Derakhshan.
Nach der Pause, in der der SV Atlas Musa Karli als Zugang vorstellte (siehe Bericht auf dieser Seite), traten die Delmenhorster weiterhin dominant auf. Knipping (50.) und Thomas Mutlu (56.) ließen gute Chancen aus. Die Ganderkeseer versuchten es nur noch mit langen Bällen, die jedoch nur selten bei den beiden Stürmern Manuel Carrilho und Nils Walch ankamen.
Ab der 62. Minute mussten die Gäste zudem mit nur noch zehn Spielern auskommen, denn Selim Kaya sah nach einem harten Einsteigen gegen André Brun-Tatje die Gelb-Rote Karte. Anschließend hatte der Ganderkeseer Youngster seine Nerven nicht im Griff und warf eine Trinkflasche, die den gesperrten Torhüter Lohmann auf der Atlas-Ersatzbank am Kopf traf. Später entschuldigte sich Kaya für seinen Aussetzer, ihm droht nun aber eine längere Sperre. „Der Assistent hat es gesehen, und der Schiedsrichter hat einen Sonderbericht über den Vorfall an mich gesendet“, berichtete Bezirksliga-Staffelleiter Klaus Sabisch. Über die Strafe gegen Kaya werde nun entschieden. Auch auf dem Feld wurde es in der Schlussphase immer hitziger. Nach einem taktischen Foul von Atlas-Kapitän Daniel von Seggern kam es zur Rudelbildung. Schiedsrichter Christian Tapken (Wiefelstede) hatte alle Hände voll damit zu tun, die Gemüter wieder zu beruhigen. In Gefahr geriet der verdiente Atlas-Erfolg aber nicht mehr. Entelmann machte mit seinem achten Saisontreffer in der Schlussminute alles klar – 2:0. Danach war Schluss, und Aushilfs-Torwart Stolzenberger durfte mit den Atlas-Fans feiern. David Lohmann, der ihn ab sofort wieder zwischen den Pfosten ablöst, sah grinsend zu: „Auch diesen Part hat Maik gut erledigt.“
Am Rande der Partie hatte sich derweil während der ersten Halbzeit eine dramatische Szene ereignet. Auf der Stadiontribüne erlitt eine Frau einen Kreislaufzusammenbruch und stürzte auf die Steine. Ganderkesees Betreuer Jens Winkel und weitere Zuschauer eilten sofort zu Hilfe. Die Frau wurde von Sanitätern ins Krankenhaus gebracht. „Sie hatte Glück. Es ist nichts Schlimmeres passiert“, gab Winkel Entwarnung.