Als wäre die Euphorie im Umfeld nach fünf Spielen ohne Niederlage und Tabellenplatz drei nicht schon groß genug, hat der Fußball-Bezirksligist SV Atlas Delmenhorst die Begeisterung jetzt auch noch durch eine namhafte Verpflichtung angeheizt. Während des 2:0-Erfolgs über den TSV Ganderkesee stellte der Klub seinen Fans in der Halbzeitpause Musa Karli als Zugang vor. Der 24-jährige Delmenhorster bringt es auf vier Drittliga-Einsätze und 99 Regionalliga-Spiele. Warum er jetzt einige Klassen tiefer aufläuft und was er mit dem SV Atlas vorhat, erläuterte Karli im Gespräch mit Christoph Bähr.
Herr Karli, Sie haben schon in der dritten Liga für den SV Darmstadt 98 gespielt, waren zuletzt für den VfB Oldenburg in der Regionalliga im Einsatz und jetzt gehen Sie zum drei Klassen tiefer beheimateten SV Atlas. Da fragen sich bestimmt viele: Warum?
Musa Karli:
Ausschlaggebend war die berufliche Perspektive. Ich habe noch keine Ausbildung und möchte unbedingt eine machen. Dank Atlas werde ich nun bei Toyota Engelbart zum Automobilkaufmann ausgebildet. Fußball spielt man bis man 30, vielleicht 32 Jahre alt ist. Mir stellt sich jetzt mit 24 Jahren die Frage: Was hast du danach? Irgendwann muss man vernünftig werden.
Ist der SV Atlas als Bezirksligist für Sie denn auch sportlich attraktiv?
Natürlich, die Bezirksliga oder auch die Landesliga müssen ja nicht Endstation sein. Das Konzept des SV Atlas gefällt mir. Der Verein hat einiges vor. Außerdem bin ich Delmenhorster. Ich hatte zwar auch Angebote von höherklassigen Klubs, aber warum soll ich nicht meinem Verein hier in Delmenhorst
helfen? Ich will mit Atlas einiges erreichen.
Dass rund um den Klub Begeisterung herrscht, haben Sie am Sonnabend selbst erfahren, als Sie während der Halbzeitpause des Spiels gegen den TSV Ganderkesee vor 500 Zuschauern präsentiert wurden. Wie haben Sie Ihre Vorstellung erlebt?
Dass 500 Leute da waren, hat mich sehr gefreut. Aus der Regionalliga oder der dritten Liga kenne ich natürlich auch höhere Zuschauerzahlen, aber ich hoffe, dass in Delmenhorst bald noch mehr Fans kommen, wenn es weiter so gut läuft.
Das Publikum wird künftig sicher ganz genau auf Sie achten. Als ehemaliger Profi sind die Erwartungen immens. Wie groß ist der Druck?
Ach, Druck hat man woanders. Es geht doch immer noch um Fußball, und Fußball hat viel mit Spaß zu tun. Der ist da, wenn man Erfolg hat.
Für den Erfolg des SV Atlas sollen Sie als Spielmacher sorgen. Bei der Vorstellung erhielten Sie das Trikot mit der Nummer zehn. Sehen Sie Ihre Rolle im offensiven Mittelfeld?
Ich bin schon am liebsten der Spielmacher im zentralen Mittelfeld, aber im Endeffekt entscheidet das der Trainer. Klar ist auf jeden Fall, dass ich als Spieler, der schon höherklassig Erfahrungen gesammelt hat, beim SV Atlas Verantwortung übernehmen will.
Nachdem Ihr Vertrag beim VfB Oldenburg ausgelaufen war, hatten Sie auch den Traum, zu einem ausländischen Verein zu wechseln. Haben sich diese Pläne jetzt erledigt?
Fürs Erste hat sich das erledigt, aber im Ausland zu spielen bleibt ein Traum von mir. Erstmal steht jetzt aber die Aufgabe SV Atlas an, und meine Ausbildung beginnt. Es ging in den letzten Tagen alles sehr schnell, jetzt will ich mich voll darauf konzentrieren.
Können Sie sich denn vorstellen, langfristig beim SV Atlas zu bleiben?
Mal sehen, aber warum nicht? Wenn es tatsächlich mit dem Aufstieg in die Landesliga klappen sollte, wäre das schon mal super. Beim SV Atlas kann man sehr guten Fußball spielen.
Ein Problem gibt es nur mit Ihrem Wechsel zum SV Atlas: Sie müssen am 5. Oktober gegen Ihrem Heimatklub SV Tur Abdin antreten, bei dem auch Ihr Bruder Daniel Karli spielt. Wird das nicht schwierig für Sie?
Darüber habe ich noch gar nicht so genau nachgedacht. Aber gegen Abdin zu spielen, ist für mich nicht ganz neu. Mit der Jugend von Werder Bremen und mit dem SV Wilhelmshaven habe ich schon Testspiele gegen Abdin bestritten. Natürlich wird es eine besondere Partie, aber letztlich ist es auch nur ein Fußballspiel.