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Bremen 135 Paar Schuhe als Symbol für Gewalt gegen Frauen

Bremen. Der Schrei ist alle 3,6 Minuten zu hören. Es ist der Schrei einer Frau.
23.11.2014, 00:00 Uhr
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135 Paar Schuhe als Symbol für Gewalt gegen Frauen
Von Sabine Doll

Der Schrei ist alle 3,6 Minuten zu hören. Es ist der Schrei einer Frau. Passanten, die am Goetheplatz vorbeigehen, bleiben kurz stehen, schauen sich um, woher der Schrei kommt. „Diese Reaktionen haben wir bezweckt“, sagt Babette Gräfe, Präsidentin des Zonta-Clubs Bremen. Der Schrei kommt aus einer Audio-Installation, die am Theater am Goetheplatz hängt, und ist Teil einer Kampagne, mit der sich der Bremer Club am Sonnabend an einem bundesweiten Aktionstag der Zonta-Clubs beteiligt hat. Ihr Titel: „Zonta says No“. Nein zu Gewalt gegen Frauen. Alle 3,6 Minuten werde, statistisch gesehen, in Deutschland eine Frau vergewaltigt.

Passanten lässt aber nicht nur der Schrei innehalten. Mitten auf dem Goetheplatz haben die Mitglieder des Netzwerks berufstätiger Frauen eine Pyramide aus 135 Paar Frauenschuhen aufgebaut. „Sie ist Symbol dafür, dass im vergangenen Jahr in Deutschland 135 Frauen an den Folgen häuslicher Gewalt gestorben sind. Eine unvorstellbare Zahl“, so die Zonta-Präsidentin. Mit der Resonanz auf die Aktion ist sie zufrieden: „Wir kommen mit vielen Menschen ins Gespräch, darüber, dass häusliche Gewalt immer noch ein Tabuthema in der Öffentlichkeit ist, sie in allen gesellschaftlichen Schichten vorkommt und viele Frauen jahrelang leiden müssen, bis sie Hilfe bekommen. Oft auch, weil sie nicht wissen, wohin sie sich wenden können.“ Am Infostand auf dem Goetheplatz stellen deshalb auch Hilfsorganisationen ihre Arbeit vor. Darunter der Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen, ein vorrangiges Förderprojekt des Clubs, für den die Zonta-Frauen Spenden sammeln.

„An uns können sich Frauen persönlich, telefonisch und auch über das Internet wenden“, sagt Notruf-Mitarbeiterin Helena Erdmann. „Wir beraten die Frauen, begleiten sie zur Polizei, wenn sie Anzeige erstatten wollen, vermitteln Kontakte zu Frauenhäusern und Anwältinnen, sind in jedem Fall für die Frauen da. Und wir respektieren jede Entscheidung, die sie treffen.“ Auch Erdmann hat die Erfahrung gemacht, dass es oft sehr lange dauert, bis Frauen Hilfe suchen. Manchmal sogar viele Jahre. Die Notruf-Beraterin erzählt von einer Betroffenen, die sich nach 20 Jahren von ihrem gewalttätigen Ehemann getrennt hat.

Carola Kaufmann ist zufällig am Goetheplatz vorbeigekommen. Die Aktion des Zonta-Clubs, vor allem die Schuhpyramide und den Frauenschrei, findet sie sehr eindrücklich. „Solche Kampagnen sind notwendig und müsste es öfter geben, denn häusliche Gewalt gegen Frauen ist immer noch zu wenig ein politisches Thema.“

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