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Ehemaliger Vodafone-Manager seit einem Jahr an der Spitze von Europas größtem Reisekonzern Joussen will Tui in die Internet-Ära steuern

Hannover. Fritz hat‘s geschafft. Vor einem Jahr war der ehemalige Vodafone-Manager Friedrich Joussen angetreten, um Europas größtem Reisekonzern Tui eine Rosskur zu verordnen.
07.02.2014, 00:00 Uhr
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Von Ralf E. Krüger

Fritz hat‘s geschafft. Vor einem Jahr war der ehemalige Vodafone-Manager Friedrich Joussen angetreten, um Europas größtem Reisekonzern Tui eine Rosskur zu verordnen. Fritz, wie sich der hoch aufgeschossene Zwei-Meter-Mann aus Duisburg gern von Mitarbeitern nennen lässt, sieht erste Hürden genommen. Einen Kulturwandel hat er eingeleitet, den jahrelang murrenden Anlegern eine erste bescheidene Dividende gezahlt und die verwirrende Markenvielfalt reduziert.

Und nun? „Nach der Sanierung und Restrukturierung geht es in den nächsten Monaten stärker um die Zukunftsstrategie, die Differenzierung von Produkten und der Marke und die Frage, wo können wir wachsen und wie können wir wachsen“, sagt der 50-Jährige. Als er vor einem Jahr auf dem Tui-Chefsessel Platz nahm, wollte er das Geschäft vor dem Hintergrund der starken Internet-Anbieter neu strukturieren. Doch die Basis dafür war nicht vorhanden, Joussen musste erst einmal die Kostenstruktur in Ordnung bringen und das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen. Parallel zur Konsolidierung des Erreichten will er sich nun um die Herausforderung kümmern, die er noch vor seiner Anstellung dem russischen Tui-Großaktionär Alexej Mordaschow als oberste Priorität erläutert hat: Die Tui-Positionierung im Internet.

Bisher wurde das weitgehend verschlafen. Joussen: „Wenn wir glauben, dass wir nur unsere Website erneuern müssen und ansonsten bleiben, wie wir sind – das wird nicht funktionieren.“ Er propagiert radikales Umdenken. Nicht klassische Konkurrenten aus dem Tourismusbereich sind sein Maß aller Dinge, sondern Online-Reiseanbieter wie Trivago. Deren Gründer war einst bei Vodafone ein Mitarbeiter von Joussen, der mehrere seiner Ex-Kollegen mittlerweile an strategischen Stellen im Tui-Management platziert hat. Er ist sich

sicher: „Die strategische Herausforderung, die wir lösen müssen, liegt darin, von der Händler- zur Hotel- plus Marktzugangs-Mentalität zu kommen.“ Der Kunde wünsche maßgeschneiderte Produkte – gerade bei der Hotelbuchung. Da sei es notwendig, sich von den anderen Wettbewerbern abzusetzen.

Für die Kunden gelte: Ist das Hotel gut, ist der Urlaub gut. „Unser Rundum-sorglos-Paket der Pauschalreise kombinieren wir mit dem entscheidenden Differenzierungstreiber aus Kundensicht – dem Hotel“, unterstreicht Joussen. Tui habe dabei mit 30 Millionen Kunden den strategischen Vorteil des Marktzugangs. „Ob die Kunden hinterher wie in Schweden tatsächlich 90 Prozent ihrer Reisen im Internet kaufen oder wie in Deutschland gerade mal zehn Prozent der Kunden, ist unerheblich.“

Nach knapp zwei Jahrzehnten auf der Tui-Kommandobrücke hatte ihm sein Vorgänger Michael Frenzel als einer der dienstältesten deutschen Topmanager vor einem Jahr das Steuerrad übergeben. Joussen vermeidet heute öffentliche Kritik an seinem Vorgänger. In vertrauter Runde macht der Ingenieur aber kaum Hehl aus seiner Überzeugung, dass beim Umbau des einstigen Mischkonzerns Preussag in das verschachtelte Firmengeflecht des Reise-Dienstleister Tui nicht immer die Interessen der Aktionäre im Zentrum waren. Lange gingen sie ohne Dividende aus.

Ein Klotz am Bein bleibt der verbliebene Anteil an der Container-Reederei Hapag-Lloyd. Tui will sie verkaufen, aber nicht um jeden Preis: „Für die Erreichung unserer Ziele brauchen wir das Geld jedenfalls nicht“, unterstreicht Joussen.

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