Sottrum-Everinghausen. Wenn sich deutsche Schauspiel-Größen wie Ruby O. Fee, Jonathan Berlin, Mechthild Großmann und Friederike Kempter ausgerechnet in der Abgeschiedenheit der Voßberger Dünen treffen, dann dürfte dies berufliche Gründe haben. Das idyllische Naturschutzgebiet nahe der Hansalinie bei Sottrum ist noch bis an diesem Donnerstag fest in der Hand von Filmleuten. Am Dienstag fiel die erste Klappe für den Märchenfilm „Prinz Himmelblau und Fee Lupine“, der an mehreren Orten im Bremer Umland gedreht wird. Mittendrin – begleitet und assistiert von Regisseuren, Produzenten, Aufnahmeleitern und Komparsen aus der Bremer Komparsen-Agentur – agiert das prominente Quartett routiniert und konzentriert am Set.
Dass an diesen drei Tagen rund um die Voßberger Dünen etwas anders ist als sonst, darauf deuten schon die rot-weißen Pylonen hin, die das Filmteam entlang der Everinghauser Straße bis hin zu dem einsamen Feldweg aufgestellt hat. Vor Ort parken mehrere Lastwagen von großen Autovermietern. Mobile Garderoben und Masken, dazu Strahler, Lichtsegel und ein Cine-Mobil lassen erahnen, dass es sich hier um den Schauplatz eines Film-Drehs handelt. Stroh ist auf dem morastigen Weg ausgelegt, um das Einsinken der schweren Fahrzeuge zu verhindern. „Das ist uns schon ein paar Mal passiert. Zum Glück gibt es einen Bauern in der Nähe, der uns mit seinem Trecker hilft“, sagt die Film-Produzentin Katharina Wagner. Der Ort des Geschehens ist derweil bewusst gewählt worden. „Wir hatten uns zuerst die Verdener Dünen angesehen. Die sind zwar wunderschön, aber dort hätten wir Tonprobleme bekommen wegen der Autobahn“, erklärt Wagner, die den Film mit ihrer rund 50 Köpfe umfassenden Mannschaft im Auftrag der ARD dreht.
Die 34-Jährige und ihre Crew sind froh, dass sie für die Neuverfilmung des Feen-Märchens eine hochkarätige Besetzung verpflichten konnten. „Die Schauspieler passen einfach super zu den Rollen“, findet Katharina Wagner, die per Funk ständig mit den Akteuren verbunden ist. In der Verfilmung nach Motiven des Märchens von Christoph Martin Wieland spielt Jonathan Berlin – bekannt aus dem Thriller „Tannbach“– als Prinz Himmelblau an der Seite von Tatort-Darstellerin Ruby O. Fee als Fee Lupine die Hauptrolle.
Der Prinz soll nach dem Drehbuch von Anette Schönberger und dem Wunsch der Königin Mutter (Mechthild Großmann) eine Prinzessin aus reichem Hause heiraten. Der junge Prinz aber möchte sich seine Braut selber aussuchen und reitet auf seinem Mini-Pferd Alfonse los. Schon bald trifft er die ebenso entzückende wie schüchterne Fee Lupine, bei der sofort die Funken fliegen. Angetan vom Prinzen will die Schüchterne dennoch enteilen. „Himmelblau“ gelingt es jedoch, sich mit dem Feenmädchen zu verabreden. Der aufblühenden Romanze werden indes Steine in den Weg gelegt. Mit Hilfe der Hexe Confidante, gespielt von Friederike Kempter, setzt die Mutter alles daran, dass sich die Verliebten nie wiedersehen. Ein Fluch soll sie entzweien.
Auf der Voßberger Düne durchdringt derweil ein hämisches Lachen aus der Kehle von Friederike Kempter die Stille. Die Schauspielerin, bekannt aus dem Tatort Münster, geht in ihrer Rolle als teuflische Hexe voll auf. „Böse Figuren machen mir am meisten Spaß. Und dieses Hexe hat nur Rache im Sinn und ist wirklich böse“, sagt die 36-jährige Schwäbin in der Drehpause. Rund neun Minuten des Gesamtwerks, das an den Weihnachtstagen in der ARD ausgestrahlt werden soll, spielen in der Everinghauser Natur, schätzt Produzentin Katharina Wagner. Mit dem bisherigen Verlauf der Dreharbeiten zeigt sich die Chefin am Set bisher sehr zufrieden. Und die Aufnahmen auf der Voßberger Düne, die im fertigen Werk das Lager des Prinzen zeigen, gehören für Katharina Wagner zu den Schlüsselszenen. Daher sei absolute Ruhe nötig, wenn die Klappe fällt. Am Donnerstag zieht der Film-Tross dann weiter. Dann sind die Everinghauser Aufnahmen im Kasten. Nächster Drehort soll das Forstgebiet bei Schwanewede sein. Auch an märchenhaften Schauplätzen in Bremen und Sachsen-Anhalt auf Burg Falkenstein werden Filmsequenzen für den Streifen gedreht. Die Dreharbeiten sollen bis zum 8. Juli dauern. In weiteren Rollen stehen Sarina Radomski („SOKO Leipzig“) und Patrick Güldenberg („Sonnenallee“) vor der Kamera.